Schöne Traurigkeit
Natalya Boeva im Rokokosaal
Einen Vorgeschmack auf ihre erste CD hat Mezzosopranistin Natalya Boeva bei einer Soiree im Rokokosaal, zusammen mit der Pianistin Polina Spirina, gegeben. Die CD soll in Kürze aufgenommen werden. Der Abend mit vertonten Gedichten von Franz Schubert, Richard Strauss und Karl Szymandowski führte das Publikum, das zahlreicher hätte sein können, hinein in die von Naturmystik, Empfindsamkeit und Todessehnsucht geprägte Dichtung vor allem des 19. Jahrhunderts. Boeva, 2018 erste Preisträgerin des ARD-Musikwettbewerbs und seit 2018 auch Teil des Augsburger Staatstheater-Ensembles, bezauberte mit ihrem Mezzosopran, der mühelos in die Tiefen hinabstieg, um spielend leicht Höhen zu erklimmen. Darin fand die in den Werken beschriebene Zerrissenheit der Menschen ihren Ausdruck. Polina Spirina begleitete Boeva nicht nur, sondern schöpfte ihre Ausdrucksmöglichkeiten am Piano ganz aus.
Traurigkeit, die sich wunderschön anhörte – so klangen Schuberts Lieder. Diese Lieder, aber auch die von Richard Strauß erzählten vom verlorenen Glück, der Sehnsucht des Menschen nach dem Einssein mit der Natur und nach einer Ruhe, die nur im Tod zu finden ist. Auch Vertonungen von vier Gedichten des Spaniers Federico Garcia Lorca (1898-1936) waren Teil des Programms. Es begegneten ebenso Lieder von russischen Dichtern und Komponisten, die Boeva, die aus Russland stammt, in ihrer Muttersprache sang. Auch wenn man der Sprache nicht folgen konnte, verfehlten die Lieder nicht ihre Wirkung. Wenn man sich von der Leidenschaft der Sängerin und Pianistin packen ließ, fand man sich mitten in einem verzauberten Wald, trotzte brausenden Stürmen, zog über stille Wasser und fühlte eine unbestimmte Sehnsucht danach, ganz zu sein. Gerlinde Knoller