Gränzbote

Olympia-Träume unterm Eiffelturm

Paris bewirbt sich um die Sommerspie­le 2024 – ein Konkurrent für Hamburg

- Von Christine Longin

PARIS - Klappt es diesmal? Paris hat seine Kandidatur für die Olympische­n Sommerspie­le 2024 angekündig­t und konkurrier­t dabei mit Hamburg, Rom und Boston. Schon dreimal versuchte die französisc­he Hauptstadt vergeblich, das Großereign­is an die Seine zu holen.

Der 6. Juli 2005 ist fast zehn Jahre her, doch vergessen hat ihn in Paris kaum einer. Es war der Tag, an dem die als Favorit gehandelte französisc­he Hauptstadt mit ihrer Olympiabew­erbung London unterlag. Nun will es die Metropole an der Seine noch einmal wissen: „Los geht’s: Paris ist bereit. Wir werden einen schönen Sieg einfahren“, kündigte Bürgermeis­terin Anne Hidalgo am Sitz des Nationalen Olympische­n Komitees an. Schon dreimal hatte sich ihre Stadt für das Sportspekt­akel beworben: 1992, 2008 und 2012. Doch die Niederlage gegen den ewigen Rivalen London, der Paris auch den Titel als Touristenz­iel Nummer 1 streitig macht, schmerzte am meisten. Statt 2012 will Paris nun 2024 die Spiele holen.

Die Spiele zu wollen, bedeutet ein Großereign­is zu teilen und es gemeinsam umzusetzen“, erklärte Präsident François Hollande, der als Erster im November 2014 eine vierte Kandidatur von Paris ins Spiel gebracht hatte. Allerdings hielt er sich seither zurück, denn diesmal sollen nicht die Politiker, sondern die Sportler die treibenden Kräfte der Kandidatur sein. So waren denn auch 150 Spitzenspo­rtler anwesend, als Hidalgo am Sitz des Nationalen Olympische­n Komitees die Pariser Bewerbung verkündete. „Paris hat die Infrastruk­tur und ist eine Stadt, die andere träumen lässt“, sagte der Judo-Olympiasie­ger Teddy Riner.

Olympische­s Dorf in der Banlieue

Dass die französisc­he Hauptstadt ohnehin fast über alle nötigen Einrichtun­gen verfügt, betonten die Olympia-Befürworte­r gerne. Im Zuge des Ausbaus der Hauptstadt­region sind bereits vier neue Metro-Linien und die Erweiterun­g zweier weiterer geplant. Auch die Tennisanla­ge von Roland Garros im Westen von Paris, die sich für die Tennis-Wettkämpfe anböte, wird gerade ausgebaut. Das Stade de France, das für die Fußball-WM 1998 entstand, könnte Austragung­sort der Leichtathl­etikWettkä­mpfe werden. Die Pferderenn­bahn Hippodrome de Longchamps bietet sich für Reitturnie­re an. Außerdem kann Paris natürlich mit seiner pittoreske­n Kulisse punkten: Für Beachvolle­yball ist das Marsfeld direkt hinter dem Eiffelturm im Gespräch, die Fechtwettk­ämpfe könnten im altehrwürd­igen Grand Palais an den Champs Elysées stattfinde­n.

„Man muss nur noch ein Olympische­s Dorf, ein Schwimmbad und vielleicht ein Medienzent­rum bauen“, zählt Sport-Staatssekr­etär Thierry Braillard auf. Allerdings ist das auch das Problem, denn das Dorf mit seinen 17 000 Betten für Athleten und Funktionär­e soll im Norden von Paris entstehen, wo die Problemvor­städte liegen. Bei fast 25 Prozent liegt in der nördlichen Banlieue mit ihrem hohen Einwandere­ranteil die Armutsrate. Zum Vergleich: Im Landesdurc­hschnitt sind es 14 Prozent. Olympia könnte den Vierteln, in denen die Arbeitslos­igkeit höher ist als anderswo, einen neuen Impuls geben. Allerdings warnt die frühere kommunisti­sche Sportminis­terin Marie-Georges Buffet im Magazin „Nouvel Observateu­r“: „Der Sport kann nicht alle Gesellscha­ftsproblem­e lösen. Wegen der Olympische­n Spiele wird man in den Problemvie­rteln nicht besser leben.“Auch die Kriminalit­ät könnte ein Problem werden. Führt doch das Départemen­t Seine-Saint-Denis, wo das olympische Dorf entstehen soll, regelmäßig die landesweit­e Verbrechen­sstatistik an – vor allem bei Raubüberfä­llen.

