Klarer Plan für Öffnung der Wirtschaft gefordert
STUTTGART (dpa) - Der BadenWürttembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) hat von der Politik eine klare Perspektive für die Öffnung der teilweise heruntergefahrenen Wirtschaft gefordert. „Tausende geschlossene oder indirekt betroffene Unternehmen erbringen seit Wochen, ja gar seit Monaten, ein Sonderopfer stellvertretend für die gesamte Wirtschaft“, sagte BWIHK-Präsident Wolfgang Grenke am Freitag in Stuttgart mit Verweis auf das geplante Treffen der Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der kommenden Woche.
Die Politik sei jetzt gefordert, den Weg aus dem Lockdown aufzuzeigen, es gelte, keine Zeit mehr zu verlieren. Es sei ein abgestuftes Öffnungskonzept mit klaren Zielwerten notwendig. „Denn dieser Gesamtfahrplan muss auch dazu dienen, einen dritten Lockdown unter allen Umständen zu vermeiden.“Auf dem Weg dorthin könne beispielsweise Einzelhandelsbetrieben die Vergabe von Privatterminen erlaubt werden. Kundenansammlungen und Warteschlangen würden in und vor den Geschäften damit vermieden.
Außerdem forderte der BWIHKChef mehr Tempo bei der Auszahlung der Finanzhilfen an die Betriebe. „Das beste Hilfsprogramm bringt nichts, wenn es zu spät oder gar nicht ankommt.“
RAVENSBURG - Ein Supermarkt passt mittlerweile in ein Smartphone. Wenn Brot, Käse, Nudeln, Obst oder Butter zu Hause ausgehen, reichen ein paar Klicks auf dem Handy, um die Produkte nachzubestellen. Via App können Kunden bei Anbietern wie Rewe auswählen, welche Lebensmittel in den digitalen Einkaufskorb wandern. Anschließend können sie entscheiden, ob die Produkte per Lieferdienst zu ihnen nach Hause gebracht werden, oder ob sie den Einkauf im nahe gelegenen Supermarkt selbst abholen.
Der Lebensmittelhandel steckt im Umbruch. „Die Digitalisierung treibt den Wunsch, Einkäufe einfacher, schneller und bequemer zu machen und bietet auch viele Möglichkeiten, dies umzusetzen“, sagt Eva Stüber, Mitglied der Geschäftsleitung beim Kölner Institut für Handelsforschung (IFH). Von den Verbrauchern werde das gerne angenommen. Das IFH stelle fest, dass Kunden digitale Angebote im Lebensmittelhandel verstärkt nachfragen. Nicht zuletzt die Pandemie mit ihren Abstandsgeboten habe dazu beigetragen, sagt Stüber. Vor allem sei dies bei der jüngeren, digitalaffinen Zielgruppe so. Junge Familien mit Kindern beispielsweise wollen im Alltag Zeit sparen und bestellen im Netz.
So ist der Umsatz im Onlinehandel mit Lebensmitteln nach den Zahlen des E-Commerce-Bundesverbandes bevh von 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 2,67 Milliarden Euro im Jahr 2020 angestiegen – ein Plus von satten 67,2 Prozent. Auch Menschen, die bisher skeptisch gewesen seien, ob Onlinebestellungen mit der Qualität im Supermarkt mithalten können, oder die eigentlich zufrieden waren angesichts der in Deutschland flächendeckenden Versorgung mit Einkaufsmöglichkeiten, seien in der Pandemie umgestiegen, sagt Stüber. Die Handelsforscherin geht fest davon aus, dass der Trend anhalten wird. „Wer einmal online bestellt hat“, sagt sie, „bestellt auch wieder.“Momentan gebe es sogar eher die Herausforderung, dass wesentlich mehr Kunden digital einkaufen möchten, „als dass es ein Angebot gibt“.
Auch der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels sieht die Branche im Wandel. „Der Lebensmitteleinkauf ist eine regelmäßig wiederkehrende Routinehandlung, die mindestens einmal wöchentlich stattfindet“, sagt Verbandssprecher Christian Böttcher.