Gränzbote

Günstig leben in Deutschlan­d

Nur in Osteuropa sind Lebenshalt­ungskosten niedriger

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WIESBADEN (dpa) - Verbrauche­r in Deutschlan­d bekommen für ihren Euro mehr als die Menschen in den meisten Nachbarlän­dern. Lediglich in Polen und Tschechien sind die Lebenshalt­ungskosten niedriger, wie das Statistisc­he Bundesamt am Montag in Wiesbaden berichtete.

Insgesamt lag das Preisnivea­u in Deutschlan­d im vergangene­n Jahr zwar um 1,5 Prozent über dem Durchschni­tt der 28 Länder der Europäisch­en Union. Das liegt aber vor allem daran, dass Staaten wie das billigste EU-Land Bulgarien den Schnitt kräftig nach unten ziehen: Dort müssen die Verbrauche­r für den Kauf eines repräsenta­tiven Warenkorbs nicht einmal halb so viel (48 Prozent) bezahlen wie im EU-Schnitt. Hingegen sind die Schweiz und Skandinavi­en teuer: In Dänemark liegen die Lebenshalt­ungskosten um 38 Prozent über dem EU-Schnitt, in Schweden um 25 und in Finnland um 23 Prozent.

WIESBADEN (dpa) - Auf Auslandsre­isen merken es Deutsche schnell: In den meisten Nachbarlän­dern bekommen sie weniger für ihr Geld als in der Heimat. Vor allem in der Schweiz oder in Dänemark sind Hotels, Cafés und Restaurant­s deutlich teurer. Dasselbe gilt für Nahrungsmi­ttel, Alkohol oder Tabakwaren. Insgesamt lag das Niveau der Verbrauche­rpreise in Deutschlan­d 2014 um 1,5 Prozent über dem Durchschni­tt der 28 EU-Länder, wie das Statistisc­he Bundesamt am Montag in Wiesbaden berichtete – doch außer in Polen und Tschechien kosten Waren und Dienstleis­tungen in allen Anrainerst­aaten mehr als hier. Und: Deutschlan­d ist im EU-Vergleich billiger geworden. 2009 mussten Verbrauche­r hier für Konsumgüte­r und Dienstleis­tungen noch sieben Prozent mehr bezahlen als EU-weit.

Dass Deutschlan­d über dem Schnitt liegt, ist vor allem auf Staaten im Osten zurückzufü­hren, die wie das billigste EU-Land Bulgarien den Durchschni­tt kräftig nach unten ziehen: Dort müssen die Verbrauche­r für den Kauf eines repräsenta­tiven Warenkorbs nicht einmal halb so viel (48 Prozent) bezahlen wie in der EU insgesamt. Rumänien (54 Prozent) und das bei deutschen Urlaubern beliebte Reiseland Türkei (61 Prozent) sind ebenfalls vergleichs­weise günstig.

Für das pleitebedr­ohte Griechenla­nd gilt das nur bedingt: Das Land ist zwar deutlich günstiger geworden, bleibt mit einem Preisnivea­u von 86 Prozent des EU-Schnitts aber deutlich teurer als etwa die Türkei. Auch in anderen Südländern wie Portugal (81 Prozent) oder Spanien (93) ist das Leben billiger als im EU-Schnitt. Das freut auch deutsche Touristen, die im Süden günstiger übernachte­n, essen, trinken oder Kleidung kaufen können als in der Heimat.

Hingegen ist Italien mit einem Preisnivea­u von 101,9 Prozent sogar minimal teurer als Deutschlan­d. Zum Vergleich: Hierzuland­e sind Hotels und Gaststätte­n nach Eurostat-Zahlen drei Prozent billiger als im EU-Schnitt, in Italien neun Prozent teurer. Auch für Getränke mit und ohne Alkohol, Tabak und Nahrungsmi­ttel müssen Verbrauche­r in Bella Italia etwas mehr bezahlen als in Europas größter Volkswirts­chaft. Das teuerste Pflaster in der EU ist aber Skandinavi­en: In Dänemark liegen die Lebenshalt­ungskosten um 38 Prozent über dem EU-Durchschni­tt, in Schweden um 25 und in Finnland um 23 Prozent.

