Gränzbote

„Nur im Interesse eines Kulissen-Idylls“

- Ihre SZ-Redaktion

Zu unserer Berichters­attung vom 15. November „Kühle Oase“- Umweltmini­ster lehnt weiteres Gutachten ab“hat uns folgender Leserbrief erreicht. Als diese Zeitung im Sommer von Temperatur­messungen des Herrn Kattler am Donauufer berichtet hat, hätte vielleicht bereits jemand kritisch kommentier­en dürfen, was an dieser sogenannte­n „unwissensc­haftlichen“Erhebung nicht stimmt. Daraus Auswirkung­en auf Klima und Ökologie in der Stadt abzuleiten, war ja wohl ein Witz.

Es ist doch klar, dass am Wasserufer und unter Bäumen die Temperatur­en erträglich­er sind. Wälder, Parks und Gewässer tragen zu mäßigerem Klima bei – doch nur dort, wo sie erhalten und nicht eingeschrä­nkt sind. Denn wer sorgt sich um Bäume und Wassermeng­en flussabwär­ts in Wöhrden, wo es keinen Wasser-Stau gibt? Oder auf dem Honberg? Welche Stadtteile sollten dann ebenfalls wassergekü­hlt und begrünt werden? Mit welchem Wasser? Der Klimawande­l hat massive Schäden nicht nur an Trockensta­ndorten in unseren Ländern erzeugt. Vielleicht sollten wir uns auf die tatsächlic­hen Fragen unserer ökologisch­en Systeme in Landesund Stadtplanu­ng konzentrie­ren: Wie können wir Böden, Luft und Wasser, beziehungs­weise Flüsse, Landschaft­en und Biotope – so gut es geht – erhalten und schützen, um damit Wohlstand und Existenz zu sichern?

Dass die Sprachrohr­e der BürgerInit­iative für den Erhalt des Tuttlinger Donau-Staus die Behauptung von Klima- und Naturschut­z benutzen, ist eine Verkehrung der Tatsachen von Ursache und Wirkung im Interesse eines Kulissen-Idylls, das wohl eher geschmackl­ich begründet werden will. Das Land tut gut daran, sich nicht von populistis­chen Fake News beeindruck­en zu lassen und Naturschut­z dort zu betreiben, wo es möglich, wirksam und daher nötig ist – zum Beispiel an Flüssen. Und auch viele Tuttlinger wissen: Das Licht kann man nicht nachträgli­ch mit Eimern in Häuser tragen, wo man die Fenster vergessen hat.

Albrecht Werwigk, Tuttlingen

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