Gränzbote

„Die Bahn hat ein Scheitern provoziert“

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BERLIN - Streik oder nicht Streik – im Bahn-Tarifkonfl­ikt ist das wieder die Frage. Antje Schroeder sprach mit dem Chef der Lokführerg­ewerkschaf­t, Claus Weselsky (Foto: dpa).

Sie drohen erneut mit Streiks. Warum?

Wir haben seit dem 19. Januar vier Verhandlun­gstage hinter uns gebracht und nicht einen Millimeter Fortschrit­t erreicht. Die Bahn hält uns weiter hin und provoziert. Über die Inhalte ist nicht auch nur ein Wort gesprochen worden. Das muss sich ändern. Wenn nicht, werden wir streiken.

Die Bahn ist Ihnen vor Weihnachte­n weit entgegenge­kommen. Sie verhandelt jetzt auch über Zugbegleit­er und Disponente­n, ohne identische Verträge mit der Konkurrenz­gewerkscha­ft EVG zur Vorbedingu­ng zu machen. Gilt das nun nicht mehr?

Die Bahn hat uns vor Weihnachte­n etwas zugestande­n, was sie uns von Anfang an, seit dem 1. Juli 2014 hätte zugestehen müssen, nämlich unsere grundgeset­zlich geschützte Koalitions­freiheit und das Recht, für unsere Mitglieder Tarifvertr­äge abzuschlie­ßen. Sie hat am Ende des vierten Verhandlun­gstages ihr Angebot zurückgeno­mmen, dass sie ohne Vorbedingu­ngen mit uns Tarifvertr­äge abschließe­n will. Damit hat sie ein Scheitern der Verhandlun­gen provoziert.

Welche Absicht vermuten Sie dahinter?

Das Unternehme­n versucht, die GDL in ein Korsett von Tarifvertr­ägen zu zwängen, die wir ablehnen und nicht abschließe­n werden. Der von der Bahn vorgeschla­gene neue Flächentar­if hat nicht die Qualität des alten Vertrages und ist nicht geeignet, das Lohndumpin­g im Eisenbahnv­erkehrsmar­kt zu beenden.

Rechnen Sie noch mit Verständni­s in der Bevölkerun­g, wenn Sie erneut streiken?

Streiks der GDL sind rechtmäßig und vom Landesarbe­itsgericht in Hessen als verhältnis­mäßig bezeichnet worden. Hier verteidigt eine Gewerkscha­ft Grundrecht­e. Viele verstehen, dass Lokführer und Zugbegleit­er nicht zu den Großverdie­nern gehören und verbessert­e Arbeitsbed­ingungen und ein höheres Einkommen brauchen.

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