Unzufriedenheit führte Raimond Scheirich in die Politik
Der 31-Jährige ist Direktkandidat der AfD im Wahlkreis Augsburg. Wie der Stadtrat die Sonderrolle der rechtspopulistischen Partei bewertet und welche Schwerpunktthemen er setzt
Zur Politik kam Raimond Scheirich im Jahr 2017. Es war der Moment, als er in die AfD (Alternative für Deutschland) eintrat. Zuvor war er in keiner Partei oder politischen Organisation tätig. „Zur Politik führte mich meine wachsende Unzufriedenheit über die Entwicklungen in Deutschland“, sagt der 31-Jährige im Rückblick. Angefangen bei der Migrationspolitik, der Steuer- und Finanzpolitik, der Energiepolitik bis hin zur Umweltpolitik. Der AfDPolitiker sitzt seit Mai 2020 im Augsburger Stadtrat. Nun tritt er für seine Partei als Direktkandidat im Wahlkreis Augsburg bei der Bundestagswahl an.
Für die heiße Phase im Wahlkampf hat Scheirich zuletzt Kraft in einem zweiwöchigen Urlaub getankt. Er hat Verwandte in Rumänien besucht. Das politische Tagesgeschäft hatte ihn aber schnell wieder. Am Mittwoch fand eine Sitzung im Landtag statt. Scheirich ist als Umweltreferent für die Partei tätig. Die berufliche Qualifikation bringe er für diese Tätigkeit mit, sagt der Direktkandidat. Nach Abitur und Grundwehrdienst begann er ein Studium an der Technischen Universität
München, das er in den Fachbereichen Geowissenschaften (Bachelor of Science) und Ingenieurökologie und Umweltplanung (Master of Science beziehungsweise DiplomIngenieur) abschloss. Es folgten Forschungstätigkeiten am Helmholtz-Zentrum München und am Bayerischen Landesamt für Umwelt. Vor seiner Tätigkeit für die AfD-Fraktion war Scheirich bei einem großen Labordienstleister beschäftigt.
Dass die AfD wegen ihrer rechtspopulistischen Grundeinstellung bei anderen Parteien auf wenig Gegenliebe stößt, erfährt der AfD-Stadtrat während seiner Stadtratstätigkeit. Von anderen Fraktionen wird der direkte Kontakt meist vermieden, die vier AfD-Stadträte haben eine Sonderrolle. Scheirich steht aber zu seiner politischen Überzeugung. Diese finde sich in den Zielen der AfD wieder: „Ich bin der Meinung, dass dem Volk als Souverän echtes Mitspracherecht in weitreichenden politischen Entscheidungen zusteht.“Er nennt die Schweiz als Vorbild dafür.
Die Ziele und Forderungen seiner Partei seien notwendig, „um Deutschlands Wirtschaft, unseren Wohlstand und die Sicherheit und
Ordnung auch für zukünftige Generationen zu erhalten“.
Mit seiner Kandidatur und seinem Engagement in der AfD stehe er dafür ein, „dass die katastrophale Regierungspolitik in Deutschland ein echtes Korrektiv in einer Form erhält, die den Namen Opposition auch wirklich verdient“. Scheirich, der auf Platz 25 der Landesliste steht, weiß, dass ein Einzug in den Bundestag für ihn nahezu ausgeschlossen ist. Doch darum gehe es ihm nicht, sagt er: „Es bedarf einer echten freiheitlich-konservativen Alternative.“Für den Wahlkreis Augsburg erwarte er ein solides zweistelliges Ergebnis seiner Partei. Bei der Wahl 2017 kam die AfD auf 13,8 Prozent im Wahlkreis.
Als Schwerpunktthemen bezeichnet Scheirich unter anderem den Schutz der Umwelt und Lebensgrundlagen nach einem konservativen Vorbild sowie den Erhalt eines funktionierenden Wirtschaftsstandorts. Was den menschengemachten Klimawandel und die dadurch ausgelösten Probleme angeht, die von einer breiten Mehrheit in der Wissenschaft anerkannt werden, äußert sich der AfD-Mann regelmäßig skeptisch. Beim Thema Wirtschaft verweist Scheirich auf das Augsburger
Unternehmen Kuka. Übernahme und Ausverkauf deutscher Firmen und ihres Wissens durch asiatische Großkonzerne seien längst im vollen Gange: „Doch anstatt sich dagegen zur Wehr zu setzen und der heimischen Industrie nicht noch mehr bürokratische Steine in den Weg zu legen, erfüllen unsere Regierenden lieber die Forderungen von campierenden Klimaaktivisten und grünen Traumtänzern.“
Wenn es die Arbeit und die ehrenamtliche Tätigkeit zulassen, betätigt sich Scheirich als Sportler, Motorradfahrer, Jäger und Sportschütze. „Wenn es die Zeit zulässt, schraube und heimwerke ich auch gerne“, sagt der AfD-Kandidat. Geboren wurde Scheirich in Rumänien, kurz nach seiner Geburt kam er nach Deutschland: „Seit 30 Jahren bin ich ein stolzer Augsburger.“Aufgewachsen ist er im Stadtteil Oberhausen, hier lebt er auch gegenwärtig.
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