Das globalisierte Fundstück
Nur mal angenommen, das Leben ist tatsächlich ein einziges Wechselspiel aus Suchen und Finden. Wer morgens drei Kugelschreiber verlegt und am Abend mal einen, mal fünf auf dem Schreibtisch liegen hat, weiß das schon lange. Und fühlt sich nach den Erkenntnissen des geschätzten Kollegen Bachmeier aus Bayerns Hauptstadt der Suchenden, die am Samstag an dieser Stelle zu lesen waren, erst recht bestätigt.
Nun war es früher so: Der Autoschlüssel, der plötzlich weg war, fand sich irgendwann hinterm Sofa, in einem Innenfutter oder – ganz originell – im Kühlschrank wieder. Nicht weiter entfernt jedenfalls als, aneinandergereiht, etwa 100 Kugelschreiber (morgens 130, abends 70). Heute, in der mobilen, globalisierten Welt, reicht das nicht mehr. Dass sich im Fundbüro des Münchner Flughafens Sombreros, Motorsägen und eine hochwertige, asiatische Geisha-Perücke stapeln, mag man noch verstehen. Aber dass Schäferhündin Rapunzel, im Landkreis Aschaffenburg ausgebüxt, nicht in der nachbarschaftlichen Speisekammer, Abteilung Fleischwurst, aufgegabelt wird, sondern unweit von Zürich? Und es kommt noch besser.
Im Kreis Cham in der Oberpfalz öffnet ein Mann die Motorhaube seines Autos und findet: einen Geldbeutel. Kurios ist: Der Besitzer der Geldbörse, ein Mann aus Norddeutschland, hat diese im Alpenvorland verloren, wo er gerade in Urlaub war – wie der Oberpfälzer auch. Wie kommt das Ding jetzt unter die fremde Haube? Die Polizei ermittelt. Und hat nur eine Erklärung: Ein Marder muss den Geldbeutel gefunden und dann im Auto versteckt haben. Wenigstens war er ehrlich – es fehlt nichts. Liegt wohl daran, dass ihn Geld nicht interessiert. Nicht auszudenken, wären darin Kugelschreiber gewesen.