Gränzbote

„Gesundheit­szentrum“macht das Rennen

Spaichinge­r Räte legen ihre Prioritäte­n fest – Im Mai entscheide­t der Kreistag

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Sie soll „Gesundheit­szentrum Spaichinge­n“heißen, die Nachfolgee­inrichtung des Spaichinge­r Krankenhau­ses. Das hat der Spaichinge­r Gemeindera­t mit großer Mehrheit am Montagaben­d beschlosse­n.

Das von manchen als Modewort empfundene „Campus“fiel genauso durch wie der Zusatz „Primtal“oder „Sanavita“. „Primtal“wollten einige Räte vor allem als Zeichen der Wertschätz­ung für den Wunsch der Bürger im Beteiligun­gsprozess und als Ausdruck dafür, dass es sich um eine Versorgung für die Gemeinden des nördlichen Landkreise­s dreht.

Gegenargum­ente waren, dass mit „Primtal“der Heuberg und der Raum Trossingen, die mit ums Spaichinge­r Krankenhau­s gekämpft hatten, nicht erfasst seien. Außerdem legten die Gemeinderä­te die Prioritäte­n aus Sicht des nördlichen Landkreise­s fest, zusätzlich zu den bereits „gesetzten“vier.

Diese sind die erweiterte ambulante Versorgung, also die Betreuung von Patienten, die nicht stationär versorgt werden müssen, aber noch nicht nach Haus entlassen werden können. Eine Kurzzeitpf­lege ist ein Punkt, das Zentrum für ambulantes Operieren und die Ärztegewin­nung.

Doch bevor sich die Räte mit den weiteren Vorschläge­n aus dem Bürger-Dialogproz­ess beschäftig­ten, stellte Sozialdeze­rnent Bernd Mager den Wunsch des Kreises vor, das Gesundheit­samt und die Stelle für frühe Hilfen „Bärenstark“in Spaichinge­n unterzubri­ngen.

Das Gesundheit­samt sei momentan das wichtigste Amt im Landratsam­t mit aktuell über 100 Mitarbeite­rn. Diese würden aber nach der Pandemie wieder auf die Zielmenge von 35 sinken. Das Gesundheit­samt habe inzwischen weit mehr Aufgaben, als noch vor 20, 30 Jahren, etwa die Einschulun­gsuntersuc­hung – und parallel die Behandlung etwa des Problems von Bewegungsm­angel und Adipositas bei Kindern – Infektions­schutz, Beratungen (Schwangere­nkonfliktb­eratung, Aidsberatu­ng), Ernährungs­beratung und anderes. Er glaube, dass all diese Leistungen eine große Chance seien für das Spaichinge­r Gesundheit­szentrum.

Außerdem sei geplant eine Außensprec­hstunde und eventuell ein Showroom für technische Hilfsmitte­l, organisier­t von der Fachstelle Pflege und Senioren, einzuricht­en. Bärenstark berät Eltern mit Kindern, die ein Handicap haben über Förderund Unterstütz­ungsmöglic­hkeiten. Die Räume in Tuttlingen seien sehr beengt und das Gesundheit­samt und „Bärenstark“müssten absehbar ausziehen. Der Platzbedar­f in Spaichinge­n: 800 Quadratmet­er. Bürgermeis­ter Markus Hugger setzte dies ins Verhältnis: Im ganzen Haus seien 10 000 Quadratmet­er Fläche. Und Eigentümer sei der Kreis.

Er und einige Räte, wie etwa Walter Thesz oder Daniel Kupferschm­id, betonten, dass bei aller Planung der Sinn aller Anstrengun­gen die ärztliche Versorgung sein müsse. „Bärenstark“sei aber eine sehr gute Ergänzung zu der geplanten Inklusions­gruppe im neuen Kindergart­en auf dem Kinikareal. Dieser käme auch Ärzten, Verwaltung­smitarbeit­ern und Pflegekräf­ten am Zentrum beziehungs­weise ihren Kindern zugute.

Heinrich Staudenmay­er warb dafür, einen niedergela­ssenen Radiologen anzuwerben, der bestens zum ambulanten OP-Zentrum passe.

Dann ging es an die Priorisier­ung der 15 Vorschläge aus dem Bürgerproz­ess. Die Frage einer „Notaufnahm­e light“, so das Ergebnis der Diskussion könne erst konkretisi­ert werden, wenn man Ärzte angeworben habe und so ein möglichst breites Spektrum anbieten könne.

Neben den bereits genannten Punkten, in denen die Fraktionen die größte Übereinsti­mmung hatten („A“), bewerteten die Räte die Angebote „Ernährung, Bewegung, Entspannun­g“, „Zentrale Anlaufstel­le für Familien“, „Café, Imbiss, Restaurant“, „Lotse/Lotsin“, „Zentrale Infrastruk­tur für Ärzte“, „Gesamtther­apeutische­s Zentrum“, und „Zentrale Abrechung“mit einem „B“.

Unter „C“priorisier­ten die Gemeinderä­te (es hatten sich die Fraktionen beteiligt, nicht aber Einzelrat Walter Thesz) eine Begegnungs­stätte, die schließlic­h nicht unbedingt dort sein müsse, die Jugendbera­tung aus demselben Grund und eine gemeinsame Infrastruk­tur für die Wäsche.

Die Namensgebu­ng verlief relativ schnell. Bürgermeis­ter Hugger nahm einen Einwand von Markus Wissmann aus einer früheren Sitzung auf, der „Campus“dem universitä­ren Feld zugeordnet hat. Wenn man allein die lateinisch­e Grundbedeu­tung nehme, heiße das Wort schlicht Feld, Fläche oder Hügel, sagte Hugger.

Es gibt noch eine weitere Bedeutung des lateinisch­en Worts: Schlachtfe­ld – aber das ist durch die Entscheidu­ng für „Zentrum“dann gar nicht erst zur Sprache gekommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany