Wenn der Verbandschef zwei Mal klingelt
Fußball Nachdem sich örtliche Fußballfunktionäre kritisch geäußert haben, ruft sie BFV-Präsident Rainer Koch persönlich an. Wie der Verband das begründet und auf die Kritik reagiert
Als Georg Stötter vergangene Woche eine unbekannte Nummer auf seinem Handy sah und zurückrief, staunte er nicht schlecht. Am anderen Ende meldete sich Rainer Koch, seines Zeichens DFB-Vizepräsident und Chef des Bayerischen Fußballverbands (BFV). „Ich war überrascht, dass sich Herr Koch persönlich bei mir meldet. Wir hatten dann aber ein gutes, längeres Gespräch“, sagt Stötter, Abteilungsleiter beim TSV Ziemetshausen.
Stötter ist einer von mehreren Fußballfunktionären, die sich auf Nachfrage unserer Zeitung teils kritisch über das Verhältnis zwischen dem DFB und den Amateurklubs geäußert haben. Anlass war eine Initiative einiger Vereine um den ExPräsidenten der SpVgg Unterhaching. Sie wollen die Rechte der Amateure innerhalb des größten Fußballverbands der Welt stärken und fordern einen größeren Anteil vom Gewinn, den der Profifußball erwirtschaftet.
Zu diesem Vorstoß der Aktionsgemeinschaft „Rettet den Amateurfußball“wollten und konnten die meisten hiesigen Funktionäre nichts sagen. Wohl konnte der eine oder andere aber von Problemen berichten, die ihn und den eigenen Verein beschäftigen. So wie Georg Stötter. Zu seinen Äußerungen stehe er. Und er habe die Probleme mit Präsident Koch eingehend besprochen.
Stötter ist nicht der einzige, den der BFV kontaktierte. Neben einem weiteren Abteilungsleiter, den der Boss des größten deutschen Fußball-Landesverbands persönlich anrief, bekam auch Christoph Hoss vom VfR Jettingen einen Anruf aus München. Auch er war überrascht, sagt aber: „Es ist schön zu wissen, dass solche Sachen auch gelesen werden und der BFV reagiert.“
Das ist laut Thomas Müther, dem Pressesprecher des Verbands, nichts Ungewöhnliches. „Grundsätzlich telefonieren viele Funktionäre regelmäßig mit den Vereinen. Uns ist ein enger Kontakt auf Augenhöhe wichtig. Warum soll sich ein Präsident denn nicht genauso bei den Mitgliedern melden, wie etwa ein Kreisspielleiter?“Jeder dürfe Kritik äußern, der Verband dürfe dann aber auch reagieren und den Dialog suchen, sagt Müther weiter. Denn obwohl der BFV regelmäßig Runde Tische und Fortbildungen anbiete, gebe es oft Missverständnisse.
In Sachen Finanzen stellt Müther klar: „Die gesamten Pflichtabgaben, die die 4500 bayerischen Vereine in Form von Meldegebühren und Bezirksund IT-Servicegebühren an den BFV abführen müssen, machen nur etwa sieben Prozent des Verbandshaushaltes aus.“Selbst wenn man die von den Vereinen ausgelösten Abgaben, etwa für Spielerwechsel oder Sportgerichtsfälle, hinzunähme, käme man nur auf circa 30 Prozent des Gesamthaushaltes. „Es ist also keinesfalls so, dass sich der Verband nur über Gebühren und Abgaben der Amateurvereine finanziert. Im Gegenteil, die Vereine werden vom BFV im Verhältnis sogar relativ stark subventioniert. Und das sehen wir auch als unsere Aufgabe an.“Auch tue man einiges für die Anerkennung ehrenamtlicher Arbeit, etwa in Form von Preisen und Projektarbeit. Allerdings, so sagt Müther auch, müsse man das den Vereinen immer wieder erklären und auf die Angebote aufmerksam machen. Unterm Strich würden sie dann auch gut angenommen.
Aber auch außerhalb solcher Gesprächsrunden und Schulungen könne jeder Vereinsvertreter sich jederzeit mit seinen Sorgen an den Verband wenden. Vielleicht ruft dann sogar der Präsident persönlich zurück.