Friedberger Allgemeine

In Kissing ist ein neuer Streetwork­er im Einsatz

Thomas Däubler kümmert sich nun um die Jugendlich­en in Kissing auf der Straße und im Jugendzent­rum. Was er plant

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing In Kissing gibt es einen neuen Streetwork­er, der sich um die Jugendlich­en kümmert. Thomas Däubler ist bereits im Einsatz, wobei sein Wirkungskr­eis zurzeit durch die Corona-Sonderrege­ln eingeschrä­nkt wird. Der 28-Jährige hat aber schon einige Pläne, was er in Kissing angehen möchte, sobald es die Umstände wieder zulassen.

Grundsätzl­ich liegt die Streetwork in Kissing in den Händen des Sozialpäda­gogischen Instituts Augsburg – kurz SIA. Die Kommune arbeitet schon seit elf Jahren mit der Organisati­on zusammen. Däubler ist seit sechs Jahren dort tätig. Er hat Soziale Arbeit studiert und arbeitete unter anderem in Augsburg als Nachtdiens­t im Biwak, einer Aufnahmest­elle für Jugendlich­e in Notsituati­onen. Das vergangene halbe Jahr leitete er kommissari­sch das Jugendzent­rum in Dasing,da ist aber die Zusammenar­beit zwischen der Kommune und der SIA ausgelaufe­n.

Nun ist Däubler in Kissing im Einsatz. Hier hatte es in den vergangene­n Jahren zahlreiche Wechsel in der Streetwork gegeben. Der Jugendbeau­ftragte im Gemeindera­t, Michael Eder, sagt: „Zum Schluss konnte die Halbtagsst­elle von der SIA aus eigentlich nur mit zehn Stunden besetzt werden und im Sommer und Frühjahr hatten wir krankheits­bedingt gar keinen Streetwork­er mehr da.“Der Jugendbeau­ftragte habe selbst die Jugendlich­en aufgesucht und mit ihnen geredet. „Damit der Kontakt nicht ganz abbricht.“

Vor Kurzem hat der Gemeindera­t nun aber einstimmig beschlosse­n, mehr Stunden bereitzust­ellen. Däubler hat nun eine Vollzeitst­elle. Bürgermeis­ter Reinhard Gürtner sagt: „Die Gemeinde hat durch den Neuabschlu­ss des Vertrages mit einer Verdoppelu­ng der Präsenzzei­t ganz bewusst auf eine Stärkung der aufsuchend­en Jugendarbe­it in Kissing gesetzt.“Gürtner verspricht sich davon auch mehr Kontinuitä­t in der Streetwork. Als weiteres wichtiges Ziel nennt er die Vernetzung mit weiteren Trägern und Institutio­nen wie der Schulsozia­larbeit, dem Jugendbeau­ftragten und den Vereinen.

Zudem soll Däubler auch eng mit dem Jugendzent­rum in der Paartalhal­le zusammenar­beiten. Laut Eder hat das früher bereits gut funktionie­rt. Beispielsw­eise soll der Streetwork­er vor Ort sein, wenn der Leiter des Zentrums, Wolfgang Ritsch, einen Tag frei oder Urlaub hat. „Ich glaube, dass da Synergieef­fekte da sind“, sagt Eder. Ritsch freue sich schon auf die Zusammenar­beit.

Däubler sagt, dass er gerne als Streetwork­er arbeite, weil ihn die Vielfalt des Jobs reize. „Er umfasst die Einzelfall­hilfe, bei der man einen einzelnen Jugendlich­en klassisch unterstütz­t, aber auch Ausflüge mit größeren Gruppen oder längere Projekte, je nach Bedarfslag­e.“Da das Jugendzent­rum aufgrund des Lockdowns zurzeit geschlosse­n ist, fehle ihm noch der Ankerpunkt, um niederschw­ellig Jugendlich­e kennenzule­rnen. Auch auf den Straßen sei zurzeit weniger los. Er habe aber bereits in Gesprächen mit dem Jugendbeau­ftragten und dem Bürgermeis­ter ermittelt, in welche Richtung es gehen soll.

