Die Open-Air-Saison weist Lücken auf
Keine Freiluft-Auftritte in Scherneck, kein Badanger-Festival in Mering: Veranstalter berichten von ihren Problemen. Friedberg bildet eine Ausnahme im Landkreis.
Landkreis Aichach-Friedberg Martina Schwarzmann, die Spider Murphy Gang, La Brass Banda, Werner Schmidbaue: Das sind nur einige der Künstlerinnen und Künstler, die in den vergangenen Jahren beim Kultursommer auf Schloss Scherneck begeistert haben. Für diesen Juli war zunächst die 19. Auflage der Open-Air-Veranstaltung angekündigt, doch daraus wird nichts. Ein Grund: Es fehlt an zugkräftigen Künstlern. Dieses Problem haben nicht nur die Veranstalter in Scherneck. Auch auf Schloss Blumenthal und in Mering wurden große Freiluft-Konzerte und Kabarett-Abende gestrichen. In Friedberg sieht das anders aus.
Dabei war der Kultursommer auf Scherneck im Vorjahr mit drei ausverkauften Veranstaltungen ein voller Erfolg, wie Nadine Kistler-Engelmann vom Führungsteam des Konzertbüros Augsburg berichtet. Dass es heuer dennoch keine Fortsetzung gibt, hat ihren Angaben nach zwei Hauptgründe. Zum einen sollten Überschneidungen mit der FußballEuropameisterschaft vermieden werden. Zum anderen hatten die Veranstalter Probleme, ein attraktives Programm zusammenzustellen. „Die Durchführung von Konzerten auf Scherneck macht nur Sinn, wenn wir renommierte Künstler oder große Namen präsentieren können. Leider haben viele der infrage kommenden Künstler bereits mehrfach in der Region gespielt“, so Kistler-Engelmann.
In Mering wird laut Organisator Acky Resch bereits an einer Neuauflage des Badanger-Festivals im nächsten Jahr gearbeitet. Die Verhandlungen seien am Laufen. Dass die zweitägige Konzertveranstaltung in diesem Jahr nicht stattfindet, hat laut Resch in erster Linie mit der Fußball-EM zu tun. Statt Musik gab es am Badanger Public Viewing, was aufgrund der hohen Ausgaben ebenfalls eine finanzielle Herausforderung sei.
Das war auch der vorerst letzte Versuch des Badanger-Festivals im Juli 2022. Zu den Auftritten von Sänger Nico Santos und Schlagerstar Ben Zucker kamen damals an zwei Tagen insgesamt nur etwa 4000 Besucherinnen und Besucher. Je 6000 Besucher hätten pro Abend auf dem Gelände Platz gefunden.
Den Veranstaltern macht in Reschs Augen vor allem zu schaffen, „dass die Kunden nicht mehr gewillt sind, sich im November Karten für ein Konzert im Juli zu kaufen“. Das mache derartige Events „unplanbar für die Organisatoren“. In früheren Zeiten habe er ein Viertel oder manchmal fast die Hälfte der Karten im Weihnachtsgeschäft verkauft. Der Gastronom glaubt, dass die Corona-Zeit die Kunden nachhaltig verschreckt hat. Vor allem die Regelung, dass sie für ausgefallene Veranstaltungen mit Gutscheinen entschädigt werden konnten, habe vielen missfallen, denkt er. Zudem sei in den vergangenen Jahren alles teurer geworden: die Künstler, die Bühne, die Musikund Tonanlage und auch die Sicherheitsdienste.
Ähnliche Probleme kennt Stefan Linck, Mitorganisator der Kulturtage auf Schloss Blumenthal und Betreiber einer Bookingund Konzertagentur. „Wir können nicht jedes Jahr Martina Schwarzmann spielen lassen“, sagt er. Sobald unbekanntere Künstler auftreten, haben die Veranstalter Probleme, die Karten zu verkaufen, erzählt Linck.
Dieses finanzielle Risiko durch Verteuerungen bestätigt Stefan Linck. Der Kostenfaktor sei einer der Hauptgründe gewesen, warum das beliebte StereostrandFestival in Aichach nach 2022 eingestellt wurde, berichtet der Mitveranstalter. Zudem sei der Aufwand für die Organisatoren, die außer ihm alle einen anderen Beruf haben, zu groß geworden.
In Friedberg läuft die OpenAir-Kultur auch in diesem Sommer dagegen gut. Am letzten JuliWochenende geht wieder das Festival „Reggae in Wulf“mit internationalen Stars der Szene und Tausenden Besuchern über die Bühne. Hier stemmt ein großes Team von Ehrenamtlichen die Arbeit. In der Regel ist das zweitägige Event ausverkauft.
Auch die Schlosshof-Konzerte in Friedberg finden wieder statt. Sie wurden wegen der großen Nachfrage erstmals auf zwei Wochenenden ausgedehnt. Von Italo-Pop bis zu Abba-Songs ist alles geboten. Los geht es am kommenden Donnerstag, 18. Juli.
Für die meisten Veranstaltungen sind bereits alle Karten verkauft.
Finanzielles Risiko war zu groß.