Stuttgart rettet einen Punkt
Der VfB bringt in Braunschweig in Unterzahl ein 1:1 über die Zeit und ist auf Erstligakurs
Am Abgesang von Weltmeister Kevin Großkreutz lag es nicht, dass sich der Zweitliga-Tabellenführer VfB Stuttgart im Spitzenspiel bei Eintracht Braunschweig so schwer tat – schon eher an der eigenen Dummheit respektive Fehlerhaftigkeit. Bereits nach drei Minuten führte der VfB mit 1:0 dank eines Geschenks von Ken Reichel. Der Braunschweiger spielte einen fatalen, viel zu kurzen Rückpass zu Torhüter Jasmin Fejzic, Stuttgarts Rechtsaußen Carlos Mané preschte hinein, umkurvte den Torwart und traf zum 1:0. Ein Traumstart, der den Gästen in die Karten hätte spielen sollen.
Tat er aber nicht. Der VfB sonnte sich im Dauerregen und ruhte sich auf seinem Vorsprung aus, er ließ die Bällchen prallen, und diese Passivität rächte sich nach einer halben Stunde. Zunächst schubste Stuttgarts Emiliano Insúa im Strafraum ganz leicht den Rivalen Hendrick Zuck, Schiedsrichter Benjamin Brand gab Elfmeter. VfBTorhüter Mitch Langerak allerdings parierte den schwach geschossenen Elfmeter von Mirko Boland (32.). Zwei Minuten später war es wieder Langerak, der den VfB rettete – EintrachtStürmer Christoffer Nyman schoss ihn aus der Nahdistanz an. Nach 41 Minuten war aber auch der Australier machtlos. VfB-Verteidiger Marcin Kaminski umklammerte Gustav Valsvik während einer Flanke, wieder gab es Elfmeter. Reichel, der Unglücksrabe vom 0:1, traf unhaltbar ins Tor. Zu allem Überfluss für Stuttgart sah der Pole Kaminski noch Gelb-Rot, der VfB spielte fortan in Unterzahl. Die 15 Minuten vor der Pause waren also alles in allem ein Lehrbeispiel dafür, wie man einen Gegner stark macht.
VfB-Trainer Hannes Wolf tobte an der Seite, reagierte zur Halbzeit und nahm seine beiden 18-Jährigen vom Feld. Verteidiger Benjamin Pavard kam notgedrungen für Berkay Özcan, zudem ersetzte Takuma Asano den Kroaten Josip Brekalo. Die Eintracht machte nun Druck, Stuttgart versuchte anfangs, zu kontern, später nur noch, das Remis zu halten – und damit seinen Sieben-Punkte-Vorsprung auf den Ligavierten und die sechs Punkte auf den Dritten Hannover. Vor 23 000 Zuschauern schafften es die Braunschweiger trotz ihres Powerplays nicht, hochkarätige Chancen herauszuspielen. Die größte hatte Ofosu-Ayeh nach 83 Minuten, aber Langerak drehte seinen Schuss um den Pfosten. Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht hatte in seiner Startelf überraschend auf Torjäger Domi Kumbela verzichtet, angeblich aus disziplinarischen Gründen. Erst in der 62. Minute wurde der Angreifer eingewechselt.
Auch Wolf versuchte alles und brachte Daniel Ginczek für Terodde, der nach seinem Nasenbeinbruch mit einer Spezialmaske gespielt hatte. Der Wechsel im Sturm brachte allerdings wenig. Immerhin half Ginczek den wacker kämpfenden Stuttgartern dabei, das 1:1 über die Zeit zu retten – ein Punktgewinn. Bereits am Freitag gegen den VfL Bochum kann der VfB mit einem Sieg seinen Vorsprung an der Spitze ausbauen. Der Weg zurück in die erste Liga wird immer wahrscheinlicher – zur Freude des Trainers. „Wir haben in der zweiten Halbzeit fantastisch verteidigt. Ich bin total zufrieden, wie wir dieses Spiel in Unterzahl angenommen haben“, sagte Hannes Wolf. Auch Kollege Torsten Lieberknecht war überraschenderweise zufrieden: „Wir können mit dem Punkt leben“, meinte er. „Stuttgart ist auch mit zehn Mann immer in der Lage, einen Konter zu setzen.“ Großkreutz-Petition boomt: Die Internet-Petition, mit der Fans den VfB Stuttgart zu einer Rückholaktion von Kevin Großkreutz bewegen wollen, findet regen Zulauf. Bis Montagabend hatten 26 000 Anhänger die Aktion im Netz unterschrieben.