Kaffeebohnen für ein gutes Leben
Mit dem Pidecafé-Projekt unterstützen Tuttlinger peruanische Kleinbauern
TUTTLINGEN - Die Geschichte des Pidecafé-Projekts hat mit Hans-Martin Schwarz’ Reise nach Peru begonnen. Mitte der 1980er-Jahre besuchte er dort seine Verwandtschaft – und fing sofort Feuer. Er wollte sich einbringen und engagieren. Die Beraterorganisation Pidecafé wurde im Jahr 1992 gegründet, um die Flucht von Kaffeebauern in die Großstädte zu verhindern und ihnen eine Lebensperspektive auf dem Land zu bieten. Das Projekt wird von der diesjährigen Spendenaktion unserer Zeitung „Helfen bringt Freude“unterstützt.
Pidecafé steht für „programma integral para el desarollo del café“– zu deutsch: Ein Programm zur integrierten Entwicklung des Kaffeeanbaus. Mit dem Programm soll nicht nur der Kaffeeanbau verbessert werden, auch die Lebensbedingungen der teilnehmenden Kaffeebauern und Familien in der armen Provinz Huarmaca in Nordperu sollen sich positiv entwickeln.
Damit ständig jemand vor Ort sein kann, wurde die Nicht-Regierungsorganisation (NGO) ProgresoPidecafé aufgebaut. „Darauf haben wir von vornherein Wert gelegt“, sagt Schwarz, der Projektreferent des Tuttlinger Arbeitskreises „Dritte Welt“ist, und der wiederum Pidecafé unterstützt.
Zunächst wird den Kaffeebauern alltägliche Hilfe geboten. Die Peruaner lernen beispielsweise, Gemüsegärten anzulegen, eine Schulbibliothek wird eingerichtet sowie der Bau von Kochherden und Latrinen gefördert. Getreide und Gemüse werden teils für den Eigenbedarf, teils für den Verkauf auf regionalen Märkten angebaut. „So entziehen wir uns dem Argument, dass wir nur auf Kaffee fixiert sind“, erklärt Schwarz. Außerdem hätten die Kaffeebauern dann mehrere Standbeine. Allein dieses sogenannte Grundlagenprojekt dauert drei Jahre.
Frauen als Promoterinnen
„Wir fördern auch Promoterinnen, die ihr Wissen weitergeben“, berichtet Schwarz. Wichtig war ihm auch, die Rolle der Frauen zu stärken. „Frauen sollen eine gut Position und Verantwortung bekommen. Sie sollen auch etwas zu sagen haben“, bekräftigt Schwarz.
In einem zweiten Schritt werden die Bauern in Sachen ökologischer und nachhaltiger Kaffeeanbau, Verarbeitung und Vermarktung geschult.
Mittlerweile exportieren die Kleinbauern rund 150 Container Kaffee pro Jahr – 20 Container des fair gehandelten Kaffees gelangen nach Deutschland zu Gepa, Rapunzel und zur Coffee Company Hamburg, die beispielsweise die Weltläden beliefern. Die restlichen 130 Container gehen in die USA, nach Japan, Belgien, Großbritannien, in die Niederlanden und die Schweiz.
Seit Beginn des Projekts wurden 10 000 Kleinbauernfamilien unterstützt, im Rahmen des neuen Huarmaca-Projekts waren es seit dem Jahr 2010 zunächst 500 Familien, ab nächstem Jahr kommen weitere 150 dazu. Etliche Male war Schwarz schon in Peru, um die Fortschritte der Kleinbauern zu beobachten, das letzte Mal im August vergangenen Jahres. Einen erneuten Besuch will Schwarz wieder 2019 unternehmen.