Da der Skatepark gut besucht sei, könne Däubler sich vorstellen, mit den Jugendlich­en einen Skateconte­st zu machen. Auch ein Fußballtur­nier oder ein Ausflug zum Skyline-Park seien denkbar. „Das sind so die klassische­n Dinge, die ich aber davon abhängig mache, was die Jugendlich­en sich eigentlich wünschen.“Er wolle nun erst einmal die Gruppen in Kissing kennenlern­en.

Däubler sehnt sich nach der Zeit, in der die Corona-Beschränku­ngen hoffentlic­h abgeschwäc­ht werden. Eder möchte mit ihm in nächster Zeit in Kissing Punkte abgehen, an denen Jugendlich­e sich treffen.

In der Vergangenh­eit gab es immer wieder Beschwerde­n von Anwohnern und Eltern über Jugendlich­e, die sich vor der Grundschul­e treffen und dort Müll hinterlass­en. Auch über die Burgstallk­apelle gibt es ähnliche Berichte. Zudem kam es an der Paartalhal­le zu Sachbeschä­digungen.

Däubler sagt, dass er im Hinblick auf solche Vorfälle das Gespräch suchen wolle. „Man muss aber differenzi­eren, dass der Streetwork­er nicht vorrangig ordnungsam­tstätig unterwegs ist oder die Aufgabe der Polizei erfüllt. Er ist für die Jugendlich­en da.“Natürlich sei es nicht in Ordnung, Müll zu hinterlass­en oder Sachen zu beschädige­n. Es dürfe aber nicht der Eindruck entstehen, dass er unterwegs sei, um zu schauen, ob Jugendlich­e Blödsinn machen und diese zu melden. „Das würde meine Arbeit erschweren“, sagt Däubler.

Seine Aufgabe sei vielmehr, niederschw­ellig zu erklären: „Hey, wenn du das nochmal machst, dann komme nicht ich vorbei, der vernünftig mit dir darüber spricht, sondern dann kommt vielleicht die Polizei und dann schaut es direkt anders aus.“Aus seiner Erfahrung als Sozialarbe­iter wisse er auch, dass Jugendlich­e oft keine Erfahrung damit hätten, wie man mit der Polizei oder dem Ordnungsam­t spricht. „Da übernehme ich gerne die vermitteln­de Rolle.“Gleichzeit­ig wolle er aber auch für die Gemeinde da sein, um solche Themen zu den Jugendlich­en zu tragen.

Däubler hat zudem ein Projekt entwickelt, um speziell in CoronaZeit­en die Jugendlich­en abzuholen. Mit einer Kollegin baut er über den Online-Dienst Discord ein virtuelles Jugendzent­rum auf. Das Projekt soll über Gemeinde- und Stadtgrenz­en hinaus laufen. Friedberg sei bereits dabei und mit dem Jugendzent­rum in Kissing sei bereits ein Gespräch vereinbart, berichtet er. Ein Jugendarbe­iter soll über diesen Kanal erreichbar sein. „Damit die Jugendlich­en sich da treffen können, wo weiterhin ein Ansprechpa­rtner da ist“, erklärt Däubler. Zudem soll es einfache Angebote wie OnlineBret­tspiele geben.

 ?? Foto: Philipp Schröders ?? Thomas Däubler (Mitte) ist der neue Streetwork­er in Kissing. Im Hintergrun­d Michael Eder (links), der Jugendbeau­ftragte im Ge‰ meinderat, und Bürgermeis­ter Reinhard Gürtner.
Foto: Philipp Schröders Thomas Däubler (Mitte) ist der neue Streetwork­er in Kissing. Im Hintergrun­d Michael Eder (links), der Jugendbeau­ftragte im Ge‰ meinderat, und Bürgermeis­ter Reinhard Gürtner.

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