„Gesundheitszentrum“macht das Rennen
Spaichinger Räte legen ihre Prioritäten fest – Im Mai entscheidet der Kreistag
SPAICHINGEN - Sie soll „Gesundheitszentrum Spaichingen“heißen, die Nachfolgeeinrichtung des Spaichinger Krankenhauses. Das hat der Spaichinger Gemeinderat mit großer Mehrheit am Montagabend beschlossen.
Das von manchen als Modewort empfundene „Campus“fiel genauso durch wie der Zusatz „Primtal“oder „Sanavita“. „Primtal“wollten einige Räte vor allem als Zeichen der Wertschätzung für den Wunsch der Bürger im Beteiligungsprozess und als Ausdruck dafür, dass es sich um eine Versorgung für die Gemeinden des nördlichen Landkreises dreht.
Gegenargumente waren, dass mit „Primtal“der Heuberg und der Raum Trossingen, die mit ums Spaichinger Krankenhaus gekämpft hatten, nicht erfasst seien. Außerdem legten die Gemeinderäte die Prioritäten aus Sicht des nördlichen Landkreises fest, zusätzlich zu den bereits „gesetzten“vier.
Diese sind die erweiterte ambulante Versorgung, also die Betreuung von Patienten, die nicht stationär versorgt werden müssen, aber noch nicht nach Haus entlassen werden können. Eine Kurzzeitpflege ist ein Punkt, das Zentrum für ambulantes Operieren und die Ärztegewinnung.
Doch bevor sich die Räte mit den weiteren Vorschlägen aus dem Bürger-Dialogprozess beschäftigten, stellte Sozialdezernent Bernd Mager den Wunsch des Kreises vor, das Gesundheitsamt und die Stelle für frühe Hilfen „Bärenstark“in Spaichingen unterzubringen.
Das Gesundheitsamt sei momentan das wichtigste Amt im Landratsamt mit aktuell über 100 Mitarbeitern. Diese würden aber nach der Pandemie wieder auf die Zielmenge von 35 sinken. Das Gesundheitsamt habe inzwischen weit mehr Aufgaben, als noch vor 20, 30 Jahren, etwa die Einschulungsuntersuchung – und parallel die Behandlung etwa des Problems von Bewegungsmangel und Adipositas bei Kindern – Infektionsschutz, Beratungen (Schwangerenkonfliktberatung, Aidsberatung), Ernährungsberatung und anderes. Er glaube, dass all diese Leistungen eine große Chance seien für das Spaichinger Gesundheitszentrum.
Außerdem sei geplant eine Außensprechstunde und eventuell ein Showroom für technische Hilfsmittel, organisiert von der Fachstelle Pflege und Senioren, einzurichten. Bärenstark berät Eltern mit Kindern, die ein Handicap haben über Förderund Unterstützungsmöglichkeiten. Die Räume in Tuttlingen seien sehr beengt und das Gesundheitsamt und „Bärenstark“müssten absehbar ausziehen. Der Platzbedarf in Spaichingen: 800 Quadratmeter. Bürgermeister Markus Hugger setzte dies ins Verhältnis: Im ganzen Haus seien 10 000 Quadratmeter Fläche. Und Eigentümer sei der Kreis.
Er und einige Räte, wie etwa Walter Thesz oder Daniel Kupferschmid, betonten, dass bei aller Planung der Sinn aller Anstrengungen die ärztliche Versorgung sein müsse. „Bärenstark“sei aber eine sehr gute Ergänzung zu der geplanten Inklusionsgruppe im neuen Kindergarten auf dem Kinikareal. Dieser käme auch Ärzten, Verwaltungsmitarbeitern und Pflegekräften am Zentrum beziehungsweise ihren Kindern zugute.
Heinrich Staudenmayer warb dafür, einen niedergelassenen Radiologen anzuwerben, der bestens zum ambulanten OP-Zentrum passe.
Dann ging es an die Priorisierung der 15 Vorschläge aus dem Bürgerprozess. Die Frage einer „Notaufnahme light“, so das Ergebnis der Diskussion könne erst konkretisiert werden, wenn man Ärzte angeworben habe und so ein möglichst breites Spektrum anbieten könne.
Neben den bereits genannten Punkten, in denen die Fraktionen die größte Übereinstimmung hatten („A“), bewerteten die Räte die Angebote „Ernährung, Bewegung, Entspannung“, „Zentrale Anlaufstelle für Familien“, „Café, Imbiss, Restaurant“, „Lotse/Lotsin“, „Zentrale Infrastruktur für Ärzte“, „Gesamttherapeutisches Zentrum“, und „Zentrale Abrechung“mit einem „B“.
Unter „C“priorisierten die Gemeinderäte (es hatten sich die Fraktionen beteiligt, nicht aber Einzelrat Walter Thesz) eine Begegnungsstätte, die schließlich nicht unbedingt dort sein müsse, die Jugendberatung aus demselben Grund und eine gemeinsame Infrastruktur für die Wäsche.
Die Namensgebung verlief relativ schnell. Bürgermeister Hugger nahm einen Einwand von Markus Wissmann aus einer früheren Sitzung auf, der „Campus“dem universitären Feld zugeordnet hat. Wenn man allein die lateinische Grundbedeutung nehme, heiße das Wort schlicht Feld, Fläche oder Hügel, sagte Hugger.
Es gibt noch eine weitere Bedeutung des lateinischen Worts: Schlachtfeld – aber das ist durch die Entscheidung für „Zentrum“dann gar nicht erst zur Sprache gekommen.