In Kissing ist ein neuer Streetworker im Einsatz
Thomas Däubler kümmert sich nun um die Jugendlichen in Kissing auf der Straße und im Jugendzentrum. Was er plant
Kissing In Kissing gibt es einen neuen Streetworker, der sich um die Jugendlichen kümmert. Thomas Däubler ist bereits im Einsatz, wobei sein Wirkungskreis zurzeit durch die Corona-Sonderregeln eingeschränkt wird. Der 28-Jährige hat aber schon einige Pläne, was er in Kissing angehen möchte, sobald es die Umstände wieder zulassen.
Grundsätzlich liegt die Streetwork in Kissing in den Händen des Sozialpädagogischen Instituts Augsburg – kurz SIA. Die Kommune arbeitet schon seit elf Jahren mit der Organisation zusammen. Däubler ist seit sechs Jahren dort tätig. Er hat Soziale Arbeit studiert und arbeitete unter anderem in Augsburg als Nachtdienst im Biwak, einer Aufnahmestelle für Jugendliche in Notsituationen. Das vergangene halbe Jahr leitete er kommissarisch das Jugendzentrum in Dasing,da ist aber die Zusammenarbeit zwischen der Kommune und der SIA ausgelaufen.
Nun ist Däubler in Kissing im Einsatz. Hier hatte es in den vergangenen Jahren zahlreiche Wechsel in der Streetwork gegeben. Der Jugendbeauftragte im Gemeinderat, Michael Eder, sagt: „Zum Schluss konnte die Halbtagsstelle von der SIA aus eigentlich nur mit zehn Stunden besetzt werden und im Sommer und Frühjahr hatten wir krankheitsbedingt gar keinen Streetworker mehr da.“Der Jugendbeauftragte habe selbst die Jugendlichen aufgesucht und mit ihnen geredet. „Damit der Kontakt nicht ganz abbricht.“
Vor Kurzem hat der Gemeinderat nun aber einstimmig beschlossen, mehr Stunden bereitzustellen. Däubler hat nun eine Vollzeitstelle. Bürgermeister Reinhard Gürtner sagt: „Die Gemeinde hat durch den Neuabschluss des Vertrages mit einer Verdoppelung der Präsenzzeit ganz bewusst auf eine Stärkung der aufsuchenden Jugendarbeit in Kissing gesetzt.“Gürtner verspricht sich davon auch mehr Kontinuität in der Streetwork. Als weiteres wichtiges Ziel nennt er die Vernetzung mit weiteren Trägern und Institutionen wie der Schulsozialarbeit, dem Jugendbeauftragten und den Vereinen.
Zudem soll Däubler auch eng mit dem Jugendzentrum in der Paartalhalle zusammenarbeiten. Laut Eder hat das früher bereits gut funktioniert. Beispielsweise soll der Streetworker vor Ort sein, wenn der Leiter des Zentrums, Wolfgang Ritsch, einen Tag frei oder Urlaub hat. „Ich glaube, dass da Synergieeffekte da sind“, sagt Eder. Ritsch freue sich schon auf die Zusammenarbeit.
Däubler sagt, dass er gerne als Streetworker arbeite, weil ihn die Vielfalt des Jobs reize. „Er umfasst die Einzelfallhilfe, bei der man einen einzelnen Jugendlichen klassisch unterstützt, aber auch Ausflüge mit größeren Gruppen oder längere Projekte, je nach Bedarfslage.“Da das Jugendzentrum aufgrund des Lockdowns zurzeit geschlossen ist, fehle ihm noch der Ankerpunkt, um niederschwellig Jugendliche kennenzulernen. Auch auf den Straßen sei zurzeit weniger los. Er habe aber bereits in Gesprächen mit dem Jugendbeauftragten und dem Bürgermeister ermittelt, in welche Richtung es gehen soll.
Da der Skatepark gut besucht sei, könne Däubler sich vorstellen, mit den Jugendlichen einen Skatecontest zu machen. Auch ein Fußballturnier oder ein Ausflug zum Skyline-Park seien denkbar. „Das sind so die klassischen Dinge, die ich aber davon abhängig mache, was die Jugendlichen sich eigentlich wünschen.“Er wolle nun erst einmal die Gruppen in Kissing kennenlernen.
Däubler sehnt sich nach der Zeit, in der die Corona-Beschränkungen hoffentlich abgeschwächt werden. Eder möchte mit ihm in nächster Zeit in Kissing Punkte abgehen, an denen Jugendliche sich treffen.
In der Vergangenheit gab es immer wieder Beschwerden von Anwohnern und Eltern über Jugendliche, die sich vor der Grundschule treffen und dort Müll hinterlassen. Auch über die Burgstallkapelle gibt es ähnliche Berichte. Zudem kam es an der Paartalhalle zu Sachbeschädigungen.
Däubler sagt, dass er im Hinblick auf solche Vorfälle das Gespräch suchen wolle. „Man muss aber differenzieren, dass der Streetworker nicht vorrangig ordnungsamtstätig unterwegs ist oder die Aufgabe der Polizei erfüllt. Er ist für die Jugendlichen da.“Natürlich sei es nicht in Ordnung, Müll zu hinterlassen oder Sachen zu beschädigen. Es dürfe aber nicht der Eindruck entstehen, dass er unterwegs sei, um zu schauen, ob Jugendliche Blödsinn machen und diese zu melden. „Das würde meine Arbeit erschweren“, sagt Däubler.
Seine Aufgabe sei vielmehr, niederschwellig zu erklären: „Hey, wenn du das nochmal machst, dann komme nicht ich vorbei, der vernünftig mit dir darüber spricht, sondern dann kommt vielleicht die Polizei und dann schaut es direkt anders aus.“Aus seiner Erfahrung als Sozialarbeiter wisse er auch, dass Jugendliche oft keine Erfahrung damit hätten, wie man mit der Polizei oder dem Ordnungsamt spricht. „Da übernehme ich gerne die vermittelnde Rolle.“Gleichzeitig wolle er aber auch für die Gemeinde da sein, um solche Themen zu den Jugendlichen zu tragen.
Däubler hat zudem ein Projekt entwickelt, um speziell in CoronaZeiten die Jugendlichen abzuholen. Mit einer Kollegin baut er über den Online-Dienst Discord ein virtuelles Jugendzentrum auf. Das Projekt soll über Gemeinde- und Stadtgrenzen hinaus laufen. Friedberg sei bereits dabei und mit dem Jugendzentrum in Kissing sei bereits ein Gespräch vereinbart, berichtet er. Ein Jugendarbeiter soll über diesen Kanal erreichbar sein. „Damit die Jugendlichen sich da treffen können, wo weiterhin ein Ansprechpartner da ist“, erklärt Däubler. Zudem soll es einfache Angebote wie OnlineBrettspiele geben.