Gränzbote

20 Jahre Pinakothek der Moderne in München

Ausstellun­g zur Entstehung­sgeschicht­e des Baus – „Max Beckmann – Departure“als Höhepunkt des Jubiläums

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oder historisch­e Sachbücher. 1964 debütierte er mit „Lebensläuf­e“, bekannt wurde die Zusammenar­beit mit dem Soziologen Oskar Negt, unter anderem bei „Geschichte und Eigensinn“. Für diese Bücher gewann Kluge den Kleist-Preis und den Georg-Büchner-Preis.

Hat Kluge vielleicht sogar das Smartphone vorausgeah­nt? Jedenfalls schrieb Kluge bereits 1985 in seinem nach wie vor sehr lesenswert­en Text über „Die Macht der Bewußtsein­sindustrie und das Schicksal unserer Öffentlich­keit“, wie die damals erst zart aufkommend­en neuen Medien und die radikale Veränderun­g der Gesellscha­ft, die mit ihnen einhergeht, von der „gesamten öffentlich­en Meinung in grober Weise“unterschät­zt werde: „Jetzt geht es darum, sozusagen ein Klein- und Mittelhirn, weitgehend automatisi­ert, nachzuentw­ickeln.“Es ist, als ob Kluge das Smartphone, Algorithme­n und die Verschmelz­ung von Körper und Maschine, die wir gegenwärti­g in vielen Details unseres Alltagsleb­ens erleben, vorausgeah­nt hätte. Kluge schrieb damals, dass die Öffentlich­keit als Ganzes immer mehr in Teilöffent­lichkeiten zerfalle: „Jede Minderheit baut sich ihr separates Lager.“

Alexander Kluges Werk zeugt von großer Disziplin, von Arbeitslus­t, er ist immer noch enorm neugierig, voller Gier aufs Neue. Dabei huldigt Kluge, der mit seiner Frau in München lebt, leidenscha­ftlich den Gefühlen. Er bewegt sich mit großen offenen Augen in der Welt. Seine Interessen reichen von Geschichte über den aktuellen Zustand Russlands bis hin zum B-Kino der Philippine­n. Dort hat er in den letzten Jahren mit dem Regisseur Kavn de la Cruz zusammenge­arbeitet und die inspiriere­nde Zusammenar­beit dieses Mannes mit der Berliner Volksbühne­Schauspiel­erin Lilith Stangenber­g initiiert. Kluge ist immer noch eine Ein-Mann-Denkfabrik und ein Kraftwerk der Anregung.

MÜNCHEN (dpa/KNA) - Die Pinakothek der Moderne startet mit einem Jubiläumsp­rogramm ins neue Ausstellun­gsjahr. Anlass ist die Eröffnung des Hauses mit seinen vier Museen zu Kunst, Grafik, Architektu­r und Design des 20. und 21. Jahrhunder­ts im September vor 20 Jahren. Unter dem Motto „Twenty, so what?“sind Ausstellun­gen, Veranstalt­ungen und andere Aktivitäte­n geplant, im September sei zudem eine Festwoche.

Mit mehr als 350 000 Besuchern aus dem In- und Ausland zählt das Haus nach eigenen Angaben zu den besucherst­ärksten Kunstmusee­n in Deutschlan­d. Allerdings seien 2020/ 2021 coronabedi­ngt die Besucherza­hlen um zwei Drittel auf etwa 100 000 eingebroch­en, so der Generaldir­ektor der Bayerische­n Staatsgemä­ldesammlun­gen, Bernhard Maaz, in einer Online-Pressekonf­erenz.

Als offene Museumsarc­hitektur biete die Pinakothek mit ihrer diagonalen Achse und der 22 Meter hohen

Rotunde Raum für außergewöh­nliche Projekte, so Maaz. Derzeit ist in der Rotunde die Installati­on „The Cast Whale Project“von Gil Shachar zu sehen. Dafür formte an der Küste Südafrikas ein Team um den Künstler einen dort gestorbene­n und gestrandet­en Buckelwal ab.

Noch bis zum 24. April thematisie­rt die laufende Schau „Zwanzig, und jetzt?“die Entstehung­sgeschicht­e des Baus – vom Realisieru­ngswettbew­erb 1992 über den Bauprozess bis hin zur Eröffnung im September 2002. Andere Ausstellun­gen heben besondere Objekte der Sammlung Moderne Kunst oder der Design-Sammlung hervor. Ein weiterer Höhepunkt wird ab 25. November die Ausstellun­g „Max Beckmann – Departure“sein. Bis zum 12. März 2023 zeigt sie neben Werken aus Beständen der Staatsgemä­ldesammlun­gen rund 100 Leihgaben, darunter Beckmanns erstes Triptychon „Departure“aus dem Museum of Modern Art in New York.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Die Pinakothek der Moderne in München wird 20.

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