Damit es noch lange summt
Neu-Imker werden in Wurmlingen geschult – Immer mehr haben Interesse an Bienen
WURMLINGEN - Immer mehr junge Menschen schlüpfen in ihrer Freizeit in Imker-Anzüge und kümmern sich um die Bienen. Der Bezirks-Imkerverein Tuttlingen zählt derzeit 27 Jung-Imker. Das Interesse ist eine Folge des gesellschaftlichen Wandels. Auch die Medien tragen ihren Teil bei.
Zahlreiche Neu-Imker in speziellen Schutzanzügen umringen Helmut Riess, der vorsichtig einen Holzrahmen hebt, in den die Bienen Waben in Wachsplatten bauen. Als Vorsitzender des Bezirks-Imkervereins Tuttlingen zeigt der 66-Jährige am Bienenstand in Wurmlingen, wo beispielsweise die Königin sitzt. Die Neu-Imker, darunter Jugendliche, junge Männer und Frauen, hören zu und legen bei dem Lehrgang auch mal selbst Hand an.
Der Bezirks-Imkerverein zählt derzeit 27 Neu-Imker zwischen 14 und 70 Jahren. Das habe den Altersdurchschnitt des Vereins von 63 auf 56 Jahre gesenkt, berichtet Riess. Durch Medienberichte über das Bienensterben nicht nur in Deutschland hätten viele Menschen erkannt, wie wichtig die Tiere seien, und das Imkern zum Hobby gemacht.
„Die Leute sind sensibilisiert durch die Zeitung und das Fernsehen“, erklärt Riess unter anderem die Nachfrage. So seien viele Menschen, auch Politiker, erst auf die Bedeutung der Insekten aufmerksam geworden.
Denn etwa 30 Prozent unserer Lebensmittel hingen von der Bestäubung durch die Biene ab, sagt der Vereinsvorsitzende und selbst Besitzer von 25 bis 30 Bienenvölkern. Bedeutet, dass auch der Mensch von den Insekten profitiert.
Die Presseberichte sind aber nicht der einzige Grund für das Interesse. „Hobby-Imker wollen ihr eigenes Nahrungsmittel gewinnen“, erklärt er weiter. Regionale und gesunde Produkte boomen seit Jahren. „Honig ist eines der reinsten Lebensmittel. Er ist gesund und belastet den Körper nicht. Ihm wird eine heilende Wirkung nachgesagt“, beschreibt Riess die Vorzüge des Lebensmittels.
Dabei haben es Bienen nicht immer leicht. Die Varroamilbe, die auf der ganzen Welt verbreitet ist, setzt Bienenvölkern zu. Durch den Schädling seien die Insekten anfälliger gegen andere Krankheiten, erklärt der Vereinsvorsitzende. „Auch die Flora ist ärmer geworden“, sagt Riess. In Gebieten, die landwirtschaftlich genutzt werden, wird oft das Gras gemäht. „Für Bienen versiegt dann die Nahrungsquelle“, führt der Imker aus.
Ringsum den Bienenstand in Wurmlingen blüht es. Regelmäßig bietet der Bezirks-Imkerverein mit seinen 125 Imkern, die sich um mehr als 700 Bienenvölker kümmern, Schulungen an. Es geht nicht nur darum, Wissen auszutauschen, sondern auch das Interesse an der Imkerei zu fördern und Teilnehmer zu halten – damit es noch lange summt in Wurmlingen und Umgebung.