Tausende flanieren über den Skulpturenweg
Zu den vielen Besuchern der Jubiläumsausstellung auf dem Dreifaltigkeitsberg gehören auch ehemalige Gemeinderäte und Amtsleiter
SPAICHINGEN - Tausende ziehen in diesen Tagen die Kunstwerke auf den Berg zur Jubiläumsausstellung „Skulpturen auf dem Dreifaltigkeitsberg“anlässlich „20 Jahre Stadtkunst – zehn Jahre Förderverein“. Rund 20 Besucher kamen nun hinzu: Kurator Jürgen Knubben und FördervereinsVorsitzender Karl-Ludwig Oehrle führten Menschen von Werk zu Werk, die einst das Projekt Stadtkünstler mit auf den Weg gebracht hatten – den früheren Bürgermeister Albert Teufel, ehemalige Gemeinderäte und Amtsleiter.
Die Sonne scheint an diesem Abend – perfektes Ambiente für einen Kunst-Rundgang unter freiem Himmel. Oehrle, früher selbst 15 Jahre im Spaichinger Rat, begrüßt die Gäste: „Es ist schön, dass wir uns nach vielen Jahren mal wieder treffen in diesem Rahmen.“Beifälliges Nicken. Und dann lautes Gelächter, als Oehrle meint: „Wenn wir damals gesagt hätten, dass es hier mal eine solche Ausstellung geben würde, wären wir wohl als Spinner bezeichnet worden.“
Die Jubiläumsschau werde hervorragend angenommen: Von hochgerechnet an die 4500 Besucher berichtet er seit der Eröffnung im Juni. „Das hätte uns keiner abgenommen, wenn wir es vor 20 Jahren gesagt hätten.“Bis Ende April 2021 sind die Skulpturen der 13 Stadtkünstler zu sehen; Knubben rechnet demnach mit insgesamt bis zu 15 000 Menschen, die über den Skulpturenweg wandeln werden.
Es sind Arbeiten, die weitere Facetten der Bildhauer zeigen, deren
Werke als Stadtkünstler in Spaichingen verewigt sind. Knubben ist sichtbar stolz auf das Projekt, dessen Spiritus Rector er ist. „Es ist ein Alleinstellungsmerkmal für eine Stadt der Größe Spaichingens“, sagt er über das Stadtkünstler-Projekt, dessen Unterstützer „anfangs ein kleiner Kreis gewesen ist, bis es dann viele mitgerissen hat“. Alle Stadtkünstler seien bereit gewesen, ihre Werke auf dem Dreifaltigkeitsberg aufzubauen, mehrere legten dabei selbst Hand an. Das sei „völlig unüblich“bei gestandenen Kunstschaffenden, von denen viele berühmt geworden seien.
Dann geht’s los – nicht ohne dass der Kurator die Runde erneut zum Lachen bringt, als er ankündigt, dass er die Führung nicht episch ausdehnen werde: „Ich möchte nicht, dass die heutige Nachsitzung nicht ebenso legendär wird wie früher“, denkt er an das anschließende Beisammensein in der Gaststätte am Dreifaltigkeitsberg.
Von Skulptur zu Skulptur zieht der Trupp. „Der Weg hat ein Konzept“, erläutert Knubben. „Vorne stehen die figürlichen Arbeiten.“Erste Station ist der „Avatar“von Frieder Preis, Stadtkünstler im Jahr 2013 – eine Sandstein-/Bronze-Plastik, die vor zwei Jahren entstand. „Er ist immer noch dran, was mich wundert“, zeigt der Kurator auf ein kleines, drachenförmiges Wesen auf dem Kopf des Avatars. „Man hat hier einen gewissen Respekt vor den Arbeiten.“Bei jeder Arbeit erläutert er Hintergründe – so bei der des ersten Stadtkünstlers anno 2000, Daniel Wagenblast, der 2014 einen „Weltenfahrer“schuf, eine auf einer Weltkugel stehende Figur, die in die Ferne schaut. „Für Wagenblast geht es immer um den Kontrast von Heimat und Welt.“
Zu Katrin Zuzakovas hölzerner, hoch aufragender „Bergkönigin“meint Knubben: „Was ist besser als eine Bergkönigin auf den Dreifaltigkeitsberg
zu bringen.“Die Werke der Stadtkünstlerin von 2009 seien „erkennbar – man weiß, das ist eine Zuzakova“. Bei seiner eigenen Arbeit, einem 2008 entstandenen StahlObelisken, fasst sich Knubben kurz. Obelisken würden sichtbare Zeichen setzen; „darum geht es mir auch“. Die eine oder andere irritierte Miene erntet das dieses Jahr entstandene Werk „Der Wagen“von Hans-Jürgen Kossack, Stadtkünstler 2001. Es sei
„unbequem, aber berechtigt“, sagt Knubben zu der Arbeit „mit aktuellem Bezug zu Syrien“. Einen weiteren aktuellen Bezug hat ein unbekannter Besucher geschaffen, der dem dargestellten Leichnam eine Corona-Schutzmaske übergestreift hat. Was der Kurator positiv wertet: „Man kann sich als Künstler nichts Besseres vorstellen, als dass jemand auf sein Werk reagiert.“
„Es gibt nicht viele Orte, die so für einen Skulpturenweg geeignet sind wie den hier oben“, beschließt der Kurator den Rundgang. Oehrle berichtet von Stimmen, die sagten, die Ausstellung dauerhaft stehen zu lassen – was sich wohl nicht verwirklichen lassen wird. Franz Schuhmacher bedankt sich im Namen der anderen für die „schöne Gelegenheit, uns mal wieder zu treffen“bei Knubben und Oehrle. „Eure Ideen helfen unserer Stadt.“