Wenn Helene in der Halfpipe röhrt
Kennen Sie Milla? Nein, nicht Roger Milla, den legendären Fußballspieler aus Kamerun. Der hatte einst 1990 bei der WM mit seinen vier Treffern und dem Makossa-Tanz an der Eckfahne die Welt verzaubert. Im zarten Alter von 38 Jahren war er bezirzt worden, sein Frührentner-Dasein auf der Insel Réunion aufzugeben, um noch mal gegen den Ball zu treten ... Viel könnte über ihn erzählt werden, aber an dieser Stelle geht es ja nicht um Roger, sondern um Johannes Milla.
Der Mann ist Architekt und mitverantwortlich für das in Berlin geplante Denkmal zur Deutschen Einheit. In dieser Funktion hat sich Milla dazu berufen gefühlt, davor zu warnen, Kunstfragen vom Geschmack der Massen abhängig zu machen. Die steile These des Stuttgarters: „Dann würden in deutschen Museen womöglich nur Sonnenuntergänge mit röhrenden Hirschen hängen, und in den Opernhäusern würde ausschließlich Helene Fischer laufen.“
Tja, Bildung schützt eben nicht vor Arroganz – und erst recht nicht davor, hanebüchenen Quatsch zu erzählen. Niemand käme auf die doofe Idee, sich in der Staatsgalerie kitschige Paarhufer anzusehen oder „Atemlos“für eine Arie zu halten. Und überhaupt: Weder Fischer noch der Hirsch sind jedermanns Geschmack.
Das Denkmal von Herrn Milla sieht übrigens aus wie eine übergroße Wippe oder, für die Jüngeren, wie eine Halfpipe. Skateboarder könnten das Denkmal lieben, womit es dann leider massentauglich wäre. Aber egal, vielleicht tanzt zur Einweihung ja Roger Milla darauf Makossa. Er hat mit der Einheit mindestens so viel zu tun wie diese Wippe. (jos)