Wutredner
Marek Lieberberg sucht nicht das große Rampenlicht, wenn es nicht sein muss. Der „Rock am Ring“-Veranstalter organisiert lieber hinter den Kulissen. Doch nach dem Terroralarm am Freitag legt er einen emotionalen Auftritt hin.
Sichtlich aufgebracht macht der Manager vor Journalisten seinem Ärger und seiner Fassungslosigkeit Luft. Zwar trägt er die Entscheidung mit, dass das Festivalgelände mit Zehntausenden Fans wegen Terrorgefahr geräumt wird. Aber so ganz nachvollziehen kann er die Bewertung der Sicherheitsbehörden nicht, das wird schnell deutlich. „Warum sind wir die Prügelknaben für die Situation?“, fragt Lieberberg. Dann redet er sich in Rage, fordert Muslime zu Demos gegen „diese Gewalttäter“auf. Zugleich wird er sehr emotional: „Ich fühle mich entsetzlich leer und ausgepowert.“
Am Tag danach, als die Entscheidung feststeht, dass das Festival weitergeht, zeigt sich Lieberberg erleichtert und schlägt versöhnliche Töne an. Er dankt auch der Polizei, lobt aber vor allem das besonnene Verhalten der Fans.
Der 71-Jährige ist bekannt dafür, dass er kein offenes Wort scheut – und mit Leidenschaft für seine Positionen streitet. Nach Jahrzehnten im Geschäft zählt der gebürtige Frankfurter, dessen jüdische Eltern den Holocaust überlebt hatten, zu den bekanntesten und profiliertesten Konzertveranstaltern. Madonna, Bon Jovi, Depeche Mode, Guns N’Roses, Metallica, Bruce Springsteen, Pink Floyd – die Liste der Stars, mit denen Lieberberg zusammengearbeitet hat, ließe sich um zahlreiche illustre Namen verlängern. Auch das 1985 erstmals veranstaltete Festival „Rock am Ring“am Nürburgring ist ein Kind Lieberbergs. Für Rockfans ist es längst zum Pflichttermin geworden. (dpa)