Gesetzgeber macht es Senioren-WG schwer
Kritische Bürgermeister nehmen Staatssekretärin bei Besuch im Haus am Bächle in die Mangel
FRITTLINGEN - Wenn Staatssekretärin Bärbl Mielich sich ihren Besuch in Frittlingen im Haus am Bächle als entspannten Ortstermin vorgestellt hat, dann dürfte sie die Primtalgemeinde am Freitag relativ verblüfft verlassen haben. Statt angenehmer Gespräche mit glücklichen Rentnern traf die Grünen-Politikerin aus dem baden-württembergischen Sozialministerium in Frittlingen auf drei Bürgermeister mit ordentlich Kritik im Gepäck.
Das Haus am Bächle ist Frittlingens neue Einrichtung für Senioren in der Ortsmitte. Es vereint eine Tagespflege, seniorengerechte Wohnungen und eine selbstverwaltete Senioren-WG in einem Gebäude. In der Senioren WG leben bereits sechs Personen, die Tagespflege soll demnächst anlaufen, die Wohnungen sind schon vermietet.
Wie wir schon berichtet haben, zeichnet sich die Frittlinger Senioren-WG dadurch aus, dass sie die einzige im Landkreis ist, die selbstverwaltet funktioniert. Die Bewohner, die allesamt eine Pflegestufe haben müssen, um einziehen zu dürfen, haben ein Bewohnergremium gegründet und entscheiden selbst, was im Haus passiert. Sie leben selbstständiger und freier als in einem Pflegeheim.
Die Gemeinde Frittlingen, die das Haus am Bächle für 3,7 Millionen Euro gebaut hat, tritt nur als Vermieter auf. Versorgt werden die Senioren von einem Assistenzdienst, den der Heuberger Nachbarschaftshilfeverein Mikado stellt. Der Assistenzdienst übernimmt für die Senioren hauswirtschaftliche Tätigkeiten und kleinere Hilfestellungen. Den Pflegedienst stellt die Sozialstation Spaichingen-Heuberg.
Der Pflegedienst darf den Bewohnern auch Medikamente verabreichen, Blutdruck messen und andere eher medizinische Dinge tun. Für die Miete bezahlen die Bewohner etwa 550 Euro, für die Hilfsdienste 1200 Euro im Monat, den Rest der Kosten dafür tragen die Krankenkassen.
Außerdem bekommen die Bewohner Hilfe von den ehrenamtlichen Helfern des Frittlinger Nachbarschaftsvereins Frida. Der vertritt die Bewohner nach außen hin und kümmert sich um die Haushaltskasse, in die jeder pro Monat 250 Euro einbezahlt. So ergibt sich eine Lage mit vielen verschiedenen Spielern, auf die die baden-württembergische Sozialbürokratie und die Krankenkassen offenbar nicht wirklich vorbereitet waren.
Frittlingens Bürgermeister Dominic Butz beklagte sich bei Mielich darüber, dass der gesetzliche Rahmen oft schwierig sei und das Projekt mit Unsicherheiten und Umwegen erschwert habe. Er forderte, dass das Ministerium hier etwas tun müsse, um selbstverwaltete Wohngruppen von Senioren besser zu ermöglichen.
Mielich zeigte sich verwundert, schließlich habe man in der Landespolitik mit dem „Wohnformen-, Teilhabeund Pflegegesetz“von 2015, kurz WTPG, einen Rahmen schaffen wollen, mit dem solche Wohngruppen einfacher möglich sind.
Dass Politik und Realität auch an anderen Stellen auseinander klaffen, machten auch Albin Ragg und Thomas Leibinger klar. Ragg ist Vorsitzender der Sozialstation, Leibinger der von Mikado. Ragg sagte: „Wir haben große Probleme, die Kosten für die Pflege abrechnen zu können, da Mikado nichts bei den Krankenkassen abrechnen darf, aber eng mit der Sozialstation zusammen arbeitet.“So könnten nicht immer alle Leistungen abgerechnet werden.
Dominic Butz stellte fest, dass das Haus am Bächle als Pionierprojekt mit vielen Problemen zu kämpfen gehabt habe. Staatssekretärin Mielich geriet bei der Kritik der Bürgermeister ins Schwimmen.
Mehrfach versuchte sie, sich mit einem Verweis auf die Bundespolitik aus der Affäre zu ziehen. Raggs Kommentar: „Wenn’s der eine zum anderen schiebt, hilft mir das auch nichts.“Am Ende ging die hohe Beamtin mit vielen lobenden Worten für das Projekt und Frittlingen und einiger Kritik und Verbesserungsvorschlägen.
Pater Ankit Chaudhary
(Foto: Seelsorgeeinheit) leitet während der Vakanz-Zeit nach dem Weggang von Pfarrer Johannes Amann als offizieller Administrator die Seelsorgeeinheit Oberer Heuberg. Dekanatsreferent Hans-Peter Mattes unterstützt ihn in dieser Aufgabe. Pater Ankit ist seit Dezember 2016 im Pastoralteam der Seelsorgeeinheit. In einem Grußwort hat sich der Administrator an die Mitglieder der Gemeinde gewandt. „Die Kirchengemeinden Böttingen, Bubsheim, Egesheim, Königsheim, Mahlstetten und Reichenbach sind einzeln für sich und in der Gemeinschaft der Seelsorgeeinheit sehr stark“, schreibt Pater Ankit darin. „Was vor mir als Administrator, Pfarrer und Seelsorger, vor uns als Kirchengemeinden und vor jedem Einzelnen von Ihnen liegt, werden wir unter dem Segen Gottes sicher miteinander schaffen.Veränderungen erfordern Mut, Einsatzkraft und Anpassung. Veränderungen ermöglichen aber auch Neues. Bitte teilen Sie mir unbedingt mit, wenn irgendwo Probleme auftauchen“, bittet der Geistliche, „etwas geändert werden kann, oder was geändert werden muss. Für Ideen, die uns voranbringen und wie wir uns weiterentwickeln können, sind wir sehr dankbar. Ich werde versuchen, zu realisieren, was nützlich und möglich ist.“(sz)