Brotlose Kunst? Von wegen!
Aus der Rubrik „merkwürdige Künstler“heute: Salvador Dalí. Der Maler mit dem ebenso geleckten wie gezwirbelten Schnurrbart war – freundlich gesagt – ein wenig exzentrisch. Der Meister des Surrealismus zog es auch im realen Leben vor, sich surreal zu benehmen. Legendär ist zum Beispiel sein ernsthaft verfolgter und letzten Endes auch teilweise verwirklichter Plan, sich ein Schlafzimmer aus Brot bauen zu lassen, worin er sich nächtens im wahrsten Sinne des Wortes verkrümeln konnte. Dalí war zudem einer der wenigen damals zeitgenössischen Künstler, die noch zu Lebzeiten etwas von ihrer Kunst hatten. Der Maler hatte zum Beispiel die Angewohnheit, Rechnungen in Restaurants und Hotels mit Scheck zu bezahlen, auf dessen Rückseite er eine Skizze hinterließ. Die Gastgeber lösten seine Schecks in aller Regel nicht bei der Bank ein – denn sie wussten, dass selbst infantilstes Gekritzel des surrealen Künstlerfürsten am Ende mehr wert war als die Zeche des Maestros.
Freilich ist diese Art der Bezahlung auch für Menschen, deren Fähigkeiten nicht weiter als bis zum
Malen nach Zahlen gehen, verführerisch. Neben der künstlerischen Könnerschaft scheitert es aber schon am Umstand, dass es heutzutage keine Schecks mehr im alltäglichen Zahlungsgebrauch gibt.
Warum wir heute überhaupt von Salvador Dalí sprechen? Wir leben gerade zweifelsohne in surrealen Zeiten. Wer könnte diese also besser illustrieren als ein skurriler Meister, der für seine dahinschmelzenden und tropfenden Uhren berühmt geworden ist? (nyf)