Mehr Sicherheit für Pauschaltouristen
Bayerns Wirtschaftsminister fordert baldige Öffnung der Skigebiete
BERLIN (dpa) - Wer eine Pauschalreise bucht, soll künftig über einen millionenschweren Sicherungsfonds besser gegen eine Insolvenz des Veranstalters abgesichert sein. Die Unternehmen selbst sollen in den Fonds einzahlen, wie das Kabinett am Mittwoch in Berlin beschloss – als Reaktion auf die Thomas-Cook-Pleite im September 2019. Ausnahmen soll es für kleine Firmen geben. Zuvor war bekannt geworden, dass der Tourismus in Deutschland 2020 um fast 40 Prozent eingebrochen ist.
MÜNCHEN/STUTTGART (lby/lsw) Der Tourismus in Baden-Württemberg ist angesichts der Corona-Pandemie im Vorjahr auf das Niveau von vor Jahrzehnten zurückgefallen. Kaum besser stellt sich das Bild in Bayern dar. Angesichts eines drastischen Einbruchs im bayerischen Tourismus während des Krisenjahres 2020 hat Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) erneut eine schnelle Öffnung von Hotels und Skiliften verlangt.
In Baden-Württemberg schrumpfte die Zahl der ankommenden Gäste in Hotels, Pensionen und anderen Unterkünften nach Angaben des Statistischen Landesamts in Stuttgart im Vorjahresvergleich um 48,9 Prozent auf nur noch 11,9 Millionen. Weniger Touristen hatten die Statistiker zuletzt im Jahr 1997 registriert. Auch die Zahl der Übernachtungen ging den Angaben vom Mittwoch zufolge drastisch zurück – um 40,2 Prozent auf nur noch 34,2 Millionen. Weniger Übernachtungen im Südwesten hatte es zuletzt 1985 gegeben.
Einbrüche in dieser Größenordnung waren wegen der lockdownbedingt mehrfachen Schließungen des Gastgewerbes und der gesunkenen Reiselust vieler Menschen aus Angst vor Ansteckungen erwartet worden.
Besonders krasse Rückgänge verzeichneten die Statistiker in dieser Kategorie zu Beginn der Pandemie im April (minus 88,3 Prozent) und Mai (minus 79,1 Prozent) sowie später im Jahr im November (minus 66,7 Prozent) und Dezember (minus 74,0 Prozent), nachdem die Weihnachtsmärkte abgesagt worden waren. Im Sommer, als die Infektionslage zeitweise unter Kontrolle schien, erholte sich der Tourismus zwar zwischenzeitlich etwas, blieb aber ebenfalls deutlich unter den starken Ergebnissen der Vorjahre.
In Baden-Württemberg hängen nach Angaben des Tourismusministeriums etwa 390 000 Arbeitsplätze von dieser Branche ab, der Tourismus erwirtschaftete demnach bis zur Pandemie einen jährlichen Umsatz von mehr als 25 Milliarden Euro.
Ähnlich desaströs wie in BadenWürttemberg stellt sich die Lage in Bayern dar. Laut Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sollte es deshalb möglich sein, in den nächsten Wochen mit einer Onlinebuchung und Maskenbenutzung die Skigebiete zu öffnen, sagte er am Mittwoch bei der Vorstellung der Tourismusbilanz 2020. Die Zahl der Wintersportler sollte dabei auf den jeweiligen Pisten beschränkt werden, um eine Ansteckungsgefahr zu vermeiden.
Aiwanger bezeichnet das durch die Corona-Krise geprägte vergangene Jahr als „ein katastrophales Jahr“für die Branche. Die Zahl der Gästeankünfte ging um die Hälfte zurück, nur noch knapp 20 Millionen Kunden kamen in die Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen. Die Zahl der Übernachtungen sank um mehr als 40 Prozent auf rund 60 Millionen. „Das sind Einschnitte, die wir uns früher nicht hätten vorstellen können“, meinte der Minister. Als „kleinen Lichtblick“nannte er nur die Urlauber im Sommer. Da habe es 2020 örtlich sogar ein besseres Geschäft als in den Vorjahren gegeben.
„Die Menschen haben gezielt Regionen aufgesucht, die bisher nicht so überrannt waren“, sagte Aiwanger. Für dieses Jahr hofft Aiwanger nun erneut auf eine starke Sommersaison und den „Urlaub dahoam“.
Wie Aiwanger fordert auch Angela Inselkammer, die Präsidentin des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga Bayern), eine nachhaltige Perspektive für die Gastronomiebetriebe. „Wir wissen, dass wir sicher Gäste bewirten können“, sagte sie im Hinblick auf die bestehenden Hygienekonzepte.
Auch eine dauerhaft ermäßigte Mehrwertsteuer und niedrigere Unternehmenssteuern sollen nach Ansicht der Wirtschaftsverbände helfen, dass die Gastronomen aus der Krise kommen. In der Branche wird befürchtet, dass viele Betriebe die angeordneten Schließungen wegen der Pandemie nicht überstehen.