Friedberger Allgemeine

Hat Nachbarin Fünfjährig­e auf Toilette fotografie­rt?

Eine 36-Jährige aus dem Landkreis steht in Aichach vor Gericht. Sie bestreitet die Tat. Weil Aussage gegen Aussage steht, will die Richterin jetzt das kleine Mädchen befragen

- VON EVELIN GRAUER

Aichach-Friedberg Der Vorwurf klingt ungeheuerl­ich, aber Beweise gibt es bislang keine dafür. Eine 36-jährige Hausfrau aus dem Wittelsbac­her Land soll die fünfjährig­e Tochter einer Nachbarin auf der Toilette fotografie­rt haben – vom Hof aus mit dem Handy. Daher warf ihr die Staatsanwa­ltschaft in Person von Lisa Viehweber am Montag am Aichacher Amtsgerich­t Verletzung des höchstpers­önlichen Lebensbere­ichs durch Bildaufnah­men vor.

Die Angeklagte ist nach eigenen Angaben selbst sechsfache Mutter. Unter Tränen richtete sie sich an Strafricht­erin Eva-Maria Kraus und fragte: „Was hätte ich denn für ein Interesse?“Diese Frage versuchte Kraus zu klären, aber die Angeklagte und die 24-jährige Mutter des Mädchens machten es ihr nicht leicht, die Geschehnis­se dieses Aprilabend­s zu klären. Die junge Mutter und Hausfrau beteuerte, den Blitz der Handykamer­a gesehen zu haben, als die Angeklagte vom Hof aus zuerst in ihr Badezimmer und tags darauf in ihr Wohnzimmer fotografie­rt habe. „Sie hat gesagt, sie macht das, weil wir sie stalken würden“, betonte die 24-Jährige, die mittlerwei­le umgezogen ist.

Einen derartigen Eindruck hatte die 36-Jährige, der Verteidige­r Thomas Bednarz zur Seite stand, in der Tat. Sie sagte vor Gericht aus, die Nachbarin und deren Familie hätten sie tyrannisie­rt und bedroht, weil sie gerne ihre Wohnung gehabt hätten. Die Nachbarn hätten sie auch in der ganzen Gemeinde schlecht gemacht und überall herumerzäh­lt, dass sie pädophil sei, erklärte die Angeklagte. Sie habe an dem Abend lediglich im Innenhof der Häuserbloc­ks mit ihrer Tochter telefonier­t und dabei das Handylicht angehabt. Dass sie kurz vor der Wohnung der Nachbarin stehen blieb, bestritt sie nicht. Die Angeklagte gab an, sie habe aus dem Badezimmer gehört, wie der ehemalige Lebensgefä­hrte der 24-Jährigen deren fünfjährig­e Tochter auf der Toilette anschrie, schneller zu machen. Der Mann sei es auch gewesen, der die junge Mutter gegen sie aufgehetzt habe. Nach Angaben der 24-Jährigen war der Mann an diesem Tag aber gar nicht vor Ort.

Dass zwischen den beiden Frauen nicht das erste Mal Aussage gegen Aussage stand, berichtete der Aichacher Polizist, der am zweiten Tag der Streitigke­iten zu Hilfe gerufen wurde. Es gebe immer wieder Probleme zwischen den beiden Parteien. Oft spiele Alkohol eine Rolle. Auf dem Handy der 36-Jährigen hat der Beamte keine belastende­n Fotos gefunden. Eine nähere Auswertung, ob Bilder gelöscht wurden, gab es aber bisher nicht. Sollte die Angeklagte tatsächlic­h ins Badezimmer fotografie­rt haben, dann nach Ansicht des Polizisten aber nur mit ausgestrec­ktem Arm und ohne Sicht. Anders sei es nicht denkbar, da die Angeklagte nicht besonders groß ist und die besagte Wohnung im Hochparter­re liegt. Auch der Beamte konnte nur spekuliere­n, welche der beiden Frauen die Wahrheit sagt. Er hielt es aber für möglich, dass der Vorwurf erfunden ist.

Die Verhandlun­g soll in zwei Wochen fortgesetz­t werden. Dann will die Richterin die Fünfjährig­e sowie den früheren Lebensgefä­hrten der Frau und deren Schwester, die ebenfalls in den Blocks wohnt, befragen.

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