FC Bayern wirft BVB aus DFB-Pokal
Bayern schlägt Dortmund im Pokal 2:1 (2:0) – das Duell hielt, was es versprochen hatte
MÜNCHEN (dpa) - Der FC Bayern München hat das Viertelfinale im DFB-Pokal erreicht und Titelverteidiger Borussia Dortmund ausgeschaltet. Die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes gewann mit 2:1 (2:0) gegen den BVB. Die Weltmeister Jérôme Boateng (12. Minute) und Thomas Müller (40.) erzielten die Münchner Tore. Andrej Jarmolenko (77.) sorgte auf Dortmunder Seite für den Anschlusstreffer und eine spannende Schlussphase.
MÜNCHEN - Woran erkennt man eine Spitzenmannschaft? Womöglich daran, dass sie ihre Tore genau in den richtigen Momenten schießt und überhaupt genau dann voll da ist, wenn es wirklich nötig ist. Insofern ist der FC Bayern München momentan eine wirkliche Spitzenmannschaft. Dank des von beiden Mannschaften hochklassigen 2:1 (2:0) gegen Borussia Dortmund überwintern die Münchner mit der Gewissheit, dass sie sich zumindest in Deutschland nur selbst schlagen können. Wenn überhaupt. Nebenbei erreichte Bayern das Viertelfinale im DFB-Pokal und entthronte in diesem viel zu früh stattgefundenen Duell bereits im Dezember den amtierenden Pokalsieger.
Gerade mal drei Minuten waren gespielt, als die Geschichte dieses Spiels im Grunde schon vorweggenommen worden war. Arturo Vidal, von Dortmunds Verteidigern sträflich alleingelassen und von Thomas Müller präzise angespielt, hatte den Ball krachend gegen die Latte geköpft. Es sollte nicht der letzte Aluminiumtreffer, es sollte nicht die letzte hochkarätige vergebene Chance des Spiels bleiben. Drei Minuten später führte sich James mit einer Direktabnahme ein, die aber von den Dortmundern geblockt wurde.
Die Stögerisierung des BVB
Die Münchner, bei denen Verteidiger Mats Hummels von einer Grippe kurzfristig um das Duell mit seinem Ex-Club gebracht wurde, waren von Beginn an aggressiver, druckvoller, entschlossener. Der BVB, der auf den lädierten Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang verzichten musste, wirkte durchaus beeindruckt. Es dauerte gut zehn Minuten, ehe Dortmund zum ersten Mal ernsthaft versuchte, mit schnellen Pässen in die Schnittstelle der Bayern-Abwehr die schnellen Offensivspieler in Richtung Tor zu schicken. Zum ersten Mal war da erahnbar, dass die Stögerisierung des BVB nach gerade zehntägiger Amtszeit durchaus fortgeschritten ist. Peter Stöger mag ähnlich gerne Kappen aus dem Fanshop tragen wie sein Vor-VorVorgänger Jürgen Klopp. Doch zum ersten Mal seit der Zeit vor Klopp hat beim BVB wieder ein eher defensiv denkender Trainer das Sagen, der eher auf Konter setzt.
Doch jede defensive Denke bringt wenig, wenn die Spieler ihren Gegnern nicht hinterherkommen. In der elften Minute dribbelte Franck Ribéry in den Strafraum, schoss Roman Bürki an, dessen Abpraller Robert Lewandowski mit dem Rückem zum Tor rechts neben den Kasten schoss. Wenige Augenblicke später krachte der Ball erneut von der Latte zurück ins Feld, diesmal war Niklas Süle nach einem Freistoß von James der Pechvogel geworden. Doch während Süle sich umdrehte und entsetzt die Hände vors Gesicht nahm, köpfelte Süles Innenverteidigerkollege Jérôme Boateng den Ball doch noch am überrascht wirkenden Bürki vorbei ins Tor. Selten war ein 1:0 in der zwölften Minute so überfällig gewesen.
In der 35. Minute wechselte Stöger bereits zum ersten Mal. Für Verteidiger Marc Bartra kam der zentrale Mittelfeldspieler Mahmoud Dahoud. Der hatte sich kaum vor dem anderen zentralen Mittelfeldspieler Julian Weigl einsortiert, als er beinahe das 1:1 bejubeln konnte. Nach einem Konter klärte David Alaba den Ball von Andrej Jarmolenko auf der Torlinie per Kopf.
Doch eine Spitzenmannschaft weiß, wie man seine Gegner demoralisiert, bevor diese anfangen, vielleicht doch an ihre Chance zu glauben: Thomas Müller auf der rechten Seite auf Robert Lewandowski, der auf Thomas Müller, ein Schritt, ein Blick, ein Heber, das 2:0 noch vor der Pause (40.). Was sollte hier noch passieren?
Zum Beispiel weitere hochkarätige Toraktionen der Bayern: Das Spiel war gerade wieder angepfiffen, als Roman Bürki gegen James klären musste. In der 50. Minute parierte der Schweizer Keeper dann stark mit dem Fuß gegen Müller. Der war zuvor wunderbar von Alaba angespielt worden.
Zum Beispiel wieder erstarkte Dortmunder. Wie in der ersten Halbzeit nahmen die Münchner nach der furiosen Startphase wieder das Tempo heraus, ließen den BVB wieder kommen – und ließen den BVB dann sogar wieder Hoffnung schöpfen: Joshua Kimmich ließ sich von Shinji Kagawa ausspielen, die butterweiche Flanke des Japaners köpfelte Jarmolenko freistehend zum 1:2 ein (77.). Plötzlich wirkten die Bayern beeindruckt, plötzlich schien es, als ob sie ihr Bundesligagesicht aufgesetzt hatten. Der BVB blieb am Drücker, in der Nachspielzeit blockte Bayern im letzten Moment einen Schuss des gerade eingewechselten Alexander Isak. Es blieb beim 2:1. Es sagten: Jupp Heynckes (Trainer Bayern München): „Wenn man die 94 Minuten sieht, sind wir der hochverdiente Sieger. Wenn Thomas Müller das 3:0 macht, dann können wir das Spiel ganz ruhig nach Hause bringen. In der Endphase sind wir dann gegen eine gute Mannschaft noch unter Druck geraten.“Peter Stöger (Trainer Borussia Dortmund): „Ich bin zufrieden, dass wir eine Reaktion gezeigt haben. Aber so wie in der ersten Halbzeit darf man nicht spielen.“