Oberzentrum kommt zum Jahreswechsel
Entwicklung Günzburg und Leipheim haben sich den Aufstieg erarbeitet. Finanzminister Söder erklärt, wie es zur Entscheidung kam
München Es war nur ein kurzer Besuch für die Delegation aus dem Landkreis Günzburg im Palais Leuchtenberg am Münchner Odeonsplatz. Dafür aber ein sehr erfreulicher: Markus Söder, Bayerischer Staatsminister der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat, bekräftigte, was die Besucher aus Schwaben schon vor einigen Wochen voller Freude verkündet haben: Günzburg und Leipheim sollen gemeinsam zum Oberzentrum in Bayern aufsteigen. Im September werde die entsprechende Fortschreibung des Landesentwicklungsplans im Landtag behandelt, so Söder. Sollte nichts mehr dazwischen kommen, werden die beiden Städte den Titel zum Jahreswechsel erhalten.
Söder erklärte beim Gespräch in München, was hinter der Entscheidung der Aufstufung steckt. „Wir sehen, dass sich der ländliche Raum stärker entwickelt. Nicht nur München soll weiter wachsen, sondern auch Bayerns ländliche Gebiete“. Das Land richte seinen Blick auf die Region. Dabei betrachte der Landesentwicklungsplan einen Zeitraum zwischen zehn und 20 Jahren in der Zukunft, so Söder. „Wir haben bewusst nicht nur die statistische Entwicklung, beispielsweise im Bezug auf die Einwohnerzahl betrachtet, sondern besonders die dynamische Entwicklung der Regionen.“Hier hat der Raum Günzburg-Leipheim in den vergangenen Jahren eine starke Entwicklung hingelegt – nicht zuletzt durch die wachsende touristische Bedeutung.
Dass es so gekommen ist, stellt keine Selbstverständlichkeit dar. Landtagsabgeordneter Alfred Sauter erinnerte beim Besuch in München an die diversen Rückschläge, welche die Region in den Jahren und Jahrzehnten zuvor verkraften musste: Den Wegfall großer Unternehmen wie der Günzburger Firma Mengele, aber auch die Schließung gleich zweier Bundeswehrstandorte mit der Prinz-Eugen-Kaserne und dem Leipheimer Fliegerhorst. Dass dieser nun in das gemeinsam von Günzburg, Bubesheim, Leipheim und dem Landkreis Günzburg gestartete Interkommunale Gewerbegebiet Areal Pro umgewandelt werden konnte, ist ein Pfund, mit dem die beiden Städte bei ihrer Bewerbung als gemeinsames Oberzentrum wuchern konnten. Denn auch hier geht die Entwicklung steil nach oben, wie Bürgermeister Christian Konrad den Finanzminister wissen ließ: „Diese Woche beraten wir erneut über eine große Neuansiedlung.“
Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig betonte die vielen Schnittstellen, welche die beiden Nachbarstädte haben – unter anderem durch die gemeinsame Fortentwicklung des Hallenbades Nord und die gemeinsamen Tourismus-Bemühungen. „Wir spüren bereits als bisheriges Mittelzentrum eine sehr positive Entwicklung“, so Jauernig beim Gespräch in München. Die Höherstufung schaffe nun weitere gemeinsame Möglichkeiten.
Minister Markus Söder sieht das Doppel-Oberzentrum auch geografisch in einer wichtigen Position: „Es war uns wichtig, ein Signal zwischen Ulm/Neu-Ulm und Augsburg zu setzen, um hier einen weiteren Versorgungsschwerpunkt zu bilden.“Dies bedeute zugleich eine Aufwertung für Nordschwaben.
Einen großen Scheck brachten die beiden Rathauschefs von ihrem Besuch in München nicht mit nach Hause. Söder stellte klar: Der Status Oberzentrum, den die beiden Städte voraussichtlich zum 1. Januar 2018 erhalten werden, ist schließlich kein besonderes Förderkriterium. Aber der Status biete Chancen darauf, zusätzliche Einrichtungen wie Schulen oder Kliniken zu erhalten. Außerdem hätten Oberzentren die Möglichkeit, größere Verkaufsflächen zu schaffen. Das sei ein wichtiger Aspekt, um die Kaufkraft vor Ort zu halten. „Oberzentren sind natürlich auch für Firmen interessanter, die sich ansiedeln wollen.“
Landtagsabgeordneter Hans Reichhart sieht in der erfolgreichen Bewerbung der beiden Städte, welche die Abgeordneten nachhaltig unterstützt hatten, ein enormes Signal der Zusammenarbeit. Nicht zuletzt seien Günzburg und Leipheim ja auch schon durch die Donau miteinander verbunden. „Beide Städte müssen davon gemeinsam profitieren, den Fluss als Lebensraum zu entwickeln.“»Diese Woche