Besucherrekord in der Titania-Therme
Freizeit In dem Neusässer Bad muss zeitweise sogar der Einlass gestoppt werden. Was in diesem Jahr erneuert wurde und warum sich vor allem Kinder auf die geplanten Umbauten freuen können
Neusäß So können die Zeiten sich ändern: Noch vor wenigen Jahren steckte die Titania-Therme in Neusäß nach einem Legionellenbefall in der Krise. Inzwischen kommen so viele Besucher in das Bad, dass manchmal der Einlass an der Kasse gestoppt werden muss. Das Aus der Königstherme in Königsbrunn und der Trend zum Wellness-Tag als Auszeit vom Alltag lassen die Gästezahlen kontinuierlich steigen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres schwammen und saunierten in der Therme 166300 Leute, das sind 10 000 mehr als zu dieser Zeit vor einem Jahr.
„Das Titania ist ein Magnet geworden“, stellt der Neusässer Bürgermeister Richard Greiner fest. Im größeren Umkreis sei es das einzige Bad dieser Art. Betriebsleiterein Jana Freymann bestätigt, dass die Besucher nicht nur aus dem Großraum Augsburg kommen. Der Kundenkreis gehe bis nach München, Ulm, Donau-Ries oder ins Allgäu.
Die Therme hat dem Bürgermeister und den Stadträten nicht immer Freude gemacht. Die Turbulenzen hatten im September 2012 begonnen, als Legionellen im Wasser gefunden wurden. Eine Besucherin erkrankte daran sogar. Das Bad wurde im November geschlossen. Im Zuge der Krise zeigte sich, dass das Verhältnis zwischen Stadt und Betreiber Uwe Deyle zerrüttet war. Wegen ausstehender Pachtzahlungen kündigte die Stadt den Vertrag mit Deyle, der mit seiner Unternehmensgruppe zudem die inzwischen geschlossene Königstherme in Königsbrunn betrieben hat. Vor Gericht einigten sich beide Parteien auf einen für Neusäß teuren Kompromiss: Die Stadt musste auf 400 000 Euro Pacht verzichten.
Die Kommune übernahm das Titania selbst, um es wieder auf Spur zu bringen und das Vertrauen der verschreckten Gäste wieder zu gewinnen. Dies sei eine „Herkulesaufgabe“gewesen, erinnert sich Greiner an diese Zeiten. Er weiß um die Bedeutung des Bades, das die Stadt vor 18 Jahren aus der eigenen Tasche gebaut hat. „Wenn es dem Titania schlecht geht, geht es der Stadt Neusäß schlecht.“Greiner denkt dabei nicht nur an die Finanzen, sondern sieht die Therme auch als Aushängeschild mit überregionaler Bedeutung.
Bei jährlichen Revisionen wurde das Bad sukzessive auf Vordermann gebracht. Neben Maler- und Putzarbeiten gehören neue sanitäre Anlagen dazu. In diesem Jahr wurde das Hamambecken erneuert. 90000 Steinchen wurden an den Wänden in orientalischem Muster aufgeklebt. Neu ist auch am Eingang des Bades eine große Leuchtschrift zur Begrüßung der Besucher.
Da es zu Aufgusszeiten eng auf den Saunabänken wurde, war die erste große Investition zur Erweiteder Therme der Bau der „Schärensauna“auf dem Außengelände. Rund 90 Personen finden darin Platz. Die Stadt hat bis zum Jahr 2025 weitere Um- und Anbauten im Auge. Im nächsten Jahr ist geplant, den Gastronomie- und den Saunabereich voneinander abzugrenzen. In dem vom Badbeirat entwickelten Konzept ist als weiterer Schritt der Bau einer großen und breiten Rutsche mit einem eigenen Becken im Außengelände vorgesehen. Im Bad selbst soll der Kleinkindbereich attraktiver werden. Da der Stadt im Umfeld vom Titania keine Flächen gehören, sind ihr für eine Erweiterung Grenzen gesetzt. Gegen die Parkplatznöte gibt es aber Pläne, im Norden für Entlastung durch eine geschotterte Fläche zu sorgen.
Im vergangenen Jahr sind 278 493 Leute ins Titania gekommen. Die Hälfte von ihnen lockt die Sauna an. Für echte Saunafans gebe es keine Pause im Sommer, erzählt der stellvertretende Betriebsleiter Christian Hofbeck. „Manche kommen das ganze Jahr.“
Er beobachtet, dass immer häufiger Familien die Therme auch im Sommer besuchen. Sie schätzten die im Vergleich zu einem großen Freibad ruhigere und überschaubare Atmosphäre. „Wir haben im Sommer kein Loch mehr“, sagt Betriebsleiterin Freymann. Besonders voll werde es aber natürlich vor allem an Worung chenenden mit schlechtem Wetter. Wenn 750 Leute in der Therme sind, wird erst wieder jemand reingelassen, wenn ein anderer das Haus durch das Drehkreuz verlässt. Nur so könnten die Bademeister noch einen Überblick behalten und für Sicherheit sorgen.
Wie sehr die Therme expandiert, zeigt sich auch am Personal. Die Zahl der Mitarbeiter habe sich seit der Übernahme des Bades durch die Stadt und den Betrieb durch die GMF verdoppelt, sagt Leiterin Jana Freymann. 115 Leute arbeiten im Schichtdienst im Bad, Reinigung, Service, Küche oder Büro. Einige Mitarbeiter sind von der Königstherme nach Neusäß gewechselt.