Corona-Alarm in der Fleischfabrik
Dieses Mal ist Tönnies von einem schweren Corona-Ausbruch betroffen
Mit mehr als 650 Infizierten gibt es erneut einen folgenreichen Corona-Ausbruch in einem deutschen Schlachthof. Schwerpunkt ist die Tönnies-Fleischfabrik im westfälischen Rheda-Wiedenbrück. Der Betrieb wurde vorübergehend eingestellt. Der Kreis Gütersloh schließt nun Schulen und Kitas und stellt außerdem gut 7000 Menschen unter Quarantäne.
RHEDA-WIEDENBRÜCK (dpa) - Mit 400 Neuinfizierten allein seit Anfang der Woche nimmt der Corona-Ausbruch beim Schlachtereibetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück immer größere Ausmaße an. Von den bislang 983 am Mittwoch vorliegenden Testergebnissen der Mitarbeiter in dem Schlachthof und Fleisch-Zerlegebetrieb im ostwestfälischen Kreis Gütersloh seien mindestens 657 positiv auf das Virus getestet worden. Weitere Ergebnisse stünden auch noch aus. Die Zeitungen „WestfalenBlatt“und „Neue Westfälische“hatten zuvor darüber berichtet.
Am Dienstag hatte das im Besitz von Schalke-04-Boß Clemens Tönnies befindliche Unternehmen noch von 128 positiv auf das Virus getesteten Mitarbeitern gesprochen und Maßnahmen zugesagt, die Ausbreitung einzudämmen. Bei einem Corona-Reihentest durch die Gesundheitsbehörden nach einem Ausbruch in einer Fleischfabrik im Kreis Coesfeld im Mai waren bei Tönnies zunächst nur wenige Fälle festgestellt worden. Nach Unternehmensangaben wurde aber bei späteren Tests ein Infektionsherd identifiziert. Obwohl alle Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt worden seien, habe es weitere Infektionen in dem Fleisch-Zerlegebetrieb gegeben.
Der Landrat des Kreises Gütersloh, Sven-Georg Adenauer, zeigte sich schockiert über den sprunghaften Anstieg: „Die Firma muss ihre Produktion runterfahren, soweit es eben geht“, sagte der CDU-Politiker der „Neuen Westfälischen“. Jetzt gelte es zu schauen, wo die Betroffenen und ihre Kinder untergebracht seien.Der Kreis Gütersloh schließt nach einem erneuten Corona-Ausbruch beim Schlachtereibetrieb Tönnies alle Schulen und Kitas bis zu den Sommerferien. Durch diesen Schritt solle eine Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung vermieden werden, sagte eine Sprecherin des Kreises am Mittwoch.
7000 Menschen wurden unter Quarantäne gestellt. Betroffen seien alle Personen, die auf dem Werksgelände gearbeitet hätten, sagte Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) am
Mittwoch. Sie würden nun nach und nach auf das Coronavirus getestet. Einen allgemeinen Lockdown für den Kreis gebe es nicht, obwohl die wichtige Marke von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen deutlich überschritten sei.
Als mutmaßliche Gründe für die zahlreichen Infektionen nannte das Unternehmen die Rückkehr von Arbeitern nach Heimaturlauben. Viele der häufig aus Rumänien und Bulgarien stammenden Beschäftigten hätten die langen Wochenenden für eine Reise genutzt. Außerdem beförderten offenbar gekühlte Räume das Übertragen des Virus auf viele Personen, so Tönnies-Vertreter Gereon Schulze Althoff.
Corona-Ausbrüche in Schlachthöfen machten zuletzt immer wieder Schlagzeilen und lösten eine Debatte über die Missstände bei Arbeits- und Unterbringungsbedingungen der häufig aus Osteuropa stammenden Beschäftigen aus.