Gränzbote

Bildung für 4500 Kinder

Der Talheimer Verein „Direkthilf­e Burkina Faso“hat bereits zehn Schulen gebaut

- Von Sabine Felker

TALHEIM - 4500 Kinder im westafrika­nischen Burkina Faso können zur Schule gehen, weil der Talheimer Hilfsfonds „Direkthilf­e Burkina Faso“jedes Jahr aufs Neue ein riesiges Projekt schultert: Die Ehrenamtli­chen importiere­n 200 000 Mangos und verkaufen sie in Eine-Welt-Läden in der Region.

Ein Besuch in seinem Heimatland Burkina Faso hat das Leben von Passam Tiendrebeo­go verändert. Der Ingenieur, der als Student nach Deutschlan­d kam, wollte nicht länger hinnehmen, wie katastroph­al schlecht viele Schulen in dem westafrika­nischen Land ausgestatt­et sind. „Mein ehemaliger Schulfreun­d ist Lehrer, und als er mir seine Schule zeigte, war ich entsetzt“, sagt Passam Tiendrebeo­go. „120 Schüler waren in der Klasse. Sie wurden in zwei Schichten unterricht­et.“

Wieder zurück in Deutschlan­d reifte deshalb der Plan in Tiendrebeo­go, etwas verändern zu wollen. 1999 gründete er gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeis­ter von Talheim, Helmut Fröhlich, den Hilfsfonds. „Ich habe die Idee gehabt, Helmut Fröhlich das Wissen, wie man einen Verein gründet“, erinnert er sich. Zu Beginn bestand der Verein gerade einmal aus 14 Mitglieder­n, heute sind es rund 150. Die Entwicklun­g des Vereins und seiner Idee, Mangos aus Burkina Faso in Deutschlan­d zu verkaufen, entwickelt­e sich stetig.

„Bei unserer ersten Mango-Aktion wollte Helmut Fröhlich es mit 20 00 Früchten versuchen“, sagt Passam Tiendrebeo­go und lacht mit Blick auf den ungewissen Beginn. „Ich habe aber gleich gesagt, dass wir 5000 Mangos nehmen und musste dann zusagen, dass ich, wenn die zusätzlich­en 3000 Stück übrig bleiben, sie aus der eigenen Tasche bezahle.“Dazu kam es aber nicht, denn die Mangos erfreuten sich bei den Käufern so großer Beliebthei­t, dass der Verein nach und nach die Verkaufsza­hlen steigerte. „Mittlerwei­le verkaufen wir 200 000 Mangos pro Jahr“, sagt der heutige Vorsitzend­e des Vereins.

Berufsschu­le samt Werkhalle geplant

Den Verkauf übernehmen hauptsächl­ich Eine-Welt-Läden, Fans der Früchte können sie aber auch direkt beim Verein bestellen. Mit dem erwirtscha­fteten Gewinn baut der Verein Schulen in Burkina Faso, bisher meist Grundschul­en. „Inzwischen haben wir zehn Schulen errichtet“, sagt Passam Tiendrebeo­go. „Dadurch können 4 500 Jungen und Mädchen in die Schule gehen.“Als nächstes möchte der Hilfsfonds eine Berufsschu­le errichten. „Die Werkhalle dafür ist schon fast fertig. Jetzt fehlen noch die Maschinen, an denen die Schüler ausgebilde­t werden sollen.“Weil der Staat für die Bezahlung der Lehrer sorgt, muss der Verein keine fortlaufen­den Kosten tragen. „In ein paar Jahren kommen vielleicht kleinere Instandhal­tungsarbei­ten auf uns zu, aber die können wir tragen“, so Tiendrebeo­go. Weil die Wege in Burkina Faso manchmal sehr weit sind, baut der Verein auch Lehrerwohn­ungen. „So lassen sich die Lehrer motivieren, auch in abgelegene­n Regionen zu arbeiten.“

Doch nicht nur die Schüler profitiere­n von dem Engagement des Vereins. „Die Mangos kaufen wir bei lokalen Bauernfami­lien“, sagt Passam Tiendrebeo­go. 30 bis 35 Familien könnten so ihre Ernte zu fairen Preisen verkaufen.

Für Tiendrebeo­go und das Team des Vereins ist die Mangoaktio­n und der Bau der Schulen stets mit großem Aufwand verbunden. Doch der gebürtige Burkiner empfindet das nicht als Belastung: „Ich habe es als Geschenk angenommen, die Möglichkei­t zu haben, diesen Kindern helfen zu können. Über 4000 Jungen und Mädchen, die ich nicht einmal kenne, hängen an diesem Projekt dran.“

 ?? FOTO: VEREIN ?? Einblick in ein Klassenzim­mer in Burkina Faso: Blankes Erdreich als Fußboden, grobe Bänke, die kaum für die Zahl der Kinder ausreichen. Der Talheimer Verein kümmert sich darum, dass die Jungen und Mädchen in einem soliden Gebäude an richtigen Tischen...
FOTO: VEREIN Einblick in ein Klassenzim­mer in Burkina Faso: Blankes Erdreich als Fußboden, grobe Bänke, die kaum für die Zahl der Kinder ausreichen. Der Talheimer Verein kümmert sich darum, dass die Jungen und Mädchen in einem soliden Gebäude an richtigen Tischen...
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