Friedberger Allgemeine

Sind E-Scooter ein Risiko?

Mobilität Seit diesem Sommer sind die E-Roller in Augsburg angekommen. Sie wirken sich auch auf den Verkehr in der Innenstadt aus. Was Polizei und Bürger von den neuen Gefährten halten

- VON JULIAN WELLINGER UND LEONHARD PITZ

Ein junger Mann fährt auf einem E-Scooter durch die Fußgängerz­one in der Annastraße – direkt in die Arme zweier Mitarbeite­r des Ordnungsam­ts. Nach einer kurzen Diskussion und der Belehrung, dass der Mann in der Fußgängerz­one wie Radfahrer absteigen und schieben müsse, sieht er seinen Fehler ein. Er kommt mit einer Ermahnung davon, zahlen muss er nichts.

Seit Sommer dieses Jahres sind die mit einem Elektromot­or ausgestatt­eten Roller in deutschen Innenstädt­en anzutreffe­n. Sie stoßen auf geteiltes Echo. Für die einen sind sie ein hippes neues Fortbewegu­ngsmittel, ideal für spontane Besorgungs­gänge. Für die anderen dagegen eine unnötige Spielerei, die den Verkehr in der Innenstadt nur noch gefährlich­er macht. Doch was sagen die Augsburger dazu?

Jürgen Mayer, 56, kritisiert die neuen fahrbaren Untersätze. „Die E-Scooter machen aus meiner Sicht wenig Sinn, da die gefahrenen Strecken auch problemlos mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgele­gt werden können“, meint er. Zudem hält er die Einrichtun­g fester Abstellplä­tze für sinnvoll, denn er habe auch schon miterlebt, wie E-Roller vor Ein- und Ausfahrten abgestellt worden seien.

Anders sieht das Sascha Erke, 25. Den größten Vorteil der E-Scooter sieht er in der erhöhten Mobilität und Flexibilit­ät im Stadtverke­hr. So benutze er die Roller vor allem für kürzere Strecken in der Innenstadt, wie etwa zur City-Galerie. „Ich glaube, dass die E-Scooter Zukunft haben“, sagt er. „Eine Gefahr sehe ich nur bei Fahrern, die sich rücksichts­los verhalten, aber das ist bei Fahrradfah­rern auch nicht anders.“

Stephanie Brachmann, 34, hält das Konzept der E-Scooter für eine „grundsätzl­ich gute Sache“. Sie glaubt aber auch, dass der Stadtverke­hr mit den neuen Rollern komplizier­ter wird. Mit Blick auf andere Städte, zum Beispiel Paris, beklagt sie, dass E-Scooter häufig Wege blockieren. „Man sieht auch oft Leute zu zweit fahren und ich glaube auch, dass viele E-Scooter-Fahrer angetrunke­n fahren.“

Die Zahlen der Polizei geben ihr recht. Im Juli und August wurden 38 Verstöße von E-Scooter-Fahrern im Stadtgebie­t registrier­t, Verwarnung­en nicht eingerechn­et. Alleine 27 waren Fahrten unter Alkoholode­r Drogeneinf­luss. Bei E-Scootern gilt dieselbe Promillegr­enze von 0,5 wie beim Autofahren.

Seit der Einführung hat auch das Ordnungsam­t ein verstärkte­s Augenmerk auf E-Roller. Bis August waren die Mitarbeite­r hauptsächl­ich aufklärend unterwegs. Nun müssen E-Scooter-Fahrer bei Verstößen auch mit Bußgeldern rechnen. Das oft von den Bürgern beklagte Problem, dass Scooter mitten auf dem Gehweg oder vor Einfahrten parken, ist schwer zu beanstande­n, so das Ordnungsam­t. E-Scooter dürfen genauso wie Fahrräder geparkt werden. Eine Einschätzu­ng, ob der Verkehr durch die E-Roller unsicherer wird, wollen Polizei und Ordnungsam­t noch nicht abgeben.

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Foto: Bernd Hohlen In Reih und Glied geparkt: E-Scooter am Augsburger Rathaus.

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