Robin Hood ist unbesiegbar
Arte widmet dem Superhelden eine Dokumentation
BERLIN (dpa) - Robin Hood ist Kult. Und das schon seit Jahrhunderten, inzwischen weltweit. Er gilt als Kämpfer für Gerechtigkeit, als einer, der sich nicht unterkriegen lässt, der Gefühle zeigt, auch romantische, und nur zuschlägt, wenn es sein muss. Der Regisseur Jean-Marie Nizan hat sich ausführlich mit diesem Phänomen beschäftigt. Arte zeigt seine Dokumentation „Robin Hood – Vom Outlaw zum Popstar“am Sonntag, 30. Juli, um 22.05 Uhr. Literaturwissenschaftler kommen darin zu Wort, Filmemacher, Schauspieler wie Russell Crowe – etliche RobinHood-Experten, die viele ungewöhnliche Details über den legendären Bogenschützen aus dem Sherwood Forest zusammentragen.
Die Geschichten von Robin Hood werden schon lange erzählt, aber sie wandeln sich immer wieder, sie sind ein Spiegel ihrer Zeit. Ganz am Anfang, im Mittelalter, da gingen sie noch anders: Der Wald war da kein romantischer Ort, sondern vor allem praktisch für alle, die die Obrigkeit zu fürchten hatten und sich verstecken mussten. Und Robin war einfach ein Bandit, ein kaltblütiger Mörder, kein Ehrenmann mit Federhut. In den ersten Erwähnungen macht er keine gute Figur.
Vom Außenseiter zum Retter
Ob es ihn als historische Person gegeben hat, ist höchst zweifelhaft. Berühmt wurde er eher, weil immer wieder alles Mögliche in ihn hineinprojiziert wurde, spätestens um 1500, als der erste Text über ihn gedruckt erschien. Mit den Geschichten aus der Druckerpresse, die ihn schnell bekannter machten, wandelte sich auch sein Bild. Plötzlich wurde er zum Helfer der Armen, zum Rächer der Schwachen und war nicht einfach mehr nur ein toller Bogenschütze im Waldesdickicht.
Mit seiner neuen Rolle begann ein unglaublicher Siegeszug durch die Mediengeschichte, der bis heute anhält: Robin Hood wurde zum Superstar, zum Romanhelden, der schließlich vom König geadelt wird, die romantische Liebe entdeckt, sich als guter Untertan von König Richard auf Kreuzfahrt erweist. Er hat in Bildergeschichten des 19. Jahrhunderts verblüffenden Erfolg und zieht schließlich vom Sherwood Forest nach Hollywood.
Der Stummfilm von 1922 mit Douglas Fairbanks in der Hauptrolle machte Robin Hood noch populärer – und zum athletisch-akrobatischen Helden. Die Amerikanisierung der Figur bekam einen neuen Schub. Bald war Robin dann auch eine Comic-Figur, bekam eine TV-Serie, seinen eigenen Zeichentrickfilm. Bei Disney waren alle Charaktere Tiere und Robin ein Fuchs. Ein schlauer, mit Hut natürlich.
Als Sean Connery 1976 den Robin Hood gab, waren die Zeiten des Bogenschützen als heiterer Held schon wieder vorbei. Connery spielte ihn als gealterten Helden, der am Schluss stirbt . Das hatte es noch nie gegeben. Der Film war dann auch der einzige, der kein Geld einspielte. Robin Hood todgeweiht im Rentenalter – nein danke. Da standen die Zuschauer schon eher auf Kevin Costner als Robin, vital, muskulös und mit blonder Haarpracht.
Und 2010 schlüpfte dann Russell Crowe in die Rolle des Rebellen an der Seite von Cate Blanchett. Regie führte Ridley Scott. Alles erste Garnitur also. Und noch einmal eine neue Perspektive auf den Helden, dessen frühe Jahre vor dem Kleinkrieg mit dem Sheriff von Nottingham hier im Mittelpunkt stand.
Einig sind sich die Experten, dass Robin Hood nicht von gestern ist: Für viele Globalisierungskritiker steht er für Gerechtigkeit und Umverteilung, weil er von den Reichen nimmt und den Armen gibt. Selbst die „Tribute von Panem“nehmen Anleihen bei Robin-Hood-Filmen. Und manche Fans von Donald Trump sehen im unkonventionellen US-Präsidenten eine Art modernen Robin Hood.