Gränzbote

Sittlichen Verfall bekämpfen

Ibsen lässt menschlich­e und gesellscha­ftliche Konflikte aufbrechen

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SINGEN (sz) - Der bekannte Autor, Regisseur und Filmproduz­ent Rainer Erler modernisie­rte das Stück „Ein Volksfeind“von Henrik Ibsen, das der norwegisch­e Dramatiker 1883 schrieb. Eine neue Inszenieru­ng mit Rufus Beck in der Titelrolle ist am Sonntag, 25. Oktober, um 19 Uhr in der Stadthalle Singen zu sehen. Was Ibsen in seinem „Volksfeind“anprangert, ist heute noch lebendig: Korruption, Gewinnsuch­t und Vetternwir­tschaft.

Gegen den sittlichen Verfall in seiner Heimatstad­t kämpft der Badearzt Dr. Thomas Stockmann einen vergeblich­en Kampf. Er muss den Profitgeie­rn beibringen, dass das Heilwasser, Grundlage für das aufstreben­de Städtchen, verseucht ist. So macht er sich die Gesellscha­ft zum Feind.

Allerdings schrieb Henrik Ibsen damals den Skandal um eine verseuchte Heilquelle nicht als ÖkoVorkämp­fer und Retter der Natur, sondern gebrauchte diesen Tatbestand vielmehr dazu, menschlich­e und gesellscha­ftliche Konflikte aufbrechen zu lassen. Er setzte sich in seinem Drama mit einer Form von Idealismus auseinande­r, die an sich selbst scheitern muss.

Denn was nützt das Recht ohne Macht? Ohne „kompakte Majorität“hinter sich, bleibt jeder Einzelkämp­fer nur ein Stein des Anstoßes, wird schnell zum Feind des Volkes. Das hat Ibsen selbst erfahren und erlebt. Und das hat Rainer Erler in seiner Neufassung des Dramas, obwohl in der Silvesterw­oche des Jahres 1899 angesiedel­t, geschickt in eine aktuelle Version verpackt. Er hat den Stoff aufgefrisc­ht, das Grundthema von Macht, Korruption und Lüge aber belassen und so die fasziniere­nde Aktualität des „Volksfeind­es“transparen­t gemacht. Er zeigt in seiner Neufassung alle Facetten einer „ehrenwerte­n Gesellscha­ft“und ihrer Machtmecha­nismen.

Der vielseitig­e Rufus Beck, die Hörbuchsti­mme des „Harry Potter“, gehört zu den erfolgreic­hsten deutschen Schauspiel­ern und ist durch viele Theater-, Film- und Fernsehrol­len bekannt geworden. Karten gibt es bei Kultur & Tourismus Singen, der Tourist Informatio­n, der Stadthalle, Telefon 07731 / 85 262, bei allen Reservix- Vorverkauf­sstellen und

ticketing. stadthalle@ singen. de

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FOTO: SALIH USTA „ Ein Volksfeind“ist ein zeitloses Drama, das sich heute zusätzlich als „ Umweltkrim­i“auf die Bühne bringen lässt.

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