Laura Dahlmeier genießt
Biathlon WM Die 23-Jährige holt sich mit dem Titel in der Verfolgung bereits die dritte Medaille im dritten Rennen. Der Bundestrainer schwärmt und seine Athletin ist noch nicht satt
Mit nur 53 Kilogramm verteilt auf zierliche 1,63 Meter wirkt Laura Dahlmeier eher zerbrechlich. Doch in der Loipe und am Schießstand präsentiert sich die junge Frau aus Partenkirchen bärenstark. Fokussiert, ruhig und für eine 23-Jährige unglaublich abgeklärt geht sie die Aufgaben in Hochfilzen an – Aufwärmen, Anschießen und dann holt sie Edelmetall. Die Biathlon-Weltmeisterschaften in Hochfilzen könnten zu den großen Dahlmeier-Festspielen werden. Im dritten Akt ließ Dahlmeier die dritte Medaille folgen. Nach dem Gold in der Mixed-Staffel zum Auftakt und Silber im Sprint am Freitag legte sie am Sonntagvormittag die Goldmedaille in der Verfolgung nach. Mit einem Schuss Ironie gab Dahlmeier anschließend ihr Sieger-Interview. „Heute ist das Rennpferd galoppiert“, sagte die Siegerin in Anspielung auf ein Zitat der Kontrahentin Gabriela Koukalova.
Die schlagfertige Tschechin war nach ihrem Sprint-Gold im Zweikampf mit Dahlmeier froh gewesen, endlich mal keine Kartoffel-Medaille wie man in Tschechien eine Pleite formuliert, geholt zu haben. Außerdem hatte sie Dahlmeiers unbedingten Siegeswillen gelobt: „Laura kann rennen wie ein Pferd.“
Und schießen wie John Wayne. Auch deshalb überholte Dahlmeier in der Verfolgung die vor ihr gestartete Koukalova, die sich drei Schießfehler leistete und auf Rang drei landete. Silber ging an die Weißrussin Darja Domratschewa. Dahlmeier hat weiterhin die Chance, als dritte Biathletin überhaupt Medaillen in allen sechs WM-Wettbewerben zu holen. „Ich weiß, dass ich, wenn ich meine Bestleistung abrufe, in jedem Rennen um das Podest mitkämpfen kann“, sagt die Partenkirchnerin.
Im Jagdrennen verteidigte sie ihren WM Titel aus dem Vorjahr in Oslo, wo sie fünf Medaillen in fünf Rennen abräumte. Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig schwärmte: „Wenn man diese Konstanz, diese Stabilität, vor allen Dingen in den jungen Jahren, betrachtet, dann ist sie die Kompletteste und die Stabilste, die ich überhaupt erlebt habe, trotz der vielen Erfolge mit anderen Athletinnen.“Selbst Magdalena Neuner oder Uschi Disl war eine Titelverteidigung in der Verfolgung nicht geglückt. Laura Dahlmeier lief nun schon zur achten Medaille in ihrem achten WM-Rennen nacheinander. „Das ist einmalig. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich so einen Lauf schon einmal erlebt habe. Und ich bin schon lange dabei“, lobte Bundestrainer Hönig.
Nach dem starken WM-Auftakt der deutschen Mannschaft mit vier Medaillen in fünf Wettbewerben dürfen die Biathleten nun durchschnaufen. Am Montag und Dienstag stehen keine Wettkämpfe auf dem Programm. Am Mittwoch, um 14.30 Uhr, folgt das Einzelrennen der Frauen über 15 Kilometer und am Donnerstag das Einzel der Männer über 20 Kilometer.
Beim Thema Doping hält sich Laura Dahlmeier mit Kommentaren zurück. Sie warnt vor einem Riss in der Biathlon-Familie: „Man sollte keine Mauern aufziehen.“Vielmehr konzentriert sich die Athletin auf ihre Auftritte. „Mein Ziel ist es bei mir zu bleiben und nicht anfangen zu rechnen, wie viele Medaillen es noch gibt.“
Muss sie nicht, aber im FrauenProgramm stehen noch drei Rennen an. Nach dem Einzel folgt die Staffel am kommenden Freitag und das Massenstart-Rennen am Schlusstag, dem Sonntag. Laura Dahlmeier ist noch lange nicht satt: „Auch in den anderen Rennen werde ich alles geben und habe Chancen auf das Podest!“Milan Sako