Alter Brauch und neuer Trommler Albert
Am „laufiga Medig“ziehen wieder die Kinder durch Burgau und betteln Süßigkeiten
Burgau. Ein neuer TrommlerAlbert holt am Burgauer Nationalfeiertag, dem „laufiga Medig“, die Schüler bei der Grashüpferschule zur traditionellen Kinderbrotspeisung ab. Nach rund 40 Jahren hat Albert Vogele junior seine Trommel an seinen Schwiegersohn Bernd Burkhardt weitergegeben. Ein neuer Helm und eine nagelneue Uniform zieren die Burgauer Fasnachtsfigur. Um 9 Uhr kommt Trommler-Albert zu der den Schulkindern und unter der musikalischen Begleitung der Handschuhmacher-Kapelle und den Stadtsoldaten, die für Ordnung während der Kinderbrotspeisung sorgen, geht es in Richtung Burgauer Innenstadt. Mit den Rufen „Brezga raus, Brezga raus Hio, oder Guatsla raus, Guatsla raus Hio“ziehen die jungen Maschkerer durch die Stadt und füllen sich ihre Taschen mit Süßigkeiten.
Anfänge in Notzeiten
Die Anfänge der Burgauer Kinderbrotspeisung reichen über 400 Jahre zurück, als von dem Magistrat, dem damaligen Stadtrat, Brot an die Kinder verschenkt wurde. Aufgrund einer Hungersnot sowie der Pest waren die Kinder im Jahr 1614 besonders von Armut betroffen. Über alle Kriege und Notzeiten wurde diese Kinderbrotspeisung beibehalten. Der Brauch wurde aber auch in Zeiten gepflegt, als keine Hungersnot herrschte. Von 1920 bis 1935 führte ein älterer Burgauer Bürger, der sogenannte Leimer, die Kinder durch die Stadt. Er holte sie am Faschingsmontag in der Schule ab und zog mit einem Leiterwagen los, um Lebensmittel zu erbetteln. Jeder Bäcker, Metzger und Lebensmittelladen wurde besucht und mit lautem Geschrei um Gaben gebeten. 1935 verteilte er zum letzten Mal über 600 Brezen an die Kinder (Burgau hatte damals ca. 2.500 Einwohner).
Highlight für die Kinder
Im Jahr 1948 erweckte der Burgauer Albert Vogele den Brauch wieder zum Leben. Die Kinder warteten damals schon sehnsüchtig in ihren Klassenzimmern, bis der Trommler-Albert kam und sie endlich durch die Stadt ziehen konnten, um ihre Sprüche zu schreien und Süßigkeiten und andere Leckereien zu sammeln. ulan