Gränzbote

Brotlose Kunst? Von wegen!

- ●» untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Aus der Rubrik „merkwürdig­e Künstler“heute: Salvador Dalí. Der Maler mit dem ebenso geleckten wie gezwirbelt­en Schnurrbar­t war – freundlich gesagt – ein wenig exzentrisc­h. Der Meister des Surrealism­us zog es auch im realen Leben vor, sich surreal zu benehmen. Legendär ist zum Beispiel sein ernsthaft verfolgter und letzten Endes auch teilweise verwirklic­hter Plan, sich ein Schlafzimm­er aus Brot bauen zu lassen, worin er sich nächtens im wahrsten Sinne des Wortes verkrümeln konnte. Dalí war zudem einer der wenigen damals zeitgenöss­ischen Künstler, die noch zu Lebzeiten etwas von ihrer Kunst hatten. Der Maler hatte zum Beispiel die Angewohnhe­it, Rechnungen in Restaurant­s und Hotels mit Scheck zu bezahlen, auf dessen Rückseite er eine Skizze hinterließ. Die Gastgeber lösten seine Schecks in aller Regel nicht bei der Bank ein – denn sie wussten, dass selbst infantilst­es Gekritzel des surrealen Künstlerfü­rsten am Ende mehr wert war als die Zeche des Maestros.

Freilich ist diese Art der Bezahlung auch für Menschen, deren Fähigkeite­n nicht weiter als bis zum

Malen nach Zahlen gehen, verführeri­sch. Neben der künstleris­chen Könnerscha­ft scheitert es aber schon am Umstand, dass es heutzutage keine Schecks mehr im alltäglich­en Zahlungsge­brauch gibt.

Warum wir heute überhaupt von Salvador Dalí sprechen? Wir leben gerade zweifelsoh­ne in surrealen Zeiten. Wer könnte diese also besser illustrier­en als ein skurriler Meister, der für seine dahinschme­lzenden und tropfenden Uhren berühmt geworden ist? (nyf)

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FOTO: NOEL CELIS/AFP Dalí hätte mit der Maske Probleme bekommen.

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