Wasser für das Moos
Die Arge hat an den Vollmer-Seen bei Riedhausen einen ungewöhnlichen Pumpversuch gestartet
Riedhausen Seit Montag strömen aus dem Vollmer-See Nummer zwei bei Riedhausen über eine etwa 420 Meter lange Rohrleitung 50 Liter Wasser in der Sekunde in einen großen Container. Dieser sorgt zunächst für das Ablagern von möglichen Sedimenten. Anschließend fließt das Seewasser in den sich daneben befindlichen Landgraben und damit weiter in die Donau. Nicht etwa, dass der See nun leergepumpt werden soll – das wäre so schon gar nicht möglich. Vielmehr handelt es sich bei der entnommenen Wassermenge – dafür sorgt eine an einer Schwimminsel im See befestigte Pumpe – um einen Pumpversuch der Arge Donaumoos. Für die technische Ausführung ist die Firma Terrasond aus Deffingen zuständig: Könnte der See so viel Wasser liefern, womit eine Wiedervernässung des Gundelfinger Mooses möglich wäre? Tatsächlich wäre eine geringe Menge schon ausreichend.
Moore sind ganz besondere Gebiete. Ständiger Wasserüberschuss aus Niederschlägen oder Mineralbodenwasser hält den Boden sauerstoffarm und verhindert dadurch den vollständigen Abbau pflanzlicher Reste. Organische Masse reichert sich an und lagert sich als Torf ab. In natürlichen Mooren wird abgestorbenes Pflanzenmaterial weitgehend konserviert. Das ansonsten bei einem Verrottungsprozess austretende Kohlendioxid bleibt im Boden gebunden. Wird ein Moor jedoch entwässert, wie es über Jahrhunderte der Fall war, zersetzen sich die im Boden befindlichen Pflanzenreste und es werden Treibhausgase freigesetzt. Georgio Demartin, Diplom-Biologe und stellvertretender Geschäftsführer der Arge Donaumoos, spricht von einem Anteil von acht Prozent, der dabei entstehen kann. Moorschutz ist somit gleichzeitig auch Klimaschutz. Eine weitere Folge einer Entwässerung von Mooren ist das Zusammensacken der Böden: Etwa ein bis zwei Zentimeter verliert das Gundelfinger Moos im Jahr an Oberfläche. Boden, der letztlich als Treibhausgas in der Luft landet. Dass damit auch wertvolle Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten verloren gehen ist die logische Folgerung. Moore können erhalten werden, indem der Wasserabfluss reduziert wird, beispielsweise durch das Abstauen oder den Rückbau von Gräben. Eine weitere Möglichkeit ist eine zusätzliche Wasserzuspeisung: Wasser dorthin zu transportieren, wo es benötigt wird – in das Moor.
Doch zurück zum Gundelfinger Moos. Die rund 220 Hektar Gesamtfläche befinden sich größtenteils im Besitz der öffentlichen Hand. Für die Wiederbelebung sind etwa 100 Hektar anvisiert. Die finanziellen Mittel dafür stellt der Freistaat, der die Arge Donaumoos mit der Umsetzung betraut hat, zur Verfügung. Ein hydrologisches Büro aus Tübingen betreut das Projekt mit. Sowohl zur Wasserentnahme als auch zum Pegelstand des Sees besteht jederzeit Datenzugriff. Gemessen wird der Wasserstand übrigens über ein Pegelrohr mit Datenlogger am Ostufer des Sees.
Der Pumpversuch ist zunächst ein kleines Steinchen in einem großen Mosaik. Danach soll sich zeigen, ob der Vollmer-See Nummer zwei über das Grundwasser genügend Wasser nachliefert, um auf diese Weise den Niedermoorkörper im Projektgebiet des Gundelfinger Mooses zu erhalten und weiter zu entwickeln.