„Höhle der Löwen“kostet Start-up viel Geld
Ein Augsburger Jungunternehmen hat sich durch einen Auftritt bei dem TV-Format gute Werbung erhofft. Während das bei anderen Teilnehmern funktionierte, kam es für die Firma 2Kiq ganz anders
Das Augsburger Start-up 2Kiq sorgte Mitte 2018 für Furore: Damals schenkte der Billigflieger Eurowings dessen vitaminreiches Energiegetränk auf Basis von Kokosnusswasser vorübergehend auf seinen Flügen aus und lenkte so bundesweit Aufmerksamkeit auf das Augsburger Jungunternehmen. Zusätzlich konnten die Gründer Alexander Neumann und Christina Diethei ihr Produkt in den Regalen von rund hundert Supermärkten platzieren. Als im Januar 2019 auch noch die Produzenten der bekannten TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“anriefen – hier haben Startups die Chance, ihre Ideen potenziellen Investoren zu präsentieren –, träumten die beiden vom endgültigen Durchbruch.
Schon das Augsburger Start-up Little Lunch hat es durch die Sendung geschafft, einen Millionenumsatz zu erwirtschaften und weiter zu wachsen. Dem hiesigen Start-up Nero wiederum war es gelungen, die TV-Sendung für Werbung für die von ihr produzierte, weltweit einzige von Naturland zertifizierte
Jahresumsatz liegt im siebenstelligen Bereich
Bio-Grillkohle zu nutzen und so das Geschäft anzukurbeln. Mittlerweile bewegt sich der Jahresumsatz von Nero im niedrigen siebenstelligen Bereich.
Neumann und Diethei von 2Kiq hofften, eine ähnliche Erfolgsgeschichte schreiben zu können. Zumal sie sich gar nicht für die Sendung beworben hatten, sondern die Produzenten sie ihrerseits aufforderten, mitzumachen. „Als sie uns die Teilnahme anboten, weil ihnen unser Produkt so gut gefällt, fühlte sich das für uns an wie ein Ritterschlag“, so Alexander Neumann.
Jetzt, gut ein Jahr später, fällt das Fazit ernüchternd aus. Das Augsburger Start-up 2Kiq durfte sein Energiegetränk zwar den Investoren präsentieren, doch diese hatten kein Interesse, sich finanziell zu engagieren. „Wir hatten das Pech, dass mit Nils Glagau der Inhaber einer Firma für Nahrungsergänzungsmittel unter den Löwen saß und dazu Dagmar Wöhrl, die bereits in Waterdrop, ein verwandtes Produkt zu unserem, investiert hat“, erzählt Neumann. Die wollten sich offenbar keine zusätzliche Konkurrenz ins Boot holen, vermutet er. Die beiden anderen Löwen sagten ab, da sie sich in diesem Segment nicht gut genug auskennen. Damit waren die Vorzeichen von Beginn an schlecht, ohne dass Neumann und Diethei hätten Einfluss nehmen können.
Dass es den Machern der TVShow nicht nur um das Wohl der Start-ups geht, sondern auch ein gewisser Unterhaltungswert gewährleistet werden muss, wird immer wieder angeprangert. Auch Aaron Armah von Nero hat neben vielen positiven Erfahrungen bemerkt: „Ich hatte bei manchem Löwen den Eindruck, er hat in der Kürze der Zeit gar nicht verstanden, worin sich unsere Grillkohle positiv von der anderer Anbieter unterscheidet.“Dazu sei die Folge mit Nero unglücklicherweise im Herbst ausgestrahlt worden, wo das Thema Grillkohle eher eine untergeordnete Rolle spielt.
Dass 2Kiq für sein Energiegetränk keinen Deal bekam, also keinen Investor fand, stört Neumann und Diethei dabei aber gar nicht so sehr. Dieser Erfolg war auch Nero verwehrt geblieben. Der Unterschied: Der Auftritt des Energiegetränkeherstellers wurde noch dazu nie im Fernsehen ausgestrahlt. Die Chance, bundesweit vor großem Publikum zu werben und den Verkauf anzukurbeln, fiel damit flach. Weil man sich aber auf größere Bestellungen nach Ausstrahlung der Sendung eingestellt hatte, wurde vorproduziert, der Onlineshop aufgerüstet und die Hotel- und Fahrtkosten zum Drehort sowie das Bühnenbild mussten ebenfalls selbst finanziert werden. Insgesamt investierten Neumann und Diethei rund 40000 Euro in die Teilnahme bei „Die Höhle der Löwen“. Am Ende musste Ware weggeschüttet werden, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen war. „Wir wissen von Teilnehmern, die bis zu 150 000 Euro auf diese Weise in den Sand gesetzt haben“, erzählt Christina Diethei.
Dass das Risiko besteht, nicht ausgestrahlt zu werden, war vorab bekannt. Allerdings, so Neumann, sei der Reiz, es könnte klappen, größer. Dazu sei seitens des Senders immer wieder versichert worden, wie gut die Chancen auf Ausstrahlung stünden. Das Gute: Der Löwe
Georg Kofler hat viel positive und konstruktive Rückmeldung gegeben. 2Kiq hat darauf reagiert und bietet das Energiegetränk nun statt in PET-Flaschen in einem umweltfreundlicheren Tetra-Pak an. „Das kommt beim Handel gut an.“
Das Fazit der beiden: Das TVFormat kann ein Sprungbrett für Start-ups sein. Wer allerdings in größere Vorleistungen gehen muss, der sollte sich eine Teilnahme gut überlegen. Aaron Armah schließt sich dem an. Für ihn und sein Unternehmen Nero habe sich die Teilnahme dank der Ausstrahlung auch ohne Deal ausgezahlt. „Sie hat uns bei Händlern sowie Kunden bekannt gemacht und Türen geöffnet“, ist er überzeugt. Mittlerweile gibt es die Grillkohle bundesweit im Lebensmittelhandel sowie bei bekannten Baumärkten.
Auftritt wurde im Fernsehen nie ausgestrahlt