Wo ist das Ding?
Dorfmerkingens Spielern kommt der WFV-Pokal abhanden – Hilferuf bei Facebook
Das Finale gegen die Stuttgarter Kickers hatten sie sensationell gewonnen, nun sind die Sportfreunde Dorfmerkingen die großen Pokalverlierer. Den Fußballspielern des Sechstliga-Aufsteigers von der Ostalb ist bei der Abschlussfahrt nach Mallorca der WFV-Pokal abhanden gekommen. Die circa 8,5 Kilogramm schwere und etwa 15 000 Euro teure Trophäe (Foto: oh) wurde laut Vereinschef Thomas Wieser entwendet – am Ballermann im „Bierkönig“. Der Württembergische Fußballverband reagierte verkatert. „Die müssen das Ding wiederbeschaffen“, sagte Verbandssprecher Heiner Baumeister.
NERESHEIM-DORFMERKINGEN - „Was auf Mallorca passiert, bleibt auf Mallorca“, raunt man sich ja zwischen dem ein oder anderen Exzess gerne auf des Deutschen liebster Partyinsel zu. Die Fußballer der Sportfreunde Dorfmerkingen, Ende Mai zu einiger Bekanntheit gekommen, als sie sich als Siebtligist durch ein 3:1 im PokalLandesfinale gegen die Stuttgarter Kickers für die erste Runde des DFBPokals qualifizierten, haben diesem Spruch jetzt eine neue Bedeutungsebene hinzugefügt: Ihnen ist auf Mallorca etwas passiert und es ist auch was auf der Insel geblieben. Nur hätten sie auf die Erfahrung liebend gern verzichtet. Und beichten mussten sie ihr Malheur auch noch.
Den Sportfreunden wurde beim Feiern am Ballermann nämlich der WFV-Pokal geklaut. Nun sind die Pokalhelden vom Härtsfeld noch ein bisschen berühmter als vorher, ihre Freude über den Pokalcoup und den anschließenden Aufstieg in die Verbandsliga ist aber getrübt. Und das nicht nur, weil Fußballfans aus ganz Deutschland über sie lachen. „Klar, die Lawine rollt jetzt. Uns ärgert das alles aber maßlos“, sagt Sportfreunde-Kapitän und Torwart Christian Zech.
Abwehrkette stand nicht richtig
Die Geschichte vom Pokalklau von Mallorca geht so: Am Donnerstag fliegen 15 Spieler der ersten, zehn Spieler der zweiten Mannschaft der Sportfreunde und ein WFV-Pokal (Sachwert: rund 15 000 Euro) nach Mallorca. „Im Verein und auch in der Mannschaft haben wir natürlich diskutiert, ob wir den Pokal wirklich mitnehmen sollen. Ständig damit den Strand rauf und runter, im Gedränge im ,Megapark’ und so weiter. Die Entscheidung haben auch nicht alle mitgetragen“, erzählt Zech. Aber der Pokal fliegt mit – und der Ballermann ist am Donnerstag und Freitag um eine Attraktion reicher. Immer wieder kommen Fans oder auch Kicker anderer Mannschaften zu den Dormerkingern an den Tisch, um Fotos und Selfies zu machen mit dem Pokal. Am Donnerstag etwa auch einige Fußballer des Verbandsligisten Normannia Gmünd, die später noch eine Rolle spielen werden in dieser Geschichte.
Am Freitag kommt es, wie es kommen musste: „Wir waren im ,Bierkönig’, hatten den Pokal bei uns auf dem Tisch, Leute kamen und gingen, Foto hier, Foto da – und in einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit wurde der Pokal geklaut. Im Augenwinkel haben wir noch jemanden wegrennen sehen, wir sind gleich hinterher, aber wir haben ihn im Gedränge verloren“, sagt Zech. Die anschließende Suche verlief erfolglos, auch die Polizei habe nicht wirklich helfen können. Noch am Freitagabend beichten die Spieler dem Vereinsvorsitzenden Thomas Wieser das Malheur. Wieser hatte zu jenen gehört, die es für keine so gute Idee gehalten hatten, den Spielern den Pokal mit nach Mallorca zu geben. Vielleicht hatte er nach der Beichte auch darum „bis zum Schluss“gehofft, dass sich die Spieler „einen schlechten Scherz“mit ihm erlaubt hätten. Doch als im Laufe des Samstags und Sonntags nach und nach alle Spieler aus Mallorca zurückkehren, aber keiner den Pokal dabei hat, wird auch Wieser klar: Die Abwehrkette der Sportfreunde stand im „Bierkönig“nicht so, wie sie sollte. „Der Platz im Vereinsheim für den Pokal ist vorbereitet. Aber jetzt steht er leider leer“, so Zech.
Kurz nach 18 Uhr wird Dorfmerkingen am Sonntag in Dortmund der deutsche Vizemeister RB Leipzig als Pokalgegner zugelost, Wieser und Zech sind live dabei im DFB-Museum, „für mich ist das ein absolutes Traumlos“, sagt Zech in der ARD. Der Pokalklau von Mallorca ist da zumindest öffentlich noch nicht bekannt.
Am späten Abend startet der Verein dann via Facebook einen – recht launig verfassten – Hilferuf: „Bei all dem DFB-Pokal-Trubel auch noch eine unerfreuliche Sache: Unserer Mannschaft wurde am vergangenen Freitag auf Mallorca – genauer gesagt: im Bierkönig – der WFV-Pokal geklaut. Der materielle Wert steht dabei weniger im Vordergrund, mehr der ideelle Wert“, hieß es da. Und weiter: „Helft uns, den Pokal wiederzubekommen und teilt diesen Beitrag. Derjenige, der den Pokal ,ausgeliehen’ hat, braucht keine Anzeige zu befürchten, wenn er sich meldet beziehungsweise dafür sorgt, dass der Pott wieder heil zu uns zurückkommt.“Zudem sei die Mannschaft bereit, den Pokal „mit Bier oder ähnlichen Erfrischungsgetränken oder auch Tickets fürs DFB-Pokalspiel gegen RB Leipzig auszulösen“.
Mannschaft müsste blechen
Der Hilferuf der Sportfreunde geht schnell viral, und wie es so ist: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Am Montagmorgen meldet sich auf Facebook ein Spieler von Normannia Gmünd: „Grüße vom 1. FC Normannia Gmünd. Wir freuen uns auf die Tickets“, schrieb Marius Nuding zu einem Foto von Normannia-Spielern mit dem Pokal. Ein Scherz. „Wir haben den Pokal nicht. Das war als lustige Aktion gedacht. Wenn ich aber gewusst hätte, welche Ausmaße dies annimmt, hätte ich das so nicht veröffentlicht. Ich habe schon 100 Nachrichten und 30 Anrufe erhalten“, sagte Nuding der „Rems-Zeitung“.
Die Sportfreunde müssen also weiterhoffen, dass der zehn Kilo schwere Pokal doch noch wieder auftaucht. Beim Württembergischen Fußballverband wirken sie jedenfalls verkatert. „Das ist ein Wanderpokal mit durchaus nennenswerten Herstellungskosten in Höhe von 15 000 Euro“, sagte Sprecher Heiner Baumeister, „die müssen das Ding wieder beschaffen.“Wieser flüchtet sich in Galgenhumor: „Immerhin haben wir fast ein Jahr Zeit, bis wir den Pokal zurückgeben müssen.“Sonst müssen die Spieler die Mannschaftskasse plündern. Kapitän Zech: „Wir sind ein Team und jetzt müssen wir das Beste draus machen.“