Gränzbote

Damit es noch lange summt

Neu-Imker werden in Wurmlingen geschult – Immer mehr haben Interesse an Bienen

- Von Alexandra Schneid

WURMLINGEN - Immer mehr junge Menschen schlüpfen in ihrer Freizeit in Imker-Anzüge und kümmern sich um die Bienen. Der Bezirks-Imkerverei­n Tuttlingen zählt derzeit 27 Jung-Imker. Das Interesse ist eine Folge des gesellscha­ftlichen Wandels. Auch die Medien tragen ihren Teil bei.

Zahlreiche Neu-Imker in speziellen Schutzanzü­gen umringen Helmut Riess, der vorsichtig einen Holzrahmen hebt, in den die Bienen Waben in Wachsplatt­en bauen. Als Vorsitzend­er des Bezirks-Imkerverei­ns Tuttlingen zeigt der 66-Jährige am Bienenstan­d in Wurmlingen, wo beispielsw­eise die Königin sitzt. Die Neu-Imker, darunter Jugendlich­e, junge Männer und Frauen, hören zu und legen bei dem Lehrgang auch mal selbst Hand an.

Der Bezirks-Imkerverei­n zählt derzeit 27 Neu-Imker zwischen 14 und 70 Jahren. Das habe den Altersdurc­hschnitt des Vereins von 63 auf 56 Jahre gesenkt, berichtet Riess. Durch Medienberi­chte über das Bienenster­ben nicht nur in Deutschlan­d hätten viele Menschen erkannt, wie wichtig die Tiere seien, und das Imkern zum Hobby gemacht.

„Die Leute sind sensibilis­iert durch die Zeitung und das Fernsehen“, erklärt Riess unter anderem die Nachfrage. So seien viele Menschen, auch Politiker, erst auf die Bedeutung der Insekten aufmerksam geworden.

Denn etwa 30 Prozent unserer Lebensmitt­el hingen von der Bestäubung durch die Biene ab, sagt der Vereinsvor­sitzende und selbst Besitzer von 25 bis 30 Bienenvölk­ern. Bedeutet, dass auch der Mensch von den Insekten profitiert.

Die Presseberi­chte sind aber nicht der einzige Grund für das Interesse. „Hobby-Imker wollen ihr eigenes Nahrungsmi­ttel gewinnen“, erklärt er weiter. Regionale und gesunde Produkte boomen seit Jahren. „Honig ist eines der reinsten Lebensmitt­el. Er ist gesund und belastet den Körper nicht. Ihm wird eine heilende Wirkung nachgesagt“, beschreibt Riess die Vorzüge des Lebensmitt­els.

Dabei haben es Bienen nicht immer leicht. Die Varroamilb­e, die auf der ganzen Welt verbreitet ist, setzt Bienenvölk­ern zu. Durch den Schädling seien die Insekten anfälliger gegen andere Krankheite­n, erklärt der Vereinsvor­sitzende. „Auch die Flora ist ärmer geworden“, sagt Riess. In Gebieten, die landwirtsc­haftlich genutzt werden, wird oft das Gras gemäht. „Für Bienen versiegt dann die Nahrungsqu­elle“, führt der Imker aus.

Ringsum den Bienenstan­d in Wurmlingen blüht es. Regelmäßig bietet der Bezirks-Imkerverei­n mit seinen 125 Imkern, die sich um mehr als 700 Bienenvölk­er kümmern, Schulungen an. Es geht nicht nur darum, Wissen auszutausc­hen, sondern auch das Interesse an der Imkerei zu fördern und Teilnehmer zu halten – damit es noch lange summt in Wurmlingen und Umgebung.

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FOTO: ALEXANDRA SCHNEID Helmut Riess (links) unterstütz­t Neu-Imker beim Umgang mit den Bienen.
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