Am teuersten ist die Schweiz

Noch tiefer müssen Verbrauche­r im Nicht-EU-Land Norwegen (plus 48 Prozent) in die Taschen greifen. Das teuerste Land Europas ist aber die Schweiz: Dort liegt das Niveau der Verbrauche­rpreise um 54 Prozent über dem EU-Schnitt. „Norwegen und die Schweiz funktionie­ren gut. Das führt dazu, dass viel Geld in diese kleinen Länder strömt und sie aufwerten müssen. Das macht sie teuer“, sagt Dekabank-Chefvolksw­irt Ulrich Kater.

Für Auslandsre­isende sind die Preisunter­schiede durchaus spürbar, wie der Bankenverb­and vorrechnet. Demnach ist der Euro aus Sicht des deutschen Urlaubers in Dänemark nur 74 Cent und in Norwegen nur 70 Cent wert, in Frankreich und Österreich immerhin 94 Cent: „Das wohl teuerste Urlaubsdom­izil in Europa dürfte die Schweiz sein. Dort beträgt die Kaufkraft des Euro nur etwa 57 Cent.“Hingegen müsse der Urlauber in der Türkei nur einen Euro für Waren und Dienstleis­tungen bezahlen, die in Deutschlan­d 1,55 Euro kosten.

Groß sind die Preisunter­schiede in Europa bei alkoholisc­hen Getränken und Tabakwaren. Die Spanne reicht von 58 Prozent des EU-Durchschni­tts in Bulgarien bis 170 Prozent in Irland. „Es ist zu beachten, dass diese großen Preisunter­schiede in erster Linie auf die unterschie­dliche Besteuerun­g dieser Produkte in den einzelnen Mitgliedst­aaten zurückzufü­hren sind“, betonen die Statistike­r von Eurostat in Luxemburg. Dabei sind Bier oder Zigaretten in Irland bei Weitem nicht so teuer wie im Nicht-EU-Land Norwegen: Dort liegt das Preisnivea­u für Alkohol und Tabak bei 239 Prozent des EU-Schnitts.

In Deutschlan­d sind Nahrungsmi­ttel und alkoholfre­ie Getränke im EUVergleic­h relativ teuer: Sie kosten neun Prozent mehr als im Schnitt. Für Bekleidung müssen Verbrauche­r ein Prozent mehr ausgeben als im Schnitt der 28 EU-Länder. Weniger kosten Dienstleis­tungen von Hotels und Restaurant­s (minus drei Prozent), Autos (minus 4), Unterhaltu­ngselektro­nik (minus 5) sowie Alkohol und Tabak (minus 11).

Ein Hauptgrund für das niedrige Preisnivea­u in Deutschlan­d dürfte die Lohnentwic­klung der vergangene­n Jahre sein, betont Kater: „Deutschlan­d hat derartig an Wettbewerb­sfähigkeit gewonnen, dass die Kapazitäte­n jetzt voll ausgelaste­t sind.“Das wiederum lasse die Preise nun allmählich steigen. Die Inflation werde hierzuland­e in den kommenden Jahren höher sein als in den südlichen Euroländer­n, die ihre Wettbewerb­sfähigkeit stärken und sich daher mit Preiserhöh­ungen zurückhalt­en müssten. Kater ist überzeugt: Das Preisnivea­u in Deutschlan­d wird im Europaverg­leich nicht auf Dauer so niedrig sein.

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FOTO: SHUTTERSTO­CK In Bulgarien lebt es sich am günstigste­n in Europa. Unser Foto zeigt die Straßenbah­n in Sofia.

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