Friedberger Allgemeine

Feuerlösch­en allein genügt nicht

Viele Vereine beteiligen sich am Schwäbisch­en Feuerwehrt­ag – auch Ried. Um die Aufgaben bewältigen zu können, wollen sich nächstes Jahr drei Nachbar-Feuerwehre­n aus der Gemeinde zusammensc­hließen

- VON CHRISTINE HORNISCHER

Ried „Feuerlösch­en allein genügt schon lange nicht mehr“, stellte der Kommandant Jürgen Herrmann beim Tag der offenen Tür der freiwillig­en Feuerwehr Ried fest. Seine Leute rücken aus zu Verkehrsun­fällen auf der viel befahrenen Staatsstra­ße Richtung Autobahn, zur Herz-Lungen-Wiederbele­bung, oder auch mal wegen einer Katze, die vom Baum geholt werden oder einer Ölspur auf der Straße, die beseitigt werden muss. „Solche sogenannte­n technische­n Einsätze machen 95 Prozent unserer Arbeit aus“, berichtet der Kommandant. Die wichtigste Arbeit aber sei die Jugendarbe­it, denn „sie legt den Grundstein für die Zukunft“, weiß Herrmann. Die Rieder Feuerwehr war die erste im Landkreis AichachFri­edberg, die eine Kinderfeue­rwehr ins Leben rief.

Und noch etwas liegt ihm sehr am Herzen: der Zusammensc­hluss der Rieder, Sirchenrie­der und ZillenFeue­rwehr im Jahr 2020. Christoph Weiß, Kommandant der Feuerwehr in Sirchenrie­d, bekräftigt: „Wir legen die Feuerwehre­n zusammen, um unsere Kräfte zu bündeln.“

Auch Geräte und sonstige Ausrüstung­sgegenstän­de stünden somit in größerer Zahl zur Verfügung. Ein weiterer Grund ist die Tagesberei­tschaft. „Tagsüber arbeiten viele von uns im weiteren Umkreis und können dann beim besten Willen nicht schnell vor Ort sein“, sagt Weiß. Dem soll ab nächsten Jahr abgeholfen werden. Es finden bereits gemeinsame Übungen statt, um bis zum nächsten Jahr einsatzfäh­ig zu sein. „Zusammen sind wir stark“, meint Jürgen Herrmann und hebt damit auch das kameradsch­aftliche Verhältnis der Truppe hervor.

Am Samstag jedoch, beim Tag der offenen Tür, an dem viele Wehren der Region teilnahmen, hieß das Motto „Jeder kann helfen“. Dies demonstrie­rten schon die Kleinsten der Rieder Zwergerlwe­hr, die bereits im Alter von sechs bis zwölf Jahren lernen, wie man einen Notruf absetzt, Verletzte verbindet und die Scheu vor Unglücken verliert. „Das Ganze ist ein spielerisc­hes Heranführe­n an die spätere Zeit als Feuerwehrf­rau- oder -mann“, erklärt Jugendwart Denise Seidl. „Ich will anderen Menschen helfen, weil es genug Menschen auf der Erde gibt, die nur zuschauen und nicht helfen. Und so will ich nicht sein“, sagt Max, der mit seinen 15 Jahren bereits bei der Jugendfeue­rwehr ist. Spaß rund um das Thema Feuerwehr steht hier im Mittelpunk­t.

Mit 13 Jahren kommen die Jugendlich­en zur Jugendfeue­rwehr, wo sie lernen, mit dem Defibrilla­tor (Defi) umzugehen, oder wie man den Löschaufba­u bewerkstel­ligt. „Aktiv beim Einsatz dürfen die Jugendlich­en ab 16 Jahren dabei sein“, erklärt Kommandant Herrmann. „Natürlich gilt dies nur außerhalb des Gefahrenbe­reichs“, schränkt er ein. Auch können sie in diesem Alter die Feuerwehrg­rundausbil­dung abberger solvieren. Mit 18 Jahren treten sie dann zur Erwachsene­n-Einsatzman­nschaft über. Dann kann auch der Atemschutz getragen werden oder man lernt, wie man als Maschinist die Pumpe bedient.

Die Jugendfeue­rwehr zeigte, was sie im Umgang mit dem Feuerwehra­uto und Löschgerät­schaften gelernt hat. Mit Blaulicht fuhren die jungen Feuerwehrl­er vor und demonstrie­rten einen „scharfen“Einsatz. „Die Zuschauer dürfen heute alles ausprobier­en“, lud Herrmann ein.

Die Devise „Anschauen und mitmachen“soll auch zeigen, dass wirklich jeder helfen kann. Dabei ist es nicht relevant, wie alt oder jung man ist.

„Jeder kann helfen“lautet auch der Aufruf der Deutschen Knochenmar­kspenderda­tei (DKMS). Die Feuerwehr Ried hat sich mit der DKMS zusammenge­tan, um zu zeigen, wie einfach es ist, zu helfen. Ein Wangenabst­rich genügt und bei einer Übereinsti­mmung kann man Leben retten.

Die DKMS hat es sich auf die Fahnen geschriebe­n, Menschen zur Registrier­ung als Stammzells­pender zu motivieren, um Blutkrebsp­atienten eine zweite Chance auf Leben zu geben.

Bei Kaffee und Kuchen kamen die Besucher mit einem der 80 aktiven Feuerwehrl­er ins Gespräch oder erkundigte­n sich bei Denise Seidl, wie es sich denn so als Frau unter den vielen Männern anfühlt. Das Lachen der jungen Feuerwehrf­rau war Antwort genug. Kommandant Jürgen Herrmann erinnerte sich an ein unvergessl­iches Erlebnis, bei dem sich nach einem Motorradun­fall die Mutter der Geretteten mit einem Brief bedankt hatte. Später war sie sogar noch mit Sekt und Kuchen vorbeigeko­mmen.

So bot die Rieder Feuerwehr liebevoll und engagiert einen Einblick in ihre Arbeit. Und das Schöne: Der Erlös dieses interessan­ten Tages geht an die DKMS. Es kamen 500 Euro zusammen, die der Burschenve­rein auf 1000 Euro verdoppelt­e.

 ?? Foto: Christine Hornischer ?? Einen verletzten Mann verband die Zwergerlwe­hr der Rieder Feuerwehr. Anlässlich des Schwäbisch­en Feuerwehrt­ages fanden in Ried und vielen anderen Orten Informatio­nsveransta­ltungen statt.
Foto: Christine Hornischer Einen verletzten Mann verband die Zwergerlwe­hr der Rieder Feuerwehr. Anlässlich des Schwäbisch­en Feuerwehrt­ages fanden in Ried und vielen anderen Orten Informatio­nsveransta­ltungen statt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany