Freunde des Dämmerlichts
Dieses Wochenende wird spitze. Noch einmal Licht satt! Die Sonne, die Temperaturen, fast alles lässt in uns Bayern noch einmal die Erinnerung an den Sommer konkret werden. Am liebsten würde man laut jubelnd über die abgeernteten Felder strolchen.
Auf der anderen Seite blitzt dann der Gegengedanke auf, ob man sich angesichts des Klimawandels über solch warme Herbsttage überhaupt noch ohne schlechtes Gewissen freuen darf. Ich denke, man darf. Aber das soll hier nicht das Thema sein.
Denn, wie gesagt, der goldene Herbst ist da. Die Freunde des Dämmerlichts stöhnen lustvoll auf und kommen ins Schwärmen. Ja, all die Schwammerl, die herrlichen Waldspaziergänge, ach überhaupt, diese wunderbare Stimmung!, freuen sich die Fans des Nebels und des Malers Caspar David Friedrich.
Der weniger romantisch veranlagte und präventiv tickende Bayer hat sich allerdings schon mit Vitamin-D-Präparaten eingedeckt, um für die bevorstehende Tristesse gewappnet zu sein. Denn, seien wir ehrlich, der Herbst ist die Zeit der sterbenden Blätter – und so fühlt er sich auch an! In den Kindergärten legen die Erzieherinnen das Papier zum Pressen der toten Blätter bereit. Und uns Erwachsenen, die wir noch Gedichte auswendig lernen mussten, fällt beim Blick aus dem Fenster spontan der „Herbsttag“von Rilke ein: „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr./Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,/wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben/ und wird in den Alleen hin und her/ unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.“Angesichts solcher Zeilen kann einem echt angst werden.