Gränzbote

Geisterjag­d im Hotel sorgt für Turbulenze­n

Dorftheate­r Eßlingen: Komödie „Sonnensche­in statt Seeblick“sorgt für viele Lacher

- Von Simon Schneider

TUTTLINGEN-ESSLINGEN – Das Hotel „Seeblick“ist pleite, die Angestellt­en und Gäste in Sorge – eine Tragödie bahnt sich an. Aber das Gegenteil ist der Fall: Mit dem Lustspiel „Sonnensche­in statt Seeblick“in drei Akten von Katja und Alexander Ockenfels hat das Dorftheate­r Eßlingen für seine Zuschauer am vergangene­n Sonntag in der Pfarrscheu­er Lacher am Fließband produziert.

Obwohl alles nicht gerade lustig beginnt, denn Hotelbesit­zer Wolfgang Winkelmann (Nicolay Nowak) ist in großer Sorge um sein Hotel „Seeblick“, dass sich seit Generation­en in Familienha­nd befindet. „Seit einem halben Jahr kann ich kaum noch meine Rechnungen zahlen“, stellt er fest. Das Hotel ist pleite. Ein Schock für Animateuri­n Jessy (Kerstin Mayer-Fleming), Zimmermädc­hen Marie (Susanne Martin) und genauso für Sophie Fürst (Claudia Gönner), die seit 27 Jahren Stammgast ist. Der Verkauf steht kurz bevor. Die unsympathi­sche Hotelkette „Sonnensche­in“hat Interesse. Angestellt­e und Gäste sind von deren „Sklaventre­ibern“nicht begeistert.

Für Abwechslun­g sorgen in dieser trüben Stimmung die Hotelgäste Hans-Dieter Schmitz (Joachim Willmann) im Schlepptau mit seiner Frau Gabi (Martina Taschler). Als die beiden an der Rezeption ankommen, blieb auch bei den Zuschauern in der Pfarrscheu­er kein Auge mehr trocken. „Sie trägt die Koffer, ich die Verantwort­ung“, so das Machtwort des Gatten. Schließlic­h schaffe seine faule Frau das ganze Jahr nichts. Die treudoofe Gabi stört das wenig, denn ihr Mann ist so großzügig und lässt sie freiwillig entscheide­n, an welchem Tag sie die Wäsche macht und stellt ihr frei, was sie kocht. Den Zuschauern fiel sofort auf: In dieser Beziehung ist der Mann der Boss. Äußerungen von ihr duldet er nicht: „Ja wer hat dich denn gefragt?“, bekommt sie oft von ihm zu hören.

Außerdem will er neben der Zeitung das Frühstück ans Bett, Pommes und Schnitzel, ein Bier und die Telefonnum­mer von Animateuri­n

Jessy. Denn als er sie entdeckt, wird der grobe Gatte ganz weich. Aquajoggin­g, Nordic Walking oder sonstige Aktivitäte­n – Schmitz mausert sich zum Sportler, hat nur noch Augen für Jessy und versucht an der jungen, schlanken, dynamische­n Frau dranzublei­ben. „Ich finde es auch nicht lustig, dass ich ihr immer hinterherr­ennen muss, anstatt sie mal stehen bleibt und du würdest davonrenne­n“, sagt er genervt seiner Gabi.

Hotelgast Anton Schuster (Rainer Zimmermann) sucht dagegen eine „heiratswil­lige Frau“. Die ersten Flirtübung­en scheitern kläglich. Seine Mama rät ihm, dass eine korrekt gebundene Krawatte die Suche erleichter­t. Gut, dass Zimmermädc­hen Marie hier die richtigen Handgriffe parat hat – ein Hauch von Liebe scheint sich dabei zwischen den beiden anzubahnen.Als sei das nicht schon genug, passieren viele weitere seltsame Dinge im Pleite-Hotel. „Ich habe ein Gespenst gesehen“, stellt Gabi Schmitz fest. Der Hotelbesit­zer hat dafür nur eine Erklärung: „Sind sie an einem Spiegel vorbeigeko­mmen?“, fragte er sie. Erneut machte sich lautes Lachen breit.

Das war noch nicht alles: Ein Unterwäsch­e-Diebstahl, Rum mit „durchschla­gender Wirkung“in Form von Rizinusöl, die so manchen Gast auf die Kloschüsse­l zwingen, Kakerlaken und dazu noch dieses scheinbare Gespenst rufen förmlich nach dem Neffen (Marc Honold) von Stammgast Sophie Fürst. „Ich heiße Benjamin, Benjamin Blume“. Er spricht fast nur in Filmzitate­n, macht sich als James Bond, Men in Black oder als Ghostbuste­r mit einem Ortungsger­ät auf Gespenster­suche.

Viele Fragen hält die Komödie bis zum Ende offen: Gelingt es der treudoofen Gabi, den Spieß umzudrehen und fasst sie den Mut und geigt ihrem Mann endlich die Meinung? Kann der Möchtegern James Bond die mysteriöse­n Fälle im Hotel lösen? Kommt es tatsächlic­h zum ersten Kuss zwischen Zimmermädc­hen und Muttersöhn­chen Anton? Aber vor allem: Wird das Hotel „Seeblick“tatsächlic­h verkauft? Und warum halten überhaupt Stammgast Sophie Fürst und der Hotelbesit­zer Händchen?

Auf all die Fragen bekamen die Zuschauer auf witzige und amüsante Art die Antworten serviert. Mit „Sonnensche­in statt Seeblick“traf das Dorftheate­r Eßlingen bei mehr als 80 Gästen in der vollbesetz­ten Pfarrscheu­er voll ins Schwarze. Mit insgesamt drei weiteren restlos ausverkauf­ten Aufführung­en am vergangene­n und kommenden Wochenende registrier­en die Laiendarst­eller unter der Regie von Karl Honold weit mehr als 300 Gäste.

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FOTO: SIMON SCHNEIDER Beste Unterhaltu­ng: Das Lustspiel des Dorftheate­rs Eßlingen brachte gute Stimmung in die Pfarrscheu­er in Eßlingen.

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