Es fehlen flexible Alternativen
Der Verkehrssektor ist das Sorgenkind beim Kampf gegen den Klimawandel. Kein anderer Bereich hat in den vergangenen Jahrzehnten so wenig zur Reduzierung von Treibhausgasen beigetragen. Mit mahnenden Zeigefingern und einer Verteufelung des Autos ist es aber nicht getan. Gerade auf dem Land gibt es oft keine Alternative zum Auto. Das bestätigt die Umfrage des Allensbach-Instituts im Auftrag der Tageszeitungen in Baden-Württemberg mehr als deutlich.
Seit fast zehn Jahren arbeitet der grüne Südwest-Verkehrsminister Winfried Hermann daran, BadenWürttemberg vom Auto- zum Mobilitätsland umzubauen – mit gewissem Erfolg. Die Zugpreise im Land sind gesunken, alte Bahnstrecken werden reaktiviert, mehr Geld für Busse ausgegeben und Rad-Schnellstrecken gebaut. Auch die Sanierung der Straßen schreitet mit Rekordsummen voran.
Wenig hilfreich ist es aber, penetrant die Landbewohner zum Umstieg vom Auto auf Bus, Bahn und Rad anzuhalten. Wie soll das für den Bürger auf dem Dorf denn funktionieren, wenn der Bus auch heute nur zweimal am Tag fährt, wenn der nächste Bahnhof Kilometer entfernt ist, und das Radfahren auf der unübersichtlichen, engen Landstraße zur Mutprobe wird, weil es eben doch keinen Radweg gibt? Klar ist: Auf dem Land trägt Mobilität noch immer überwiegend den Namen Auto. Das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben. Stadtbewohner beklagen derweil andere Probleme wie Staus und zu teure Ticketpreise für Bus und Bahn.
Um die Mobilitätswende tatsächlich zu erreichen, braucht es weiter große finanzielle Anstrengungen. Den Bürgern ist dabei egal, ob das Geld vom grünen Verkehrsminister aus Stuttgart oder von CSU-Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer aus Berlin kommt. Klar ist: Für eine Sanierung der Landstraße muss ebenso Geld da sein wie für günstigere ÖPNV-Tickets. Und wer Landbewohner vom Auto weglocken will, sollte stets bedenken: Für einen Umstieg braucht es echte, flexible Alternativen.