Nahverkehr: Konzept ist noch nicht schlüssig
Es ist legitim, wenn die SPD Ministerpräsident Söder daran erinnert, dass er vor einem guten Jahr in Wahlkampf-Spendierlaune zugesagt hat, 365-Euro-Abos in bayerischen Ballungsräumen fördern zu wollen. Das angesichts der hohen Kosten ambitionierte Versprechen könnte sonst allzu leicht in Vergessenheit geraten.
Noch hat die Augsburger SPD kein ausführliches Wahlprogramm vorgestellt. Sollte das SPD-Nahverkehrskonzept aber allein aus den jetzt geäußerten Forderungen nach einem Senioren- und 365-EuroAbo bestehen, wäre es recht dünn. Dass die neue Tarifpalette für Senioren nur Verschlechterungen beinhaltet hat, stimmt nicht. Richtig ist, dass das Seniorenabo wegfiel. Dafür kam das 9-Uhr-Abo, das günstiger ist, aber im Frühverkehr nicht genutzt werden darf. Es ist also eine Mischung aus Verschlechterung und Verbesserung.
Und dass allein ein 365-EuroAbo für alle zu großen Fahrgastzuwächsen führt, ist nicht zwingend. In Wien, das häufig als Beispiel genannt wird, ging die Zahl der Abos sprunghaft nach oben, weil sich der Kauf schon bei relativ wenigen Fahrten lohnt, doch der Nahverkehr hat beim Anteil am Gesamtverkehr nicht wesentlich zugelegt. In dem Zusammenhang wird der Blick nach Gersthofen, das kommendes Jahr das Abo einführt, spannend. Gersthofen hat freilich genug Geld, um seinen Bürgern dieses Angebot zu finanzieren. Augsburg ist auf Zuschüsse angewiesen, weshalb die SPD den Freistaat in die Pflicht nimmt.
Das ist wie gesagt legitim, doch eigene Forderungen davon abhängig zu machen, dass andere auf Zuruf zahlen, ist noch kein schlüssiges Konzept. Dazu bedarf es mehr. Das gilt im Übrigen für die Vorstellungen von allen Parteien zum Thema. Verbesserungen im Nahverkehr sind wünschenswert, um seinen Anteil am Verkehr zu erhöhen. Wer sie fordert, muss aber auch realistisch darlegen, wie er sie bezahlen will.