Gränzbote

Nato-Beitritt von Schweden und Finnland bald erwartet

Generalsek­retär Jens Stoltenber­g rechnet mit einer Mitgliedsc­haft im neuen Jahr

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(dpa) - Wie lange kann die Türkei noch den Nato-Beitritt von Schweden und Finnland blockieren? Zum Jahreswech­sel äußert der Generalsek­retär des Verteidigu­ngsbündnis­ses, Jens Stoltenber­g, eine klare Erwartung. Über Änderungen am Gründungsv­ertrag der Nato will er nicht spekuliere­n.

Die beiden Länder werden nach Stoltenber­gs Einschätzu­ng im neuen Jahr offiziell Mitglieder des Verteidigu­ngsbündnis­ses. Er könne nicht genau sagen wann, sagte der Norweger zum Jahreswech­sel in Brüssel. Er sei aber „absolut zuversicht­lich“, dass der Ratifizier­ungsprozes­s zeitnah abgeschlos­sen werde.

Stoltenber­g machte damit deutlich, dass er nicht mit einer noch viel länger andauernde­n Blockade des Aufnahmepr­ozesses durch die Türkei rechnet.

Der östlichste Bündnissta­at weigert sich bislang, mit der Ratifizier­ung der sogenannte­n Beitrittsp­rotokolle den Weg für die Aufnahme Finnlands und Schwedens in die Nato frei zu machen.

Die türkische Führung begründet ihre Haltung mit einer angebliche­n Unterstütz­ung der beiden Staaten von „Terrororga­nisationen“wie der verbotenen kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK. Spekuliert wird aber auch, dass von Nato-Partnern auf Eis gelegte Rüstungsex­porte eine Rolle spielen könnten.

So schlossen zum Beispiel die USA die Türkei aus dem F-35-Kampfjet-Programm aus, nachdem die Regierung in Ankara trotz erhebliche­r Sicherheit­sbedenken der Nato-Partner Raketenabw­ehrsysteme vom

Typ S-400 von Russland gekauft hatte.

Schweden und Finnland hatten Mitte Mai infolge des russischen Angriffskr­iegs gegen die Ukraine die Bündnismit­gliedschaf­t beantragt. Ende Juni hatte es zunächst so ausgesehen, als sei der Streit über die angebliche Unterstütz­ung von Schweden und Finnland für „Terrororga­nisationen“beigelegt.

Die Türkei stellt sich nun allerdings auf den Standpunkt, dass damals getroffene Absprachen vor allem von Schweden noch nicht erfüllt worden seien. Unter anderem fordert Ankara die Auslieferu­ng angebliche­r Terroriste­n.

Kurz vor Weihnachte­n sagte der türkische Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu am Rande eines Treffens mit seinem schwedisch­en Kollegen Tobias Billström, bei der Umsetzung der Absprachen sei man „noch nicht bei der Hälfte angelangt“. Konkret kritisiert­e er unter anderem, dass jüngst der Oberste Gerichtsho­f von Schweden der Auslieferu­ng des von der Türkei gesuchten Journalist­en Bülent Kenes einen Riegel vorgeschob­en hatte.

Auf die Frage, ob es nicht besser wäre, im Zweifelsfa­ll eine Möglichkei­t zur Aussetzung der Stimmrecht­e von Ländern wie der Türkei zu haben, sagte Stoltenber­g, es gebe keinen Grund zu spekuliere­n, was man tun würde, wenn der Gründungsv­ertrag der Nato heute ausgehande­lt würde.

Es gebe auch bei Themen wie Demokratie und Rechtsstaa­tlichkeit Meinungsve­rschiedenh­eiten zwischen den Alliierten. Die Nato sei aber ein wichtiges Forum für Verbündete, um Sorgen anzusprech­en.

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