Friedberger Grüne wollen Vorfahrt für Radler
Die Stadtratsfraktion zieht Zwischenbilanz nach dem ersten Halbjahr der neuen Wahlperiode. Was ihre Ziele für die weitere Arbeit sind
Friedberg Friedberg soll fahrradfreundlich werden – in dieser Forderung sind sich die Fraktionen des Stadtrats einig. Vor zwei Jahren wurde darum die Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen (AGFK) in die Wege geleitet – doch was ist seither passiert? Die Grünen machen jetzt Druck und legen einen eigenen Antrag vor, um die Situation der Radler in Friedberg zu verbessern.
Folgende Maßnahmen sind darin aufgelistet:
● Aufhebung der Benutzungsgebote auf allen kombinierten Rad- und Fußwegen innerhalb der geschlossenen Ortschaft, weil die Kombiwege zu schmal und oft in schlechtem Zustand sind.
● Aufhebung der Benutzungspflicht für den Radweg an der Münchner Straße von der Bahnbrücke zur Ludwigstraße, der zu schmal und oft zugeparkt ist.
● Einrichtung einer vorgezogenen Haltezone für Radler in der Herrgottsruhstraße vor der Ampel zur Münchner Straße, um das Queren zu erleichtern und die Situation am Gehweg zu entzerren.
● Verbreiterung des Wegs an der Südseite der Herrgottsruhstraße, da sich derzeit Radler und Fußgänger den schmalen Weg auf der Nordseite teilen. Tempo 30 in Luitpoldund Afrastraße zur Erhöhung der Sicherheit.
● Einrichtung von Fahrradstraßen in der Rothenbergstraße, PaterFranz-Reinischund HermannLöns-Straße, von der Schillerstraße bis zur Seestraße und in der Schützenstraße.
Ein weiteres Thema, das die fünfköpfige Fraktion der Grünen im Friedberger Stadtrat vorantreiben will, sind Wohnen und Baulandpolitik. So soll nur noch dort aufgeplant werden, wo die Stadt Grundstücksbesitzer ist. Die Vorsitzende Claudia Eser-Schuberth fordert eine Überarbeitung des Einheimischenmodells, das derzeit nur Einfamilienhäuser, aber keine Eigentumswohnungen beinhaltet. Nötig sei ein konsequenter Bauzwang für Grundstücke, die die Stadt verkauft. Derzeit geschehe dies nur in Einzelfällen.
Edmund Dorsch spricht sich für eine Wiederbelebung des Erbbaurechts mit kürzerer Laufzeit aus. Die Stellplatzverordnung soll nach den Vorstellungen der Grünen aufgehoben werden. Der Flächenverbrauch für Parkplätze sei zu hoch.
Weitere Schwerpunkte möchte die Grünen-Fraktion außerdem bei einem kleinteiligen innerstädtischen Nahwärmenetz für Schule, Pfarrzentrum und Kirche setzen, bei der Planung für ein neues Jugendzentrum, beim 15-Minuten-Takt für die Paartalbahn, bei der Verhinderung der Osttangente und der Stadtbegrünung.
Zugleich zogen die Stadtrat-Neulinge Egon Stamp, Eva Bahner und Edmund Dorsch eine Bilanz des ersten halben Jahres. Vieles werde im Plenum diskutiert, weil die Verwaltung alle Stadtratsmitglieder auf den Stand bringen möchte, sagte Stamp. Das sei positiv, man bringe deswegen aber auch immer einen ganzen
Sack voll Fragen mit. Aus Sicht von Dorsch erfordern die Sitzungsvorlagen der Verwaltung viele Rückfragen. „Wenn gut informiert werden soll, dauern die Sitzungen ewig“, sagte Bahner und fragt: „Wie aufnahmebereit ist man um zehn oder halb elf Uhr abends noch?“Würde mehr in die Ausschüsse verlagert, wäre dies eine Beschleunigung.
Als sehr gut empfinden die Grünen die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen im Stadtrat. Claudia Eser-Schuberth erlebt eine stärkere Diskussionskultur als bisher. „Die Beschlüsse fallen oft anders aus als gedacht“, berichtete sie. Ihre Kollegin Marion Brülls hofft, dass dies so bleibt und sich auf Dauer etwas bewegt. Für die politische Arbeit wünscht sie sich mehr Mut zu unbequemen Entscheidungen.