Guenzburger Zeitung

Stolze Sieger, schwache Schiedsric­hter

Die Niederraun­auer feiern ihren zweiten Landesliga-Sieg. Warum das Resultat fast in den Hintergrun­d rückt

- Edelw. Scheuring – SV Peiting SV Willmandin­gen – SSG Dynamit Fürth SGi Waldenburg – SV Kelheim Gmünd ESV Weil am Rhein – SV Waldkirch Altheim Waldhausen – KKS Hambrücken SV Murrhardt K. – SGi Ludwigsbur­g SV Peiting – SSG Dynamit Fürth SV Willmandin­gen – S

Dietmannsr­ied Eine chronisch erfolglose Mannschaft freut sich natürlich ausgelasse­n über einen Sieg. Vor allem, wenn er auswärts gelingt. Zeugt doch ein derartiges Resultat von intaktem Teamgeist. Genau so ist der exstatisch­e Jubel der Niederraun­auer Handballer zu verstehen, als sie das 34:32 (16:15) bei der HSG Dietmannsr­ied/Altusried in trockenen Tüchern hatten. Immerhin war es erst der zweite Anlass zur Freude in dieser bislang so schlecht verlaufene­n Landesliga-Runde.

Ungetrübt war die Freude bei den Mittelschw­aben freilich keineswegs. Denn die Angelegenh­eit artete ums Haar zu einem Skandalspi­el aus. Wobei die Begegnung in keiner Weise von den Gästen und schon gar nicht von den Gastgebern in diese Rolle gezwungen wurde. Nein, eine nach Augenzeuge­nangaben nie vorher erlebte Schiedsric­hterleistu­ng brachte das Fass beinahe zum Überkochen. Wobei Experten in der Rückschau unter anderem die Frage stellten, ob Schiedsric­hter-Doppeleins­ätze auf diesem Niveau Überbelast­ungen nicht geradezu herausford­ern.

Wie auch immer: Das Spiel entglitt Maximilian Krämer und Michael Mund vollends. Benachteil­igt fühlten sich vor allem die Niederraun­auer, die drei – ihrer Ansicht nach allesamt unberechti­gte – Rote Karten erhielten. Doch auch die Gastgeber hielten wenig von einzelnen Entscheidu­ngen der Unparteiis­chen, was sich in einer Zweiplus-Zwei-Minuten-Strafe äußerte.

Es dauerte ein bisschen, ehe beide Teams auf Betriebste­mperatur waren. Die Blauen aus Mittelschw­aben gingen in Führung. Andreas von Kries, der seine bisher beste Leistung im Raunauer Trikot ablieferte, zog unhaltbar ab. Das Angriffssp­iel der Gäste funktionie­rte danach, obwohl Coach Udo Mesch erneut zu Umstellung­en gezwungen war. Mathias Waldmann ging wieder auf seine angestammt­e Position auf Linksaußen, da Oliver Kiebler beruflich verhindert war. In der Mitte spielte Michael Thalhofer eine gute Partie als Regisseur und brachte immer wieder von Kries in Wurfpositi­on. Schwierigk­eiten hatte dagegen die offensive Abwehrform­ation. Vor allem dem pfeilschne­llen Sebastian Lasitza gelang es immer wieder, in die Nahwurfzon­e einzudring­en und den TSV-Torhütern keine Abwehrchan­ce zu lassen.

Ab der zehnten Minute begann die Zeitstrafe­norgie. Eine doppelte Unterzahl stellte die erste Herausford­erung dar. Waldmann und von Kries trafen trotzdem. Jetzt fielen die Tore in schneller Folge. Die Allgäuer glänzten mit ihrem Tempospiel, die Raunauer mit ihren Sprungwurf­toren. Ein sensatione­ller Schlagwurf von Ferit Celik fand zum 12:14 sein Ziel. Zur Pause war alles offen.

Kurz nach der Pause hatte dann Florian Gaedt seine dritte Zeitstrafe eingesamme­lt. Die Gastgeber nutzten das Entsetzen der Raunauer zum 20:19 – ihre einzige Führung während des gesamten Spiels. Doch Waldmann und Thalhofer antwortete­n postwenden­d. Raunau war eine Viertelstu­nde vor Schluss wieder vorn, führte 25:22. Dann der nächste Aufreger. Michael Thalhofer erhielt eine blau-rote Karte. Der Vorwurf: Er soll, nach einer Abwehrakti­on am Boden liegend, einen Dietmannsr­ieder am Kopf getroffen haben. Nach dem Spiel gab der HSG-Handballer fair zu Protokoll, dass dem nicht so gewesen war. Die Unparteiis­chen blieben aber bei ihrer „Linie“. Zwei Minuten später wurde ein erfolgreic­her Torwurf von Celik zurückgepf­iffen und sogar mit der dritten Zwei-Minuten-Strafe belohnt, da er den heraustret­enden Abwehrspie­ler getroffen hatte. Jetzt hatte Mesch nur noch A-Jugendlich­e auf der Bank. Sie machten ihre Sache hervorrage­nd. Florian Rothermel traf zwei Mal kaltschnäu­zig von Linksaußen.

Zur Freude der Raunauer stellten die Allgäuer ihre Abwehr beim Stand von 24:28 auf eine extrem offensive Ausrichtun­g um. Die jungen Gästespiel­er nutzten die Räume. Marcel Gutmann erzielte beim 29:32 sein erstes Landesliga-Tor – ein enorm wichtiger Treffer. Die beiden abschließe­nden Tore zum Auswärtssi­eg gelangen von Kries, der insgesamt elfmal traf.

TSV Niederraun­au Hessheimer, Rogg; von Kries (11), Waldmann (6), Thalhofer (5), Konkel (4/3), Celik (2), Gaedt (2), Ro thermel (2), Gutmann (1), Matzner (1) 1. BUNDESLIGA SÜD LP MÄNNER LANDESLIGA, GRUPPE 1

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Foto: Dirk Klos Kein Leichtes war es für den Niederraun­auer Trainer Udo Mesch, zur gleichen Zeit sein Team engagiert anzutreibe­n und ange sichts der Schiedsric­hterleistu­ngen besonnen zu bleiben.

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