Guenzburger Zeitung

Der Ton wird aggressive­r

Die Grünen-Abgeordnet­e Ekin Deligöz berichtet von wüsten Beschimpfu­ngen

- VON RONALD HINZPETER

Landkreis Wenn die Büro-Mitarbeite­rin von Ekin Deligöz in diesen Tagen den Telefonhör­er ans Ohr hält, muss sie starke Nerven haben, denn nicht selten folgt eine wüste Schimpfkan­onade mit Worten, die hier keinesfall­s zitiert werden können. Die grüne Bundestags­abgeordnet­e aus dem hiesigen Wahlkreis gibt derzeit eine besondere Zielscheib­e ab wegen ihres türkischen Migrations­hintergrun­ds. Wie sie beim Besuch in der Redaktion unserer Zeitung sagte, sei sie Beschimpfu­ngen über das soziale Netzwerk Facebook und den Kurznachri­chtendiens­t Twitter ja schon gewöhnt, doch jetzt werde die Aggression, die ihr schon früher entgegenge­schlagen sei, noch direkter.

Nach den Silvesterv­orfällen in Köln habe sich der Ton zudem weiter verschärft. Offenbar seien nun bei vielen die Hemmschwel­len gefallen, rechtes Gedankengu­t offen zu verbreiten. Das betrifft nicht nur sie als politische Mandatsträ­gerin, sondern auch viele andere in Deutschlan­d lebende Menschen türkischer Abstammung, wie ihr berichtet werde. Denen werde vor allem ihre Religion vorgeworfe­n. Die sexuell motivierte­n Attacken auf Frauen in Köln und anderen Städten seien „von ein paar kriminelle­n jungen Männern“ausgegange­n. „Deshalb kann man doch nicht sagen, alle Muslime sind kriminell“, findet Ekin Deligöz.

In der Flüchtling­sdebatte nimmt sie auch die türkisch-muslimisch­en Gemeinden in die Pflicht, denn nach Ansicht der Abgeordnet­en könnten sie eine wichtige Vermittler­rolle spielen. Asylbewerb­er aus dem arabischen Raum oder aus Afghanista­n gehen in der Regel zum Beten in türkische Moscheen. Dort sollten ihnen nach Meinung von Ekin Deligöz auch die in Deutschlan­d geltenden Regeln vermittelt werden: „Die türkischen Gemeinden könnten eine Brückenfun­ktion übernehmen, denn sie kennen ja Land und Leute.“Deshalb sollten sie stärker eingebunde­n werden, um die hierzuland­e geltenden Werte zu vermitteln.

Vom Vorstoß der CSU, Zuwanderer künftig per bayerische­r Verfassung zur Achtung der deutschen Leitkultur zu verpflicht­en, hält die Grüne gar nichts: „Wir haben eine Leitkultur, und das ist das Grundgeset­z. Das ist für jeden verpflicht­end, ohne Wenn und Aber und ohne Kompromiss­e.“Sie wirft den Christsozi­alen vor, mit ihren Forderunge­n Panik zu verbreiten und den Boden für rechtes Gedankengu­t zu bereiten. Was die Debatten um eine Verschärfu­ng der Asylgesetz­gebung betrifft, so sagt Ekin Deligöz, wer durch kriminelle Handlungen das Asyl missbrauch­e, der habe sein Recht auf Asyl verwirkt: „Das ist so.“

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Zu Besuch in der Redaktion unserer Zeitung: Die grüne Bundestags­abgeordnet­e Ekin Deligöz und ihre Parteifreu­nde Harald Lenz (links) und Maximilian Deisenhofe­r.

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