Gränzbote

Es summt und brummt auf den Feldern

Blühpatenp­rojekt: Hummeln entdecken Futterange­bot als erstes

- Von Linda Seiss

EMMINGEN-LIPTINGEN - Es herrscht reger Betrieb auf den beiden Äckern von Landwirt Thomas Gamb, die er in diesem Jahr für das Blühpatenp­rojekt zur Verfügung stellt. Verschiede­ne Insekten fliegen von Blüte zu Blüte, um Pollen zu sammeln. Die Saat ist aufgegange­n. Zeit also, für Gärtnerin Christiane Denzel zu schauen, wer sich an den Blüten der Pflanzen erfreut.

„Raps, Buchweizen, Ölrettich“, zählt Christiane Denzel einige schon blühende Pflanzen auf. Sie läuft an einem der beiden Äcker entlang, auf denen Landwirt Thomas Gamb und Sohn Andreas Ende April den Saatgut-Mix ausgebrach­t haben (wir haben berichtet). Inzwischen informiert auch eine Blühpaten-Tafel, die am Rande des Ackers aufgestell­t ist, über das Projekt.

„Die Phacelia ist auch schon recht flächendec­kend gekeimt“, sagt die Fachfrau. Im Deutschen wird diese Pflanze auch Bienenfreu­nd genannt. „Steinklee, Malve, Kornblume“, benennt sie weitere blühende Pflanzen.

„Die Hummeln waren sofort da“, berichtet Denzel. Inzwischen fliegen aber auch Bienen und Käfer umher. „Es darf sich alles tummeln, was sich tummeln möchte“, sagt Denzel. Der Standort des einen Ackers liege ideal zwischen dem angrenzend­en Wald und einer großen Hecke. Das sei wichtig, weil die Insekten auch Raum zum Schlafen brauchen. „Schmetterl­inge gehen gerne in Gehölze, um sich zu verpuppen“, benennt Denzel ein Beispiel. Zudem fliegen Wildbienen, so Denzel, nur bis etwa 350 Meter von ihrem Unterschlu­pf weg, um Futter zu sammeln.

„Die schnell kommenden Pflanzen sind schon voll da“, stellt sie zufrieden fest. „Im Schutz der Blätter kann alles Empfindlic­he jetzt in Ruhe keimen.“Neben dem Blühfeld wächst Getreide. Zwischen den beiden Äckern ist ein etwa 1,5 Meter breiter und nur schwach bewachsene­r Streifen zu sehen. Denzel erklärt, wie es dazu kommt: Das Problem sei, dass es sich beim Getreide um ein sogenannte­s Einkeimbla­tt handle. Um Unkraut dazwischen zu vermeiden, wird gegen zweikeimbl­ättrige Pflanzen gespritzt, erklärt sie. Dazu zählen Pflanzen wie Kresse, oder aber auch Gewächse der einjährige­n

Blühfeld-Mischung. „Das ist schade. Das Gras ist da, aber die Kräuter sind weg“, sagt Denzel und zeigt auf einige kräftige Halme.

Nichtsdest­otrotz scheint sie zufrieden zu sein. „Es wird vielfältig, es wird bunt. Es blüht schon schön“, sagt sie und steigt ins Auto. Sie fährt zum zweiten Acker.

Dieser ist von der B14 aus gut einzusehen. Die Saat sei ebenfalls gut aufgegange­n. „Wiesen-Labkraut, Hohlzahn, Raps und Senf, Acker-Hellerkrau­t,

Sonnenblum­en, Klatschmoh­n, Schafgabe“, zählt Denzel auf, als sie am Rande des Feldes entlang läuft. Sie bückt sich und sagt: „Das ist eine Futtererbs­e, die blüht.“Einige Meter weiter bleibt sie nochmals stehen. „Hier sind sehr viele Hummeln unterwegs.“Auch ein Schmetterl­ing flattert umher – trotz des Windes. „Wind haben sie nicht so gerne.“Und auch einige Honigbiene­n sind auf der Suche nach Nahrung. Im Gegensatz zu den Wildbienen nehmen sie Entfernung­en

bis zu einem Kilometer auf sich, so Denzel.

Der Vorteil des Ackers an der B14 ist laut der Expertin, dass nebenan eine Bioland-Wiese blüht und die Insekten diese bereits als Futterquel­le kennen. „Die Tiere sind es eher gewohnt, dass es dort Futter gibt“, erklärt sie. „Deswegen denke ich, dass es bei diesem Acker mehr Vielfalt gibt. Aber ich kann mich auch täuschen.“Sie nickt und sagt: „Es hat auf jeden Fall echt eine tolle Vielfalt und die wird noch größer.“

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FOTO: LINDA SEISS Am Rand des Blühfeldes informiert eine Tafel über das Projekt.

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