Ein Ferienpark in neuer Dimension
Nahe Leutkirch investiert der Konzern Center Parcs 350 Millionen Euro
LEUTKIRCH - Es klingt alles ein wenig wie bei Transfer-Meldungen aus dem Profi-Fußball dieser Tage. Noch nie wurde in Deutschland in ein Tourismusprojekt so viel Geld gesteckt: 350 Millionen Euro. Dafür erwarten, so der Konzern Center Parcs, die Gäste Angebote, die alle anderen vergleichbaren Einrichtungen in Deutschland in den Schatten stellen sollen – auf einer Fläche von 184 Hektar, das entspricht etwa 258 Fußballfeldern. 1000 Ferienhäuser, dazu eine großes Zentralgebäude mit Spaßbad und ein Spa- und Wellness-Zentrum, will Center Parcs dort errichten, wo während des Dritten Reiches Giftkampfstoffe und danach von Franzosen, Amerikanern und der Bundeswehr Waffen und Munition lagerten.
Insofern trägt diese Maßnahme durchaus auch Parallelen zu Bewegungen wie „Schwerter zu Pflugscharen“. Alles also einfach gut? „Im Prinzip Ja“, um im Jargon von Radio Eriwan zu bleiben. Mit überwältigender Mehrheit hat vor Jahren ein Bürgerentscheid in der Allgäustadt Leutkirch den Weg für den Park geebnet, der Ende 2018 eröffnet werden soll. Doch der Bau lässt sich nicht im Verborgenen umsetzen. Auch das erklärt das große Interesse der Bevölkerung daran, was denn nun tatsächlich in dem Waldgebiet geschieht. Am Donnerstag nahmen wieder mehr als 1000 Menschen die Möglichkeit wahr, in Bussen das Terrain zu erkunden.
„Ich bin richtig gespannt, was von der alten Geländestruktur übrig ist. Früher durfte man ja nie rein“, sagt Alfred Sauterleute. Neugierig sitzt der gebürtige Leutkircher in einem der Reisebusse, die auf die Einfahrt in den Park warten. Schlange gestanden waren in den Tagen zuvor die Menschen, um Tickets zu ergattern. „Das Projekt hat touristisch so viel Bedeutung. Da will ich einfach einen Einblick bekommen“, meint Florian Graber, der es sich in der vorletzten Reihe bequem gemacht hat. Auch Diana Mecke hat sich einen der begehrten Plätze gesichert. Sie will unbedingt wissen, wie die Anlage mittlerweile aussieht. Sie kenne sie noch von früher, ihr Großvater habe in dem ehemaligen Munitionsdepot gearbeitet.
Kaum hat der Busfahrer das Gefährt in Bewegung gesetzt, schnappt sich Christoph Muth das Mikrofon. Er fungiert im Park künftig als „General Manager“und wird während der halbstündigen Tour die Fortschritte auf der Großbaustelle erläutern. Gespannt wandern die Blicke der Mitfahrer abwechselnd von links nach rechts aus dem Fenster. „Wahnsinn“, murmelt ein älterer Mann, nachdem das Fahrzeug die Bäume am Rand des Areals passiert hat und die Besucher zum ersten Mal die Baumaßnahmen in ihrer gesamten Größe zu Gesicht bekommen. Viele zücken ihr Smartphone, nehmen Videos auf oder knipsen Fotos.
Beliebte Bildmotive sind vor allem der Bereich des Zentralgebäudes, dessen Rohbau teilweise bereits zu erkennen ist, sowie die ersten beiden Ferienhäuser, die erahnen lassen, wie das Areal bis Ende 2018 aussehen könnte.
Große Augen gibt es unter anderem beim Anblick von zwei Bunkern, die erhalten werden und als sogenannte Fledermaushotels dienen sollen. Schwer beeindruckt geht es für die Besucher nach einer kurzweiligen Fahrt wieder zurück zum Ausgangspunkt. „Die Weitläufigkeit des Geländes war unglaublich“, betont Florian Graber. Die Vielfalt der Angebote, die es geben soll, hat Diana Mecke imponiert. Von der Anlage, die sie von früher her kannte, sei nicht mehr viel übrig geblieben. „Es geht jedenfalls gut vorwärts“, lautet ihr Resümee.