Hinteregger fernab des Teams
Der Abwehrspieler verschwindet nach dem Mannschaftsessen auf ein Dorffest. Für einen Verbleib in Augsburg spricht das nicht. An seiner Trainingsmoral gibt es keinen Zweifel
Bad Häring Für die Mannschaft des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg gingen gestern sieben harte Tage zu Ende. Mit einer „kernigen Einheit“beendete Trainer Martin Schmidt am Sonntag um 11.30 Uhr das Trainingslager in Tirol. Ab Dienstag wird sich der FCA wieder in Augsburg auf die Saison und das erste Pflichtspiel am 10. August im DFB-Pokal beim Regionalligisten SV Verl vorbereiten.
Zum Abschluss des Trainingslagers sorgte Abwehrspieler Martin Hinteregger für Irritationen. Für Samstag war beim FCA ein Mannschaftsabend anberaumt. Allerdings sah man den Österreicher fast den ganzen Abend fernab seiner Teamkollegen auf dem Dorffest in Bad Häring. FCA-Pressesprecher Dominik Schmitz teilte mit, dass Hinteregger auf jeden Fall mit dem Team noch zu Abend gegessen hätte. Fakt ist jedoch, dass der Verteidiger in der Zeit nach 18 Uhr das Dorffest besucht und mit seinen Landsleuten gefeiert hat. Die wollten ihn spaßhalber sogar zum FC Bad Häring lotsen und ihn unbedingt einen Mitgliedsantrag unterschreiben lassen.
Dieses Verhalten könnte ein Indiz dafür sein, dass die Ehe zwischen dem FCA und Hinteregger, der heftig von Eintracht Frankfurt umworben wird, vor dem Aus steht. Nicht wollte der FCA, wo die Mannschaft den Samstagabend ohne Hinteregger verbracht hat. Zudem fehlte der Österreicher auch beim Abschlusstraining am Sonntag. Allerdings haben im Laufe der Woche immer wieder Spieler individuell im Fitness-Raum des FCA-Hotels trainiert.
Vermutlich hat das auch Hinteregger am Sonntag getan. Egal, wie der genaue Ablauf nun gewesen sein mag, Hinteregger scheint nicht genau zu wissen, wie er mit seiner derzeit sehr verfahrenen Lage umgehen soll. Auf dem Trainingsplatz verhält er sich absolut professionell, daneben scheint er mit seiner Situation zu hadern.
Ansonsten dürfte das Trainingslager so gewesen sein, wie es sich die Verantwortlichen des Vereins vorgestellt haben. Trainer Schmidt machte jedenfalls einen sehr zufriedenen Eindruck, obwohl das letzte Testspiel gegen den spanischen Erstligisten FC Villarreal mit 2:6 verloren ging. „Es ist mir lieber, wir verlieren einmal ein Testspiel hoch, als wenn du am laufenden Band verlierst“, sagte der Coach. Er nahm diese Niederlage teils auf seine Kappe: „Ich hätte am Vormittag vor dem Spiel auch das Training ausfallen lassen können, damit die Spieler zum Durchschnaufen kommen – aber das wollte ich nicht. Das harte Trainingslager war ja erst am Sonnbeantworten tag vorbei, und deshalb habe ich das auch mit einem gewissen Risiko durchgezogen.“Allerdings: Sowohl beim 4:1-Sieg gegen Galatasaray Istanbul, wo die Mannschaft einen starken Eindruck hinterließ, als auch gegen Villarreal hatte Schmidt einige Nachwuchsspieler auf dem Rasen. So sind gegen Villarreal kurzfristig Florian Niederlechner, Ruben Vargas, Michael Gregoritsch und Marco Richter ausgefallen. Das Quartett war aber beim Abschlusstraining wieder dabei.
Lob gab es von Schmidt für die Abteilung „Jugend forscht“, die aus Simon Asta, Tim Civeja, Stefan Russo, Jozo Stanic, Dorian Cevis, Maurice Malone und Cheon Seonghoon bestand: „Die haben sehr gut mitgezogen und waren immer bei der Sache.“Im Aufbautraining befanden sich in Bad Häring weiterhin Raphael Framberger, Alfred Finnbogason und Rani Khedira. Gar nicht dabei waren Jeffrey Gouweleeuw (Adduktorenprobleme) und Jan Moravek – Letzterer habe aber laut Martin Schmidt am Freitag in Augsburg wieder mit dem Training begonnen.
Der FCA hat noch drei Wochen Zeit, ehe die Mannschaft im ersten Punktspiel bei Borussia Dortmund gastiert. Den „Faktor Zeit“kalkuliert Schmidt mit ein: „Ich denke, dass wir den einen oder anderen, der heute noch fehlt, bis zum Saisonstart wieder hinbekommen.“