Sechs Milliarden Euro will Paris, das zuletzt 1924 Gastgeber der Olympische­n Spiele war, in das Großereign­is stecken. Eine eher bescheiden­e Summe im Vergleich zu Rio de Janeiro, das für Olympia 2016 zehn Milliarden Euro veranschla­gt hat und bereits jetzt zwei Milliarden drauflegen musste. Doch Steuererhö­hungen soll es für das Spektakel in Paris nicht geben, versichert­e Hidalgo. Die Unterstütz­ung für ihr Projekt hat sie: 73 Prozent der Franzosen sind für die Spiele an der Seine. Basketball boomt: Die Basketball- Bundesliga hat in der abgelaufen­en Saison erneut die Marke von 1,5 Millionen Zuschauern übertroffe­n. Nach BBL- Angaben verfehlte die Eliteklass­e mit 1 554 835 Fans nur knapp den Besucherre­kord aus der Vorsaison ( 1 575 581). Zu den 334 Begegnunge­n kamen im Schnitt 4655 Zuschauer, die Sportstätt­en seien zu mehr als 88 Prozent ausgelaste­t gewesen. Spitzenrei­ter in der Publikumsg­unst war Alba Berlin mit 224 748 Besuchern vor dem neuen Meister Brose Bamberg ( 163 200). Wanamaker bleibt in Bamberg: Nach dem Gewinn der Meistersch­aft können die Brose Baskets Bamberg auch in der neuen Saison auf zwei ihrer wichtigste­n Spieler zurückgrei­fen. Wie die Oberfranke­n bekanntgab­en, verlängert­en die Aufbauspie­ler Brad Wanamaker und Janis Strelnieks ihre Verträge um ein Jahr. Vor allem die Weiterverp­flichtung von US- Profi Wanamaker, der zum wertvollst­en Akteur der Finalserie gewählt worden war, ist für den siebenmali­gen Champion ein Coup. Kerber zieht zurück: Angelique Kerber hat sich beim Rasenturni­er in Eastbourne abgemeldet. Zwei Tage nach ihrem Sieg in Birmingham macht Deutschlan­ds bester Tennisspie­lerin eine Viruserkra­nkung zu schaffen. Trainer Torben Beltz bezeichnet­e die Absage der Weltrangli­stenzehnte­n als reine Vorsichtsm­aßnahme. Aus für Heidemann: Fecht- Olympiasie­gerin Britta Heidemann ist rund drei Wochen vor Beginn der WM auf der Suche nach ihrer Form. Beeinträch­tigt von Achillesse­hnenproble­men scheiterte die 32- Jährige bei den Europaspie­len in Baku mit dem Degen in der Runde der letzten 32 mit 14: 15 an der Russin Tatjana Andrijusch­ina. Björgen schwanger: Die sechsmalig­e norwegisch­e Langlauf- Olympiasie­gerin Marit Björgen ist schwanger. Die 35- Jährige erwartet im Dezember ihr erstes Kind und wird eine Saison aussetzten. Die 14malige Weltmeiste­rin dominierte im Vorjahr den Weltcup und hofft, nach der Babypause bis 2017 wieder fit zu sein. „ Mein Ziel ist die Weltmeiste­rschaft in Lahti“, sagte Björgen.

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FOTO: DPA Bereits 2005 leuchteten unterm Eiffelturm die Olympische­n Ringe – ein gescheiter­ter Versuch, die Sommerspie­le 2012 nach Paris zu holen. 2024 soll der Traum Wirklichke­it werden.

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