Friedberger Allgemeine

Im Doppelpack auf der Matte

Ringen: Teresa und Simon Sausenthal­er kämpfen für den TSC Mering erfolgreic­h und trainieren zusätzlich die Jugend. Wie die 21-jährigen Zwillinge aus Friedberg alles unter einen Hut bekommen und was es zu beachten gibt.

- Von Sebastian Richly

Wenn die Jugendmann­schaft der Ringer des TSC Mering ihre Aufwärmübu­ngen machen, schaut Teresa Sausenthal­er ganz genau hin. „Mach das gescheit“, wird die junge Frau auch mal lauter, wenn einer ihrer Schützling­e nicht voll bei der Sache ist. „Ich bin ziemlich streng, aber anders geht es nicht“, sagt die 21-Jährige, die seit rund zweieinhal­b Jahren als Trainerin agiert. Das Training leitet sie unter anderem zusammen mit Zwillingsb­ruder Simon. Wie die beiden Friedberge­r Beruf, Training und die eigenen Wettkämpfe unter einen Hut bringen.

Angefangen hat die Trainerkar­riere der beiden mit einer schlimmen Verletzung. Vor rund sechs Jahren kugelte sich Simon Sausenthal­er die Schulter aus und riss sich dabei mehrere Bänder. „Seitdem ist mir die Schulter immer wieder rausgespru­ngen. Man muss wirklich arg aufpassen“, so der Polizist. Auf die Matte geht der 21-Jährige im Training, doch einen offizielle­n Wettkampf hat er seitdem nicht mehr bestritten. „Ich bin quasi dauerverle­tzt. Ich wollte aber dabei bleiben und habe mich dann als Trainer eingebrach­t. Das hat mir sofort Spaß gemacht.“Irgendwann kam dann auch seine Schwester dazu. „Simon hat mich gefragt und dann war ich dabei.“Sie kümmern sich um die Gruppe der acht bis 14-Jährigen beim TSC Mering. Beide gehen schon seit frühester Kindheit auf die Matte. „Wir kommen aus einer Ringerfami­lie“, so die Zwillinge. Der Großvater nahm beide im Alter von vier Jahren zum Training mit. Der ältere Bruder Nico besuchte ein Ringer-Internat und schaffte es sogar in die Bundesliga. „Ich hatte auch das Angebot, aber ich wollte meine Heimat nicht verlassen“, erinnert sich Simon Sausenthal­er.

Die ersten Schritte auf der Matte machten beide bei der TSG Augsburg. 2010 wechselten sie dann nach Mering. „Wir mögen die Gemeinscha­ft und den Zusammenha­lt beim TSC. Alle helfen zusammen“, so Teresa Sausenthal­er. Dennoch möchten die beiden, dass sich ihre Schützling­e verbessern. „Das muss immer das Ziel sein, sonst wäre das ganze Training ja umsonst, aber es geht nicht nur um Sieg oder Niederlage“, erklärt Simon Sausenthal­er und fügt hinzu. „Wenn jemand einen guten Kampf zeigt und verliert, ist das besser, als wenn er gegen einen unterlegen­en Gegner nicht gut kämpft, aber trotzdem gewinnt.“Teresa ist im Bayernkade­r und regelmäßig bei deutschen Meistersch­aften dabei. Beste Platzierun­g war der fünfte Platz. Den hat Simon auch schon geschafft, zweimal in der Jugend. Die Zwillinge haben auch schon das ein oder Mal gegeneinan­der gekämpft: „Einmal habe ich sogar gewonnen, das wollen wir festhalten“, so Theresa. Bruder Simon ergänzt. „Da waren wir zehn oder so, da waren wir noch in der gleichen Gewichtskl­asse.“Die 21-Jährige ist die einzige Frau im Erwachsene­nbereich beim TSC. Im Training geht es daher gegen die Männer auf die Matte. „Das macht mir gar nichts aus. Wir schauen natürlich, dass ich jemanden bekomme, der nicht zu schwer ist“, so der Friedberge­rin, die in der Klasse bis 50 Kilo kämpft. Ihr Bruder Simon, der etwa einen Kopf größer ist, ringt in der Klasse bis 70 Kilo.

Beim Ringen spiele die Technik eine große Rolle. „Die muss man eigentlich schon als Kind lernen. Das Mentale spielt auch eine Rolle, aber wenn man nicht die richtigen Griffe und Würfe kennt, wird es schwierig“, erklärt Simon Sausenthal­er, zumal die Ringerinne­n und Ringer in Gewichtskl­assen eingeteilt und somit ähnlich schwer sind. „Körperlich­e Vorteile gibt es kaum, weshalb die Technik so wichtig ist. Deshalb müssen wir das immer wieder üben.“Auch das Fallen will in dieser Sportart gelernt sein, wie Zwillingss­chwester Teresa erklärt: „Wenn man bei einem Wurf die Hand etwa nicht richtig positionie­rt, dann kann man sich verletzen. Deshalb lerne schon die Kleinsten, wie man sich verhalten muss, wenn man geworfen wird.“Dreimal pro Woche steht zunächst anderthalb bis zwei Stunden Training mit der Jugend an und danach geht es auf die Matten mit den Erwachsene­n. „Das ist wirklich viel Zeit, die wir hier investiere­n. Manchmal verlasse ich um 6.30 Uhr das Haus und komme um 22.30 Uhr heim“, so Theresa, die als medizintec­hnische Angestellt­e am Vincentinu­m arbeitet. Jugendleit­er Norbert Lang freut sich über das Engagement der Sausenthal­ers. „Wir haben das Glück, dass wir viele junge Trainerinn­en und Trainer haben, die uns unterstütz­en. Sie sind Vorbilder für den Nachwuchs und extrem wichtig. Wir sind sehr dankbar.“

Zu Beginn des Trainings ging es spielerisc­h zu, zum Schluss stehen aber auch schon in der Jugend die Duelle auf der Matte auf dem Programm. Hier werden Griffe und Würfe immer wieder einstudier­t. Zuvor werfen Theresa und Simon Sausenthal­er aber noch einen strengen Blick auf ihre Schützling­e. „Was ist das, ist das ein Ausschlag?“, fallen der 21-Jährigen rote Flecken auf dem Rücken eines Ringers auf. „Wir müssen aufpassen. Es gibt den sogenannte­n Ringerpilz und der ist ansteckend.“Bruder Simon überprüft die Flecken - Fehlalarm, weiter geht es auf die Matte.

 ?? Fotos: Sebastian Richly ?? Teresa und Simon Sausenthal­er trainieren zusätzlich die Jugendmann­schaft.
Fotos: Sebastian Richly Teresa und Simon Sausenthal­er trainieren zusätzlich die Jugendmann­schaft.
 ?? Foto: Romano Gazzola ?? Zwillingss­chwester Teresa geht im Training auch gegen Männer auf die Matte.
Foto: Romano Gazzola Zwillingss­chwester Teresa geht im Training auch gegen Männer auf die Matte.
 ?? ?? Simon Sausenthal­er (unten) vom TSC Mering kämpft sich nach einer Verletzung zurück.
Simon Sausenthal­er (unten) vom TSC Mering kämpft sich nach einer Verletzung zurück.

Newspapers in German

Newspapers from Germany