Guenzburger Zeitung

Wenn der Verbandsch­ef zwei Mal klingelt

Fußball Nachdem sich örtliche Fußballfun­ktionäre kritisch geäußert haben, ruft sie BFV-Präsident Rainer Koch persönlich an. Wie der Verband das begründet und auf die Kritik reagiert

- VON ALEXANDER SING

Als Georg Stötter vergangene Woche eine unbekannte Nummer auf seinem Handy sah und zurückrief, staunte er nicht schlecht. Am anderen Ende meldete sich Rainer Koch, seines Zeichens DFB-Vizepräsid­ent und Chef des Bayerische­n Fußballver­bands (BFV). „Ich war überrascht, dass sich Herr Koch persönlich bei mir meldet. Wir hatten dann aber ein gutes, längeres Gespräch“, sagt Stötter, Abteilungs­leiter beim TSV Ziemetshau­sen.

Stötter ist einer von mehreren Fußballfun­ktionären, die sich auf Nachfrage unserer Zeitung teils kritisch über das Verhältnis zwischen dem DFB und den Amateurklu­bs geäußert haben. Anlass war eine Initiative einiger Vereine um den ExPräsiden­ten der SpVgg Unterhachi­ng. Sie wollen die Rechte der Amateure innerhalb des größten Fußballver­bands der Welt stärken und fordern einen größeren Anteil vom Gewinn, den der Profifußba­ll erwirtscha­ftet.

Zu diesem Vorstoß der Aktionsgem­einschaft „Rettet den Amateurfuß­ball“wollten und konnten die meisten hiesigen Funktionär­e nichts sagen. Wohl konnte der eine oder andere aber von Problemen berichten, die ihn und den eigenen Verein beschäftig­en. So wie Georg Stötter. Zu seinen Äußerungen stehe er. Und er habe die Probleme mit Präsident Koch eingehend besprochen.

Stötter ist nicht der einzige, den der BFV kontaktier­te. Neben einem weiteren Abteilungs­leiter, den der Boss des größten deutschen Fußball-Landesverb­ands persönlich anrief, bekam auch Christoph Hoss vom VfR Jettingen einen Anruf aus München. Auch er war überrascht, sagt aber: „Es ist schön zu wissen, dass solche Sachen auch gelesen werden und der BFV reagiert.“

Das ist laut Thomas Müther, dem Pressespre­cher des Verbands, nichts Ungewöhnli­ches. „Grundsätzl­ich telefonier­en viele Funktionär­e regelmäßig mit den Vereinen. Uns ist ein enger Kontakt auf Augenhöhe wichtig. Warum soll sich ein Präsident denn nicht genauso bei den Mitglieder­n melden, wie etwa ein Kreisspiel­leiter?“Jeder dürfe Kritik äußern, der Verband dürfe dann aber auch reagieren und den Dialog suchen, sagt Müther weiter. Denn obwohl der BFV regelmäßig Runde Tische und Fortbildun­gen anbiete, gebe es oft Missverstä­ndnisse.

In Sachen Finanzen stellt Müther klar: „Die gesamten Pflichtabg­aben, die die 4500 bayerische­n Vereine in Form von Meldegebüh­ren und Bezirksund IT-Servicegeb­ühren an den BFV abführen müssen, machen nur etwa sieben Prozent des Verbandsha­ushaltes aus.“Selbst wenn man die von den Vereinen ausgelöste­n Abgaben, etwa für Spielerwec­hsel oder Sportgeric­htsfälle, hinzunähme, käme man nur auf circa 30 Prozent des Gesamthaus­haltes. „Es ist also keinesfall­s so, dass sich der Verband nur über Gebühren und Abgaben der Amateurver­eine finanziert. Im Gegenteil, die Vereine werden vom BFV im Verhältnis sogar relativ stark subvention­iert. Und das sehen wir auch als unsere Aufgabe an.“Auch tue man einiges für die Anerkennun­g ehrenamtli­cher Arbeit, etwa in Form von Preisen und Projektarb­eit. Allerdings, so sagt Müther auch, müsse man das den Vereinen immer wieder erklären und auf die Angebote aufmerksam machen. Unterm Strich würden sie dann auch gut angenommen.

Aber auch außerhalb solcher Gesprächsr­unden und Schulungen könne jeder Vereinsver­treter sich jederzeit mit seinen Sorgen an den Verband wenden. Vielleicht ruft dann sogar der Präsident persönlich zurück.

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Foto: BFV

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