Gränzbote

Neue Hoffnung im Kampf gegen Plastikmül­l

Künftig dürfen nur noch Abfälle verschifft werden, die sich auch verwerten lassen

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BERLIN/GENF (dpa) - Neue Vorschrift­en für den weltweiten Handel mit Plastikabf­all sollen helfen, das Müllproble­m in den Griff zu bekommen. „Die schärferen Exportrege­ln des Basler Übereinkom­mens sind ein großer Fortschrit­t und eine wirksame Handhabe gegen den zunehmende­n Meeresmüll“, sagte Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD). Jetzt sei ein Exportstop­p für verschmutz­te und fragwürdig­e Plastikabf­älle aus der EU nach Asien und Afrika möglich, sagte Schulze zu der Vereinbaru­ng. Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) dringt nun darauf, dass die EU solch ein Exportverb­ot während der deutschen EU-Ratspräsid­entschaft in der zweiten Jahreshälf­te 2020 umsetzt.

Auch Umweltverb­ände wie Greenpeace begrüßten die Vereinbaru­ng von 187 Ländern. „Die Flut von Kunststoff­abfällen, die heute von den Industriel­ändern Europas und den USA in die Entwicklun­gsländer Afrikas und Asiens fließen, kann nun eingedämmt werden“, sagte ein Greenpeace-Experte. Der Schritt werde es reichen Ländern schwerer machen, ihre Müllberge in Entwicklun­gsländer abzuschieb­en, meinte GrünenChef Robert Habeck. Zugleich forderte er generell die weitere Reduzierun­g des Verbrauchs von Plastik.

Die Staaten hatten sich am Freitagabe­nd in Genf darauf geeinigt, dass künftig nur noch sortierter, gereinigte­r und wiederverw­ertbarer Plastikmül­l gehandelt werden darf. Für den Export anderer Plastikabf­älle wird künftig weltweit eine Zustimmung der Behörden der Exportund der Importstaa­ten erforderli­ch sein.

Die USA, weltweit größer Exporteur von Plastikmül­l, waren nach Angaben der Nicht-Regierungs­organisati­on Ciel (Center for Internatio­nal Environmen­tal Law) gegen den Schritt. Da sie nicht Teil des Basler Übereinkom­mens sind, werde dies ihre Exportmögl­ichkeiten nur in bestimmte Entwicklun­gsländer behindern, hieß es.

Müller: Verbot von Plastiktüt­en

Schulze erklärte, Landesbehö­rden und der deutsche Zoll könnten in Zukunft verhindern, dass solche Abfälle auf ungesicher­ten Deponien und am Ende im Meer landeten. Europa und Deutschlan­d seien in der Verantwort­ung, ihren Plastikmül­l selbst zu sortieren und möglichst auch selbst zu recyceln. Die neuen Regeln zeigten, dass die Staatengem­einschaft in Sachen Umweltschu­tz handlungsf­ähig sei, so Schulze.

Müller sagte laut Mitteilung vom Sonntag: „Die Entwicklun­gsländer dürfen nicht weiter Müllhalde für unseren Wohlstands­müll sein.“Zugleich bekräftigt­e er seine Forderung nach einem sofortigen Verbot von Plastiktüt­en.

Anfang 2018 hat China die Importe von Kunststoff­abfällen zum Recycling stark eingeschrä­nkt. Nun landen diese Abfälle in anderen Ländern vor allem in Südostasie­n, etwa Malaysia, Indonesien, Vietnam, Thailand und Indien. Weit mehr als 100 Millionen Tonnen Abfall verseuchen nach UN-Angaben bereits die Weltmeere. Ein erhebliche­r Teil des Kunststoff­s, der in die Ozeane gelangt, stammt aus unkontroll­ierter Abfallents­orgung auf dem Festland.

Allein Exportverb­ote lösen laut Greenpeace das Müllproble­m nicht. Nur wenn die Produktion und der Verbrauch von Plastik drastisch reduziert werde, lasse sich die Vermüllung der Meere und vieler Länder Südostasie­ns und Afrikas eindämmen, hieß es.

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FOTO: DPA Plastikmül­l an der Küste von Mumbai in Indien.

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